Pressespiegel seit 2021
Jahr: 2025
/ Ausgabe: 2025_03_13_Presse_OCR
- S.5
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Gesamter Text dieser Seite:
Tiroler Tageszeitung
„Der Stadtspaziergang“, Seite 23
Der Stadtspaziergang
Dienstleister und Betriebe aus )hrem Stadtteil stellen sich vor
Das geht in die WadlIn: Der Seilbahnsteig führt 1000 Meter himmelwärts.
Über Innsbrucks steilste
Treppe auf die Seegrube
Der Seilbahnsteig von der
Hungerburg auf die Seegrube ist kein Spaziergang: Auf
Innsbrucks steilster Treppe
sind 1000 Höhenmeter und
3,5 Kilometer zu bewältigen.
Ein Stück oberhalb des Parkplatzes der Nordkettenbahnen, am Anfang des Kreuzbründlweges, wird es steil:
Vertikal über Wurzeln und
Treppen führt der Seilbahnsteig unter der Lifttrasse bis
hinauf zur 3er-Stütze, wo der
Sessellift seine Talstation hat.
Dann lichtet sich der Wald
und es geht weiter über die
Wiesen und den „Osthang“,
vorbei an den Plattformen
des „Nordkette Perspektivenweges“, bis zur Seegrube.
Foto: Innsbrucker Nordkettenbahnen/Christoph Johann
Die Strecke fordert den
Wettbewerb geradezu heraus. Challenges gibt es auch,
sie werden laut Julia Richter, der Marketingleiterin
der Nordkettenbahnen, gemeinsam mit der App „Mein
Berglauf“ durchgeführt, zuletzt im Herbst 2024. Checkin ist auf der Hungerburg
beim Bahn-Büro, Check-out
auf der Seegrube beim Gatter vor dem Stationsgebäude beim Spielplatz. 859 Läufe am Seilbahnsteig sind auf
www.meinberglauf.de bisher
ausgewiesen. Den Streckenrekord hält James Latimer (Ö)
seit 2021 mit 41:33 Minuten.
Angelegt wurde der Steig
2021 von einem damaligen
Mitarbeiter der Nordkettenbahnen. Wie Richter erklärt,
gibt es Pläne, den Steig „nach
unten zu verlängern“, sodass
er direkt am Forstweg oberhalb des Parkplatzes beginnt.
Der Stadtspaziergang
Hötting - Hungerburg
13. März 2025 - Sonderthema
Hi berund inhaber: Schlüsselverlag J. S. Moser GmbH; Sonderpublikationen, Leitung: Frank Tschoner; Redaktion:
Eike Ruß. Verkauf: verkauf@tt.com. Anschrift
für alle: 6020 Innsbruck, Brunecker Straße 3,
Postfach 578, Telefon 050403 - 1543.
Der englische Patient
auf der Weiherburg
Innsbruck statt Cöte d’Azur: Die Richardsruhe ist das
Grab eines Engländers, der zum Überwintern herkam.
Am Ende sind sie beide tot:
Das ist wohl auch die einzige Gemeinsamkeit zwischen
dem Protagonisten im Film
„Der englische Patient“ und
dem jungen Briten Richard
Tooth, der vor 185 Jahren auf
der Weiherburg gastierte. Die
Geschichte hinter dem „Engländergrab“ im Alpenzoo erzählt aber einiges über die
Lebensumstände der Beteiligten um die Mitte des 19. Jh.
— und über die Anfänge des
„Bildungsfremdenverkehrs“:
Wer es sich leisten konnte, verbrachte monatelange
Ferien im Ausland.
Die Vorgeschichte begann
1835: In diesem Jahr mieteten
Chauncy Hare Townshend
aus England, seine Frau, sein
Schwager Henry Narcol und
sein Freund Calliphronas das
Schloss Weiherburg für zwei
Monate als Sommerquartier.
Die Gäste waren wohl zufrieden, denn 1839 kam die Gesellschaft wieder: Während
es andere betuchte Briten in
der kalten Jahreszeit gerne in
weit südlichere Gefilde wie
die Cöte d’Azur zog, wählten
die Townshends Innsbruck
und die Weiherburg aus, um
hier die Wintermonate zu
verbringen.
Für den Aufenthalt der „geliebten Familie Townshend“
räumte Schlossher Josef v.
Attlmayr praktisch sein Anwesen und übersiedelte vorübergehend in das Hafnerhaus. Das zeigt ein Eintrag in
seinen „Memorabilien“: „In
diesem Jahre wurde der Neubau des Hafnerhauses an der
Schloßbrücke vollendet, kostete über 1500 Gulden. Leistet nun gute Dienste. Denn es
dient uns allen zur Zuflucht
als Winterquartier, weil wir
das ganze Schloß der Familie
Townshend einräumten. Sie
bezog es mit ihrem 22jährigen
schwer kranken Freunde Richard Tooth und seinem Bruder George und dem Griechen
Demetrius Dardeya im September und überwinterte. Richard Tooth starb am 20. Fe-
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bruar 1840. Sein Grab auf der
Weiherburg heißt Richards-
Ruhe.“ Die Townshends blieben bis Mitte Mai 1840 und
kamen bereits Mitte September wieder mit zwei Cousinen
und weiteren Gästen.
Testamentarische Regelung
für die Grabpflege
Das Grab wurde stets gepflegt: Der Historiker Karl
Klaar zitiert in Heft 3/4 der
Tiroler Heimatblätter 1947 aus
den Notizen von Schlossherr
Attlmayr. „Für Erneuerung
der Grabinschriften auf Weyerburg erhält am 22. März
1843 baar 2 Gl. Josef Schröder, Bildhauer.“ Im Jahr 1848
verpflichtete sich Townshend
mündlich dazu, für die Grabpflege jedes Jahr 20 Gulden
an Josef v. Attlmayr zu senden. Dessen Sohn und Nachfolger Richard v. Attlmayr
versah die Richardsruhe 1863
mit einem steinernen Unterbau und eisernen Gitter.
In seinem Testament bestimmte Townshend 1863,
Das Engländergrab mit Marmorstele, Kreuz und Inschrift ist von einem
eisernen Gitter umgeben und steht unter Denkmalschutz.
Foto: Springer/TT
dass aus seinem Nachlass 50
Pfund Sterling an Attlmayr
ausbezahlt werden sollten.
Im Gegenzug sollte dieser für
sich und seine Rechtsnachfolger als Besitzer der Weiherburg die Verpflichtung eingehen, das Grab „auf weltewige
Zeiten in gutem Zustande zu
erhalten“. Später kümmerte
sich der Verschönerungsverein um die Grabstätte. Als die
Stadt Innsbruck 1986 neue
Besitzerin der Weiherburg
wurde, übernahm sie auch
die Pflege der Richardsruhe
als „ererbte“ Verpflichtung.
Dass das Engländergrab
noch existiert, verdankt es
laut dem damaligen Stadtarchivar Franz-Heinz Hye
aber wohl primär dem Umstand, dass Richard Tooth
kein Katholik war und daher
nicht in geweihter Erde auf
einem Friedhof beerdigt wurde. Damit entging es auch allen Friedhofsrenovierungen,
in deren Zuge zahlreiche Ausländergräber in Innsbruck
aufgelöst wurden.