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Jahr: 2023

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Tiroler Tageszeitung

„Gastgarten-Regime der Stadt verdirbt Wirten den Spaß“, Seite 19

Gastgärten werden zu jeder Jahreszeit gem besucht. Der Betrieb ist in Innsbruck allerdings streng geregelt.

Gastgarten-Regime der Stadt

verdirbt Wirten den Spaß

Einen Gastgarten zu betreiben, ist in Innsbruck rund dreimal so teuer wie

A

Von Denise Daum

Innsbruck — Trotz der Teuerung hoffen Innsbrucks
Gastronomen nach drei Corona-Jahren auf ein gutes
neues Jahr. Dazu gehören
auch florierende Gastgärten,
die sich großteils auf städtischem Grund befinden. Die
Verträge zur Gastgartennutzung hat die Stadt Innsbruck
in den vergangenen Jahren
mehrfach überarbeitet. Die
neueste Fassung, gültig für
die Jahre 2022 bis 2024, hat es
teilweise in sich.

Zunächst zu den Kosten: Je
angefangenen Quadratmeter
fallen pro Saison zwischen
109 Euro für Einserlagen wie
etwa die Maria-Theresien-
Straße oder die Altstadt, 73
Euro für die Innenstadt sowie die Seitengassen der
Altstadt und 46 Euro für das
restliche Stadtgebiet an. Die
Preise verstehen sich netto
und werden für 2023 an die
Inflation angepasst (also in
etwa 10 Prozent plus). Für
die Monate Dezember und
Jänner wird, wie schon im
vergangenen Jahr, auch 2023
und 2024 keine Miete verrechnet. Das hat der Stadtsenat als „Wirtschaftsförderung“ beschlossen.

Das war es aber noch
nicht mit den Kosten: Hinzu
kommt eine „Take away“-
Gebühr in der Höhe von 10
Prozent des jeweiligen Mietzinses pro Quadratmeter.
Begründet wird das mit einer „enormen Zunahme des
Müllaufkommens im Zusammenhang mit dem beliebten
‚Take-away‘ in der Gastronomie“, wie es in den Verträgen
heißt. Dass diese Mitnahme-
Gebühr an den Betrieb eines
Gastgartens geknüpft ist, mutet skurril an.

Wird der Gastgarten über
Nacht nicht abgebaut, kostet auch das extra: 70 Prozent vom Gesamtmietzins
pro Quadratmeter und Saison sind in diesem Fall zusätzlich zu bezahlen. „Diese
Regelung ist ein Wahnsinn.
Das gibt es wohl in keiner
anderen Stadt. Viele haben
gar nicht die Möglichkeit, ihren Gastgarten über Nacht
wegzuräumen“, schüttelt ein
Innenstadt-Gastronom den
Kopf. Seinen Namen möchte
er nicht in der Zeitung lesen.
Warum? „Es ist traurig, aber
ich befürchte, dass mir die
Stadt dann das Leben extra
schwermacht.“

Unser Beispiel-Gastronom,
der mit seinem Gastgarten in

in Salzburg. Bizarr mutet auch so manche Vertragsbedingung an.

die zweite Preiskategorie fällt,
hat für rund 100 Quadratmeter im Jahr 2022 für März bis
Ende Oktober knapp 10.600
Euro netto berappt. Das sind
also über 13 Euro für den
Quadratmeter pro Monat.
Zum Vergleich: Für die besten Lagen in Salzburg fallen
4,12 Euro pro Quadratmeter
an. Er zahle für den Außenbereich bald mehr Miete als für
das Lokal selbst, sagt der Wirt.
„Ich mache mit einem Gastgarten aber nicht den doppelten Umsatz“, erklärt er. Ist das
Wetter schön und der Außenbereich voll, sei es im Innenraum leer.

Auch ein anderer Gastronom fühlt sich „abgezockt“. Er
verweist auf die enorm gestiegenen städtischen Gebühren.
„Im Jahr 2016 habe ich noch
rund 4000 Euro für meinen
Gastgarten bezahlt, 2022 waren es 13.000 Euro.“ Bezeichnenderweise will auch er anonym bleiben. Er befürchtet,
auf die „Blacklist“ der Stadt
Innsbruck zu kommen, wenn
er öffentlich Kritik übt.

Abgesehen von den Gebühren fallen bei der Durchsicht
der Verträge noch andere kuriose Details auf: So müssen
alle jene, die einen Gastgarten betreiben, ihre Toiletten

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f K

auch Passanten ganzjährig
zugänglich machen. Das Aufstellen einer Schank oder von
Kaffee- oder Eismaschinen ist
verboten. Pro Gastgarten ist
nur eine Preis- oder Menütafel erlaubt. Der Gastgarten
darf nur in „seiner Gesamtheit“ aufgestellt werden — das
Aufstellen einzelner Tische ist
nicht erlaubt. Während der
Christkindlmarkt-Zeit ist für
Gastgartenbetreiber im Nahebereich von Ständen der
Hausausschank verboten.
Sprich: kein Take-away.

Für Gemeinderat Mesut
Onay (ALI) sind diese Regelungen völlig überzogen und
alles andere als wirtschaftsfreundlich. Gastgärten seien
aus einer modernen, lebendigen Stadt nicht wegzudenken
und erhöhen die Aufenthaltsqualität. Deren Förderung
komme sowohl der Stadtbevölkerung als auch den Gästen zugute. „Die städtische
Hochpreispolitik macht genau das Gegenteil: Sie fördert
die Unsicherheit und belastet
die Gastgartenbetreibenden
unverhältnismäßig in einer
krisengebeutelten Zeit“, sagt
Onay, der regelmäßig von
Gastronomen Beschwerden
über das Gastgarten-Regime
der Stadt Innsbruck erhält.