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Tiroler Tageszeitung

„Personeller Flächenbrand im Innsbrucker Rathaus“, Seite 21

In den Gängen des

ist der

Personeller Flächenbrand
im Innsbrucker Rathaus

Verhärtete Fronten, unbesetzte Stellen, großzügige Zulagen und

’ 7 a
zum Personalamt das Thema Nummer eins,

F: Aul Sprmger

Sonderbehandlungen für einzelne Mitarbeiter: Die Rathausseele kocht.

Von Denise Daum

Innsbruck - Wie ein Lauffeuer verbreitete sich in
den vergangenen Tagen der
Kontrollamtsbericht zum
Personalamt im Innsbrucker Stadtmagistrat. Die darin aufgedeckten Vorgänge
— wie Sonderbehandlungen
einzelner MitarbeiterInnen,
vornehmlich im Umfeld des
Bürgermeisters — sorgen für
Aufruhr in der Belegschaft.

Viele zeigten sich fassungslos ob der großzügigen
Überstundenpauschalen,
Belohnungen, Zulagen und
Extrawürste für so manche
KollegInnen. Die Emotionen
reichen von Enttäuschung
über Resignation bis hin zu
Wut. Es verwundert nicht,
dass Führungskräfte nun mit
Gehaltsforderungen ihrer
MitarbeiterInnen konfrontiert werden, frei nach dem
Motto: Was die anderen bekommen, möchten wir bitteschön auch haben.

Dass das Gehaltsschema
der Stadt Innsbruck überarbeitet gehört, steht außer
Frage. Sonderverträge und
Zulagen sind keine Erfindung des Bürgermeisters
Georg Willi. Die Einstiegsgehälter sind vielfach un-

attraktiv. Ein 36-jähriger topausgebildeter Akademiker
etwa „krebst bei 2400 Euro
netto herum“, wie er selbst
sagt. Seine Studienkollegen,
die in der Privatwirtschaft
angedockt haben, könnten
da nur lachen. Zulagen und
Sonderzahlungen sind also
notwendig, um manche Positionen überhaupt besetzen oder Personen halten zu
können. Hinzu kommt die
weit auseinandergehende
Gehaltsschere zwischen Altund Neuverträgen, die bei
den Jungen für Unzufriedenheit sorgt.

Hintergrund

Zudem schwappen die anhaltenden Zerwürfnisse innerhalb der Stadtpolitik immer mehr auf die Verwaltung
über. In der Belegschaft haben sich zwei Lager gebildet.
Das Klima bezeichnen viele
als vergiftet. Die anhaltend
negative Publicity macht die
Stimmung nicht besser.

Die Stadt Innsbruck werde insgesamt immer unattraktiver als Arbeitgeberin, konstatiert eine langjährige Führungskraft. Das sei

hochproblematisch, denn
am Ende des Tages leide die
Servicequalität für die Bürgerinnen und Bürger.

Laut Auskunft des Bürgermeisters sind derzeit 13 Stellen im Rathaus ausgeschrieben, bis Jahresende werden
es 20 sein. Interessant: Nicht
unter den ausgeschriebenen
Stellen ist die Leitung des
Amts für Allgemeine Bezirksund Gemeindeverwaltung,
das unter anderem für die
Abwicklung von Wahlen zuständig ist.

Dem Bürgermeister zufolge seien sich alle Verantwortlichen im Haus einig, dass
eine Ausschreibung kurz vor
den abzuwickelnden (Landtags- und Bundespräsidenten-)Wahlen nicht sinnvoll
gewesen wäre. Zudem wolle man zuerst die Nachfolge für die im Jänner 2023 in
Pension gehende Leiterin
der zuständigen Magistratsabteilung klären, damit der/
die neue Chefln bei der Besetzung des Amtsvorstands
mitentscheiden kann. Kurzum: Die Ausschreibung erfolgt erst nächstes Jahr.

Eine neue Leitung wird es
auch für das Amt Mobilität
und Umwelt brauchen, dessen Vorstand seine Funktion

Seite 5 von 14

mit Ende des Monats zurücklegt und in die Finanzabteilung wechselt. Gesucht wird
darüber hinaus ein neuer
Referatsleiter für die Wohnungsvergabe — auch kein
unheikler Posten.

Schließlich könnte die Personalamtsleitung bald schon
wieder vakant werden. Aufgrund der brisanten Bekanntmachungen des Kontrollamts
beauftragte eine Mehrheit des
Gemeinderats (alle außer den
Grünen und ALI) den Stadtsenat, eine Amtsenthebung
der Personalchefin zu prüfen.
BM Georg Willi muss diesen
Punkt binnen vier Wochen
ab Antragsstellung, also noch
vor der Gemeinderatssitzung
am 24. November, im Stadtsenat behandeln. Derzeit
deutet vieles darauf hin, dass
eine Amtsenthebung —- gegen
die Stimmen der Grünen — eine Mehrheit findet. Kündigung ist das freilich keine. Die
betreffende Person wäre nach
wie vor Mitarbeiterin des
Stadtmagistrats, würde aber
diverse Zulagen verlieren und
müsste eine neue Aufgabe zugeteilt bekommen.

Der Kontrollausschuss
kommt heute Früh erneut
zusammen, um weitere Auskunftspersonen zu befragen.