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Jahr: 2022
/ Ausgabe: 2022_09_8_Presse_OCR
- S.8
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tirol.orf.at
„Pfleger aus Kolumbien spalten Gemeinde“, Seite online
8.9.2022
Pfleger aus Kolumbien spalten Gemeinde
Die Gemeinde Jenbach will ihren Pflegemangel über Fachkräfte aus Kolumbien decken.
Sie zahlt dafür eine hohe Vermittlungsgebühr an eine Agentur. Auch die Stadt
Innsbruck hat sich bereits so beholfen. In Jenbach löst dieser Plan Kritik aus.
Online seit gestern, 14.39 Uhr
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Jenbach plant drei Pflegefachkräfte aus Kolumbien zu holen. Bürgermeister Dietmar Wallner
sieht die 12.000 Euro Vermittlungsprovision an die Agentur gut angelegt, „weil wir es nicht
riskieren können, irgendwann mit zu wenig Pflegekräften dazustehen und nicht mehr pflegen
zu können. Wir sind froh, wenn es Länder gibt, wo Menschen gut ausgebildet werden und die
mentalitätsmäßig noch zu uns passen.“ In Österreich würden sie dann gleich behandelt und
gleich bezahlt wie alle anderen angestellten Pflegekräfte auch.
Moderner Kolonialismus oder Segen in der Not?
Für Gemeindevorständin Barbara Wildauer von der Alternativen Liste Jenbach wirft das
Modell Fragen auf. Die Agentur hole die Arbeitskräfte nach Tirol, aber die Marktgemeinde
Jenbach müsse sehr viele zusätzliche Anforderungen erfüllen. „Das beginnt bei der
Finanzierung und Organisation der Anreise, Wohnraumbeschaffung, Familiennachzug,
Sprachausbildung und Unterstützung bei der Einarbeitung im Altersheim. Das sind alles
Leistungen, die wir unseren bestehenden Mitarbeiterinnen in dieser Form nicht anbieten
können“, so Wildauer. Das bringe Unruhe in der Gemeinde, so die Gemeindevorständin.
Außerdem müsse die Pflegemisere sofort beseitigt werden, nicht erst in einem Jahr. So lange
dauert es nämlich, bis die Pflegekräfte aus Kolumbien nach umfangreichen Sprachkursen ın
Tirol zu arbeiten beginnen können. Man solle das Geld dafür verwenden, Personal vor Ort zu
rekrutieren, anstatt in eine Agentur zu stecken.
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