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„Ziergartenmusik und Zombie-Regie“, Seite 12
8.8.2022

Ziergartenmusik und Zombie-Regie

Carl Heinrich Grauns Oper „Silla“ über den römischen Diktator enttäuscht bei den Innsbrucker Festwochen Alter Musik

Stefan Ender iwilli nachdem — wird da musiziert im Tiroler Landes- sche Kraft. Als einziger mit Brustsein gewaltsames Vorgehen in einer theater, stimme singender Mann hat Süngü
r war eine militärisch-musi- Liebesangelegenheit das Volk auf- Flach und grau ist auch das Bühr Durchsetzungsworteile In
sche Doppelbegabung: Wenn gebracht hat, Im Gegensatz zu Piu- nenbild (von Julia Dietrich), das klarem, heilem dieser einstigen
ihm_ nicht gerade in einer tarch zeichnet Friedrich seinen Kal- man anzuschauen hat. Man lernt, Friedrich stand im Musiktheater ja
Schlacht das Pferd unter dem Aller- iegen versöhnlicher: als Lehrbei- dass die Tempel zur Hochzeit des rö- der Sinn nach
wertesten weggeschossen wurde, spiel fülr einen Herrscher, dessen mischen Imperiums offenbar Cis-Personal hatte er in seinen Feldbeaufsichtigte Priedrich II in seiner Machtrausch letztendlich von der genauso rwinös waren wie heute, zügen genug um sich,
geliebten Hafoper Unter den Linden Vernunft Zügel angelegt werden, und dass Statuen schon seinerzeit In den Jubel des Innsbrucker
dis ikalisch isch Wenig Feuer ohne Armeh den. In dieser mischen sich auch per-
„Der König steht fast beständig optischen Ödnis zeichnet Georg sönliche Zweifel. Am Vorabend selhinter dem Kapeilmeister“, be- Beiden Innsbrucker Festwochen Quander für ein Geschehen verant- ner Ära (er amtiert noch ein Jahr)
schrieb ein Musikberichterstatter hat seit 2010 Alessandro De Marchi wortlich, d weniger als I scheint De Marchi mit seiner Stratedie ersei„wirklich die Zügel in der Hand. Vom Wesen nierung dennals A nis be gie der integralen
eben ein so guter Generaklirektor hereber der spröde Gentieman-Typ, zeichnen muss. Zur poetischen Be- von Opernraritäten in szenischer
höier als Generalissimus im Fekde”, liegt dem mittelalten Römer auch bilderung der Da-capo-Arien fällt Belanglosigkeit ans Ende gelanıgt zu
"arum die Geschich iter das Behutsame, i der sein Publikumsabfluss bei den
Fritz? An dessen Hofoper war Carl fein Gearbei" Ausbalancierteam Lindenoper exakt gar nichts ein. Sa Premieren war in den letzten Jahren
Heinrich Graun (1704-1759) Kapell- Herzen, Und so gelingt bei Silla spe- muss in den 1970er-Jahren m Ost- subjektiv empfunden ein
meister, Und mit der Neuinszenie- ziell die Begieitung der Arien oft ge- block Inszeniert worden sein, In Verglichen mit der Zeit seines Vor-
Tung von Grauns Oper Sille gingen winnend,. einer finanziellen und ästhetischen gängers Rene Jacobs kann man die
die Innsbrucker Fı henderAl- — Ob Zorn, Verzweiflung oder Lie- Mangelsituation. Gruselig. Festwochen als verstaubt und blutten Musik am bestaumel: Unter De Marchis sanfıt- Glücklicherweise kann sich Jeer empfinden. Die Styriarte setzt
so richtig los. Friedrich I böchst- präziser Anleitung wird das Fest- Quander auf Routiniers verlassen, auf
selbst hat zudem mit einem Prosa- wochenorchester zum Mit feuriger Intensität zeichnet Be- Zugang und verkürzte Opern — so
entwurf die Basıs für das Libretto Stimmungsmacher. Bei der Orches- jun Mehta Sillas innerte und äußere extrem muss man es ja auch nicht
dieser tereinleitung fehlt &s der - Kämpfe nach. Eleonora Bellocci machen, Aber eine Blutäuffrischung
Darin erleben wir, wie der römische tion aber eminent an Esprit, Feuer wehrt sich als Ottavia mit vokaler tut beiden
Diktator Sulla (hier: Silla) seinen Job _ und Aktivkraft; flach, flau und grau Dringlichkeit und Souveränität dringend not.

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