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Tiroler Tageszeitung

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„Eingeschränkt sichtbar‘“, Seite 2

13.10.2022

Kommentar

Eingeschränkt
sichtbar

Von Barbara Unterthurner

as sind das für Zeiten, in denen
} } Plakate nicht mehr plakativ sein

dürfen? Wenn sie werben, dann
gilt: je expliziter, je provokanter, desto besser. Um Views zu generieren — auch 2022
verwendet man dafür noch gern knapp
bekleidete Frauenkörper. Wenn sie allerdings, wie in der Aktion #etwaslaeuftfalsch,
das Sprechen über ebenjene sexualisierten
Frauenkörper, ja eine grundsätzliche Diskussion über strukturelle Gewalt an Frauen
anregen möchten — dann doch bitte weniger explizit! Wünschen sich jedenfalls die
Partnerunternehmen des Kunstprojekts,
also Firmen mit Werbeflächen im öffentlichen Raum. Sie waren einverstanden, die
Kampagne zu unterstützen — wenigstens
so lange, bis die Sujets auf ihren Tischen
lagen. Nur zwei der fünf Motive sind der
breiten Öffentlichkeit beim täglichen Gang
zur Arbeit oder zur Schule, also etwa in
öffentlichen Verkehrsmitteln, zumutbar,
gaben sie den InitiatorInnen zu verstehen.
Die Aktion ist also weniger präsent als
bisher geplant. Dabei wäre in Tirol das öffentliche Sprechen über Gewalt an Frauen
doch angesichts der kontinuierlich steigenden Zahl an Femiziden in Österreich
(aktueller Stand für 2022: 27!) dringend
notwendig. Schließlich geht sie uns alle an.
Kunst und Satire müssen hier den Finger
in die Wunde legen —- besonders, wenn Statistiken und Medienberichte nicht genug
aufrütteln. Wird die Sichtbarkeit für dieses
"Thema nun aufgrund von vermeintlichen

Empfindlichkeiten be-

schränkt, dann läuft auch
hier etwas falsch.

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