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Jahr: 2022
/ Ausgabe: 2022_11_29.11.2022_OCR
- S.21
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Gesamter Text dieser Seite:
Kurier
KURIER
„Bahnstreik hat bis zu 120 Millionen Euro Schaden verursacht“, Seite 4
29.11.2022
BERICHTEN
KID MÖCHEL, THOMAS PRESSBERGER,
NINA OEZELT, DOMINIK SCHREIBER
In Österreich wird seit Langem
wieder gestreikt. Der KURIER liefert dazu die wichtigsten Fragen
und Antworten.
Warum ist die Lage bei der
Bahn und den Brauereien eskaliert?
Bei der Bahn gaben sich Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter
gegenseitig die Schuld. Die Arbeitgeber warfen der Gewerkschaft
„unrealistisch hohe Forderungen“
vor, die Gewerkschafter sehen wegen vieler niedriger Löhne hingegen
noch massiven Aufholbedarf. Die
Bierbrauer verlangen ebenfalls
mehr Geld. Bei Puntigamer wurden die Geldflüsse an Eigentümer
Heineken in Amsterdam kritisiert:
„Für die Aktionäre gibt es Krügerl,
für uns bleiben nur Seidel übrig.“
Wie geht es mit diesen beiden
Branchen weiter?
Am Dienstag sollen der Personenund Güterverkehr laut ÖBB mit Betriebsbeginn wieder aufgenommen
werden, vereinzelte Ausfälle oder
Verspätungen könnte es aber noch
geben. Die Verhandlungen wurden
am Wochenende vorerst ohne neu-
Bahnstreik hat bis
zu 120 Millionen Euro
Schaden verursacht
Durchblick. Alle Infos rund um den Bahn- und
Brauereistreik und was danach zu beachten ist
en Gesprächstermin abgebrochen.
Bei den Brauern soll mit den Warnstreiks Bewegung in die Verhandlungen kommen. Die nächste Runde findet am 9. Dezember statt.
Wenn es da keine Einigung gibt,
wird am 12. Dezember in einen unbefristeten Streik übergegangen.
Drohen weitere Streiks?
Ja, bei der A1 Telekom und im
Handel. Bei der A1 finden heute,
Dienstag, österreichweit Betriebsversammlungen statt. Die fünfte
Verhandlungsrunde wurde am
Montag ergebnislos abgebrochen.
Die KV-Verhandlungen im Handel
(430.000 Beschäftigte) sollen heute fortgesetzt werden. Sollte es zu
keiner Einigung kommen, stehen
Streiks am 2. und 3. Dezember im
Raum. Die Arbeitgeber bestehen
auf Einmalzahlungen, die Gewerkschaft verlangt eine Gehaltserhöhung, die über der Inflationsrate
von 6,9 Prozent liegt. Die Gewerkschaft ist von ihrer Forderung von
zehn Prozent mehr Entlohnung abgerückt und verlangt jetzt 8,5 Prozent plus einen Mindestbetrag, sodass niedrige Einkommen eine
zweistellige Erhöhung bekommen.
Im Schnitt würde das Gehaltsplus
9,37 Prozent betragen.
DIE KOSTEN
Was kostet ein Bahn-Streiktag
die Wirtschaft?
Laut dem ÖOÖkonomen Friedrich
Schneider von der Johannes-Kepler-Universität in Linz schlägt sich
der Bahnstreik „mit 100 bis 120
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Millionen Euro Schaden“ zu Buche,
dazu zählen Zuspätkommen und
Produktionsausfälle. Laut Thomas
Scheiber, vom Fachverband der
Schienenbahnen in der WKÖ, kostete der Streik die Bahnbetreiber
direkt rund 20 Millionen Euro.
° Was kostet ein Streiktag die
Gewerkschaft?
Das ist eines der bestgehüteten Geheimnisse der Republik. Die Gewerkschaft muss ab der ersten Minute für den Streik zahlen, allerdings nur für jene Beschäftigten,
die sich beim Arbeitgeber abmelden und aktiv beim Streik mitmachen. Die Gewerkschaft hat einen
Streikfonds, aus dem diese Kosten
finanziert werden. Wie viel Geld da
drinnen ist, verraten sie nicht, weil
sich sonst die Arbeitgeber ausrechnen könnten, wie lange die Gewerkschaft einen Streik durchhält.
Nur eines ist klar: Die Gewerkschaft würde keinen Streik beginnen, wenn sie nicht wüsste, dass er
sich finanziell ausgeht.
Wer zahlt die Beschäftigten im
Handel, wenn gestreikt wird?
„Wir zahlen ja den Gehalt für alle
Mitarbeiter ganz normal, die nicht
wegen des geplanten Streiks an
einem Mangel an Kunden leiden,
den alle spüren werden.“
Wenn im Handel gestreikt
wird, streikt dann auch der Lebensmitteleinzelhandel (LEH)?
Ja, der LEH war auch schon früher
von Streiks betroffen.
Was würde es kosten, wenn
der Handel streikt?
Der zweite Einkaufsfreitag im Advent bringt laut Handelsverbandschef Rainer Will bis zu 300 Millionen Euro Umsatz, der zweite Advent-Samstag bringt dem Handel in
der Regel 350 Millionen Euro Umsatz, der dritte und vierte Einkaufssamstag jeweils rund 400 Millionen
Euro. Wird diesmal am zweiten Advent-Samstag im Handel gestreikt,
fällt laut Handelsverband nicht der
gesamte Umsatz weg, sondern dieser verschiebt sich großteils auf andere Einkaufstage und ins Internet.
DIE FOLGEN
Wer ersetzt die Kosten für ein
für den Streiktag gelöstes Ticket?
Die Tickets, die für eine Reise am
Streiktag gebucht wurden, sind
laut ÖBB bis einschließlich 5. Dezember 2022 gültig. Sie können
aber „bei Nichtantritt der Reise
den“. Bahnkunden können ihre Tickets in allen ÖBB-Reisezentren,
Ticketschaltern und beim Kundenservice stornieren oder umbuchen.