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Jahr: 2022

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Tiroler Tageszeitung

TirolerseTageszeitung

„Olympia rutscht im Eiskanal aus“, Seite 2
14.10.2022

Analyse

Olympia 2026 rutscht
im Eiskanal aus

Von Peter Nindler

O lympia 2026 durch die Hintertür in Innsbruck/Igls wäre eine
durchaus zutreffende Kritik.
Doch sie greift angesichts der überschaubaren Bob-, Rodel- und Skeletonbewerbe
und des ohnehin um 29,4 Mio. Euro
dringend zu sanierenden Olympiaeiskanals zu kurz. Was wirklich irritiert, ist die
von den nationalen und internationalen
Olympischen Komitees verbreitete Farce
von der Rückkehr der Winterspiele zu ihren Wurzeln in den Alpen und zur neuen
Nachhaltigkeit. Mit diesem „Wintermärchen“ bestätigen die Funktionärs-Olympioniken lediglich die Skepsis gegenüber
Großevents. Innsbruck lässt grüßen. Aber
lassen wir die Fakten sprechen.

In den vergangenen 16 Jahren wurden
fünf neue „Olympic Sliding Centres“ in
Cesana (Turin), in Vancouver, Sotschi,

Pyeongchang und Peking aus dem
Boden gestampft. Ganz zu
schweigen, dass Cesana

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auf Seite 27

peter.nindlier@tt.com

zwischenzeitlich wieder komplett abgebaut wurde, stellt sich die Sinnfrage bei

so vielen neuen Bahnen, die mit enormen
Kosten verbunden sind. Der Olympia-Austragungsort für 2026, Cortina d’Ampezzo,
muss letztlich mit 80 bis 100 Millionen
Euro für einen neuen Eiskanal rechnen.
Nichts gegen Bob, Rodeln oder Skeleton:
Als massentaugliche Sportarten können sie
sicher nicht bezeichnet werden.

Die Investition ist weder sinnvoll noch
nachhaltig. Denn Cortina wickelt die Winterspiele gemeinsam mit dem 400 Kilometer entfernten Mailand ab, die Skibewerbe
der Herren finden 256 Kilometer weiter
westlich in Bormio statt. Beim dezentralen Olympia-Konzept von Cortina sind
das Südtiroler Antholz (Biathlon) und das
Trentiner Val di Fiemme (Skispringen,
Skilanglauf) ebenfalls mit dabei. Die 160
Kilometer von Cortina bis Innsbruck würden somit nicht ins Gewicht fallen.

Natürlich könnte Innsbruck mit einer finanziellen Beteiligung für die Bobbahn-Sanierung davon profitieren. Doch dazu wird
es sowieso nicht kommen, weil der politische - von wegen grenzüberschreitende
Zusammenarbeit - und der olympische
Kantönligeist dominieren: Koste es, was es
wolle, und zum langfristigen Imageschaden des Sports bzw. von Olympia.

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