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Jahr: 2023
/ Ausgabe: 2023_01_14_Presse_OCR
- S.3
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Tiroler Tageszeitung
TirolerseTageszeitung
„33 Kinder von Betreuung ausgeschlossen“, Seite 25
14.1.2023
33 Kinder von
Betreuung
ausgeschlossen
Zahlen die Eltern nicht, müssen
Kinder nachmittags heimgeschickt
werden, kritisiert GR Klingler-Ne-
Von Denise Daum
Innsbruck —- Für Entsetzen
sorgte der Fall des kleinen
Paul in Innsbruck. NEOS-
Gemeinderätin Dagmar
Klingler-Newesely, selbst
Schuldirektorin, berichtete
im Dezember-Gemeinderat
von einem Kind, das von der
Schule hungrig in eine kalte, verlassene Wohnung geschickt werden muss, statt
am Mittagstisch und an der
Nachmittagsbetreuung teilzunehmen. Seine Eltern hatten wiederholt die Beträge für
die Betreuung nicht bezahlt,
der kleine Paul (dessen Name
geändert wurde) landete auf
der so genannten „Mahnliste“.
Klingler-Newesely wollte
mit der dramatischen Geschichte wohl aufrütteln und
für ihren Antrag auf Abschaffung der Mahnlisten Werbung machen. Das gelang
zunächst: Der Antrag wurde
dem Stadtsenat zugewiesen
und zudem ein Hilfsfonds zur
Sicherstellung der durchgehenden Versorgung von Kindern eingerichtet.
Nun gerät aber Klingler-
Newesely selbst in die Kritik: Der Fall des kleinen Paul
wurde nämlich weder der
Jugendwohlfahrt noch dem
Schulamt gemeldet. So etwas
hätte nie passieren dürfen,
betont etwa ÖVP-Vizebürgermeister Hannes Anzengruber. In Innsbruck müsse kein
Kind hungrig nach Hause ge-
wesely. Nun gerät sie selbst in Kritik. schickt werden.
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SPÖ-Bildungsstadträtin
Elisabeth Mayr findet es „beschämend, dass aus solchen
Notsituationen politisches
Kleingeld geschlagen wird,
statt auf schnellem und direktem Weg eine Lösung zu
suchen“. Eine Direktorin,
die Politikerin ist, dürfe ihre Funktionen nicht derartig vermischen, betont Mayr.
Eine Kindeswohlgefährdung
müsse von der Schule unmittelbar gemeldet werden.
Im Gespräch mit der TT
wiegelt Klingler-Newesely
ab: Keine Woche lang wurde der kleine Paul hungrig
nach Hause geschickt. Die
Hilfe der Schule sei nämlich
schnell angelaufen. Sie habe sich selbst darum gekümmert, dass die ausstehenden
Elternbeiträge über Spenden
bezahlt werden. „Das Kind
war nicht gefährdet, deshalb
habe ich keine Meldung gemacht“, betont Klingler-Newesely. „Mich besorgt aber,
dass durch die Mahnliste
Kinder in so eine Gefährdung
rutschen können.“
Aus einer Anfragebeantwortung geht hervor, dass im
Schuljahr 2022/23 wegen ausstehender Elternbeiträge 33
Kinder von der Nachmittagsbetreuung ausgeschlossen
wurden. Für 99 Kinder auf der
Mahnliste konnte indes eine
Lösung gefunden werden.
Wie es mit den Mahnlisten
weitergeht, ist noch offen.
Derzeit werden dazu Stellungnahmen von Schul- und
Kindergartenamt eingeholt.