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Jahr: 2022
/ Ausgabe: 2022_10_12_Presse_OCR
- S.5
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Tiroler Tageszeitung
„Hohe Gehälter, Extrawürste: Kritik an Willis Personalpolitik‘“, Seite 25
Hohe Gehälter, Extrawürste:
Kritik an Willis Personalpolitik
Das Rathaus mutierte in den vergangenen Jahren laut GR Depaoli zum
„grünen Selbstbedienungsladen“. Alles rechtens, sagt der Bürgermeister.
Von Denise Daum
Innsbruck —- Der Kontrollamtsbericht zum Personalamt im Innsbrucker Rathaus
hat es in sich. Der über 260
Seiten starke Akt ist offiziell
noch unter Verschluss, erste
Details sickerten aber bereits
durch. Und die bringen Bürgermeister Georg Willi (Grüne) als Personalverantwortlichen durchaus in Bedrängnis.
Im Bericht ist die Rede von
Sonderverträgen und -behandlung für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im
Umfeld des Bürgermeisters.
Überstundenpauschalen
und großzügige Zulagen von
bis zu 100 Prozent sollen im
Bürgermeister-Büro bezahlt
werden. Auf Unmut dürfte auch stoßen, dass die im
Herbst 2020 von Willi angestellte Personalamtsleiterin
(gegen den Willen der Magistratsdirektorin) im Sommer
neun Wochen Urlaub am
Stück angetreten hat. Dazu
soll das Stundenausmaß in
ihrem Dienstvertrag rückwirkend reduziert worden sein,
um mit den dadurch zu viel
geleisteten Stunden die zusätzlichen Urlaubstage abzudecken.
Ein Bericht des Kontrollamts zum Personalwesen sorgt im Rathaus für Rumoren.
Ein „grüner Selbstbedienungsladen“ sei das Rathaus,
fasst Gemeinderat Gerald Depaoli (Gerechtes Innsbruck)
als Kontrollausschussvorsitzender seine Eindrücke
zum Bericht zusammen. Der
stellvertretende Vorsitzende, Gemeinderat Tom Mayer (Liste Fritz), spricht von
„offensichtlicher Freunderlwirtschaft“. Für-Innsbruck-
Gemeinderat Markus Stoll
verspricht „volle Aufklärung
der zahllosen fragwürdigen
Vorgänge“.
Georg Willi erklärt indes,
dass Sonderverträge „absolut
üblich sind. Wir müssen Zulagen zahlen, um gute Leute
für das Rathaus zu gewinnen
und zu halten.“ Für sein Büro
brauche es besonders qualifizierte MitarbeiterInnen. Ih-
nen stehe ein gutes Gehalt zu,
sie stünden schließlich rund
um die Uhr zur Verfügung.
Willi stellt sich auch hinter
seine Personalchefin. Dass
sie eine neunwöchige Reise
antreten kann, sei ihre Bedingung gewesen, den Job anzunehmen. „Dazu gab es eine
vorübergehende Stundenreduktion und einen Gehaltsverzicht“, erklärt Willi.
Auffällig ist für ihn, dass
sich die Kritiker „vor allem
auf junge, qualifizierte Frauen einschießen. Sie sollen
mich kritisieren und nicht
meine Leute.“ Rechtlich, so
betont der Bürgermeister, sei
alles sauber abgewickelt worden. Trotzdem sage er nicht,
dass es nicht auch Verbesserungspotenzial gebe, und
zeigt sich gesprächsbereit.
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Foto: Rachle
Am kommenden Mittwoch
soll u. a. die Personalamtsleiterin in einer zusätzlichen Sitzung des Kontrollausschusses befragt werden.