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Jahr: 2022
/ Ausgabe: 2022_09_9_Presse_OCR
- S.5
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tirol.orf.at
„Pfleger aus Kolumbien spalten Gemeinde“, Seite online
9.9.2022
SOZIALES
Pfleger aus Kolumbien spalten Gemeinde
Die Gemeinde Jenbach will ihren Pflegemangel über Fachkräfte aus Kolumbien
decken. Sie zahlt dafür eine hohe Vermittlungsgebühr an eine Agentur. Auch die Stadt
Innsbruck hat sich bereits so beholfen. In Jenbach löst dieser Plan Kritik aus.
Jenbach plant drei Pflegefachkräfte aus Kolumbien zu holen. Bürgermeister
Dietmar Wallner sieht die 12.000 Euro Vermittlungsprovision an die Agentur
gut angelegt, „weil wir es nicht riskieren können, irgendwann mit zu wenig
Pflegekräften dazustehen und nicht mehr pflegen zu können. Wir sind froh,
wenn es Länder gibt, wo Menschen gut ausgebildet werden und die
mentalitätsmäßig noch zu uns passen.“ In Österreich würden sie dann
gleich behandelt und gleich bezahlt wie alle anderen angestellten
Pflegekräfte auch.
Moderner Kolonialismus oder Segen in der Not?
Für Gemeindevorständin Barbara Wildauer von der Alternativen Liste
Jenbach wirft das Modell Fragen auf. Die Agentur hole die Arbeitskräfte
nach Tirol, aber die Marktgemeinde Jenbach müsse sehr viele zusätzliche
Anforderungen erfüllen. „Das beginnt bei der Finanzierung und
Organisation der Anreise, Wohnraumbeschaffung, Familiennachzug,
Sprachausbildung und Unterstützung bei der Einarbeitung im Altersheim.
Das sind alles Leistungen, die wir unseren bestehenden Mitarbeiterinnen in
dieser Form nicht anbieten können“, so Wildauer. Das bringe Unruhe in der
Gemeinde, so die Gemeindevorständin.
Außerdem müsse die Pflegemisere sofort beseitigt werden, nicht erst in
einem Jahr. So lange dauert es nämlich, bis die Pflegekräfte aus Kolumbien
nach umfangreichen Sprachkursen in Tirol zu arbeiten beginnen können.
Man solle das Geld dafür verwenden, Personal vor Ort zu rekrutieren,
anstatt in eine Agentur zu stecken.
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