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Jahr: 2022
/ Ausgabe: 2022_06_22_Presse_OCR
- S.6
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Tiroler Tageszeitung
„Die Rache der Reiselustigen“, Seite 3
In Deutschland hat das Neun-Euro-Ticket zur Überlastung des Bahnverkehrs geführt. In Österreich reichen Klimaticket und Stoßzeiten wie verlängerte Wochenenden. Von 1200 Zügen waren vier laut ÖBB zu überfüllt.
“
Foto: imago
Die Rache der Reiselustigen
Nach zwei Jahren Pandemie macht man Urlaub auf Teufel komm raus. Das sorgt teils für überfüllte Züge
und stürzt Flughäfen ins Chaos, weil dort das Personal fehlt. Reisende müssen sich auf Probleme einstellen.
Von Anita Heubacher
Innsbruck - Optimisten
dachten zu Beginn der Pandemie, dass Corona ein Umdenken in Richtung Nachhaltigkeit und Verzicht bringen
könnte, Es sieht nicht danach
aus. Das, was sich derzeit auf
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auf der Straße abspiell lässt
sich eher mit konsumieren,
was das Zeug hält, bezeichnen, Beim Reisen soll all das
nachgeholt werden, was in
den letzten zwei Jahren ver-
boten war. „Revenge Travel“
heißt das Modewort dafür,
Rache-Reisen ist die deutsche
Übersetzung,
„Bei den Urlaubsflügen
sind wir tatsächlich bereits
wieder auf Vor-Corona-Niveau“, sagt der Direktor des
Flughafens Innsbruck, Marco
Pernetta. Nur die Geschäftsreisen sind noch nicht dort,
wo sie vor der Pandemie waren und werden ein solch
hohes Niveau wohl nicht so
schnell wieder erreichen. Die
Video-Konferenz lässt grüßen
An kleineren Flughäfen, wie jenem in Innsbruck, wird pünktlich abgefertigt, an größeren fehlt das Personal an allen Ecken und Enden,
Foto: Fl
und Geschäftsleute sehr oft
am Boden bleiben, Wie berichtet, lief am Innsbrucker
Flughafen die Abfertigung der
Reiselustigen noch planmäßig. Der Personalmangel, der
große Flughäfen in die Knie
zwingt, macht sich in Innsbruck nicht so stark bemerkbar, Durch die Kurzarbeit
habe man die meisten der
rund 150 Mitarbeiter halten
können, sagt Pernetta, „Wir
konnten aber nicht verhindern, dass manche, gerade
Jüngere, sich nach anderen
Jobs umgeschaut haben.“
Die Pandemie hat das Personal ausgedünnt. Die großen Flughäfen werden von
riesigen, internationalen
Dienstleistern bedient. Um
zu sparen, wurde an den Personalkosten gedreht, Nach
unten, versteht sich, Das hat
nun zur Folge, dass es an allen
Ecken und Enden an Personal
fehlt. „Wir sind von New York
nach Amsterdam geflogen.
Pünktlich. Doch dann hat es
in Amsterdam ni jen
For: Pomas Böhm
Das ändert sich in
diesem Sommer
nicht mehr und betrifft
fast alle großen Flughä-
‚fen Europas.“
Marco Pernetta
(Direktor Flughafen Innsbruck)
Stundenlanges Warten und
eine Übernachtung in Amsterdam später konnte die
Frau die Heimreise antreten.
„Das ändert sich in diesem
Sommer nicht mehr und betrifft fast alle großen Flughäfen Europas“, sagt Pernetta,
Um Personal zu halten oder
neues zu finden, seien höhere Löhne und Vergünstigungen für die Mitarbeiter nötig.
„Das machen wir und hoffen
so, gut durch den Winter zu
“
gegeben, der die Koffer in die
Flugzeuge verfrachtet hat“,
erzählt eine Innsbruckerin,
Lange Wartezeiten und sogar das Hinauskomplimentieren aus überfüllten Zügen
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‚ Wir haben über
den Tag verteilt
kein kapu itätsproblem.
Das ist ein Lenkungs-
thema.“
Christoph Gasser-Mair
(ÖBB-Pressesprecher)
müssen heuer Fahrgäste im
Bahnverkehr in Kauf nehmen, Grund ist nicht der Personalmangel, sondern der
Ansturm der Reisewilligen,
„Wir haben über den Tag
verteilt kein Kapazitätsproblem“, sagt ÖBB-Pressesprecher Christoph Gasser-Mair,
Es spieße sich zu Stoßzeiten
im Regionalverkehr und an
verlängerten Wochenenden
im Fernverkehr. Das Aufgebot an Reisenden sei allerdings zu relativieren, „Selbst
am Pfingstwochenende, als
1200 Fernverkehrszüge in
Österreich unterwegs waren,
mussten Fahrgäste aus nur
vier Zügen aussteigen, weil sie
zu überfüllt waren.“ Wer aussteigen musste, konnte teils
mit dem Bus oder später mit
dem Zug weiterfahren und
bekam 25 Euro Kulanzgutscheine angeboten. Der Ärger
der Fahrgäste war dennoch
groß. „Unangenehm für alle
Beteiligten, für die Fahrgäste und unser Personal,.“ Die
ÖBB empfehlen, Sitzplätze zu
reservieren, und raten Pendlern, auf Regionalzüge umzusteigen, Dass es auch dort
eng wird, „ist in Stoßzeiten
normal“, sagt Gasser-Mair,
Verkehrslandesrätin Ingrid
Felipe von den Grünen verweist auf das erweiterte Angebot. 780.000 Zugkilometer
seien heuer allein in Tirol dazugekommen, 1,4 Millionen
Zugkilometer waren es Österreichweit, „Heute werden
jährlich bereits 8,5 Millionen
Zugkilometer, also eine Steigerung von 28 Prozent, gefahren.“ Felipe will mehr, „um
noch mehr Menschen für die
Öffis begeistern zu können“,
Klimaticket und teurer Treibstoff könnten das Ihrige tun.