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Jahr: 2023

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Tiroler Tageszeitung

„Innsbruck und seine globalen Verstrickungen“, Seite 23

Einen etwas anderen Blick auf die Stadt und ihre Geschichte(n) in einer
vernetzten Welt will das Projekt „Innsbruck postkolonial“ vermitteln. F: Falk

Innsbruck und
seine globalen
Verstrickungen

Ein virtueller Stadtplan, in Kooperation
von Uni und Stadt Innsbruck
erstellt, lädt zum Erkunden oftmals
vergessener Orte und Geschichten ein.

VELSBUDSSCHEL VLLC UU ICSCLHLHILCLH U,

Innsbruck — Die Tiroler Landeshauptstadt ist nicht nur
ein Zentrum der Alpenregion,
sondern schon seit Jahrhunderten Teil einer vernetzten
Welt —- und damit historisch
auch verstrickt in globale und
koloniale Verhältnisse. Genau das will ein neuer digitaler Stadtplan aufzeigen, zu
finden auf dem „geo-Hub“
(der Geodatenplattform der
Stadt Innsbruck) unter www.
innsbruck.gv.at

Erarbeitet wurde der
Stadtplan unter dem Motto „Innsbruck postkolonial“
als Kooperationsprojekt von
Universität und Stadt Innsbruck: Studierende haben im
Rahmen einer gemeinsamen
Lehrveranstaltung der Zeitgeschichte (Eric Burton) und
der Europäischen Ethnologie (Konrad Kuhn) zu insgesamt 29 über den Stadtraum
verteilten Stationen recherchiert. Das thematische Spektrum ist breit: Die Stationen
bzw. die jeweiligen Texte befassen sich etwa mit Kolonialwarenhandel, mit jüdischen
Familien aus Libyen, die im
Lager Reichenau festgehal-

Seite 6 von 14

ten wurden, mit marokkanischen Besatzungssoldaten in
Tirol oder mit der Frage, wie
das Thema Apartheid in Südafrika bis in die Innsbrucker
Stadtpolitik hineinspielte.
Wenig bekannte Kapitel wie
jene der „Völker- und Exotenschauen“, die auch in Innsbruck stattfanden, stehen neben Fragen wie dem Umgang
mit Sammlungsobjekten kolonialen bzw. ungeklärten Ursprungs in Museen.

So sollen die Stationen
nicht nur zum Erkunden oft
vergessener Orte und Geschichten einladen, sondern
auch zum Nachdenken über
Ungleichheiten, Rassismus
und Widerstand. Die Web-
App mit Karte und Texten
kann unter www.innsbruck.
gv.at/innsbruck-postkolonial
aufgerufen werden.

Nach den „Multireligiösen
Stadtspaziergängen“, abrufbar unter www.innsbruck.
gv.at/multireligioese-spaziergaenge, ist dies bereits
die zweite derartige Zusammenarbeit der Europäischen
Ethnologie bzw. der Zeitgeschichte mit der Stadt. (TT)