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Jahr: 2023
/ Ausgabe: 2023_01_28_Presse_OCR
- S.6
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Tiroler Tageszeitung
„Pornos für die Feuerwehr“, Seite 28
Pornos für die
Feuerwehr
Fritz Dinkhauser und ein Ex-Offizier bestätigten am
Gericht die Mobbingvorwürfe von GR Depaoli.
Von Thomas Hörmann
Innsbruck - Gemeinderat Gerald Depaoli (Gerechtes Innsbruck) schien zufrieden. Fünf
Jahre nach dem Einbringen
seiner Mobbingklage gegen
die Stadt Innsbruck erhielt
der ehemalige Oberbrandmeister der Berufsfeuerwehr
am Freitag am Arbeitsgericht
Rückendeckung von zwei
schwergewichtigen Zeugen.
Einer davon war Fritz Dinkhauser (82), Ex-AK-Präsident
und Gründer der Liste Fritz,
der gewohnt deutlich seine
Meinung kundtat: „Die Vorgangsweise (des Stadtmagistrats) ist abscheulich, wenn
man sich als Personalvertreter engagiert und so behandelt wird.“
Dinkhauser meinte damit
das unrühmliche Karriereende von Depaoli bei der Berufsfeuerwehr. Nach internen
Querelen wurde der Oberbrandmeister 2013 als Personalvertreter abgesetzt und
musste für drei Monate mit eireinigen. Nach seiner Rückkehr zur Feuerwehr fühlte sich
Depaoli gemobbt, schlitterte
in ein Burnout und befand
sich fortan im Krankenstand.
Nach etwa einem Jahr außer
Dienst wurde der Innsbrucker Anfang 2014 pensioniert.
Dinkhauser versuchte damals
zu vermitteln und wollte von
der Stadtführung wissen, was
gegen den nunmehrigen Gemeinderat vorlag: „Nichts“,
erinnerte sich der Ex-Politiker
im Zeugenstand: „Es gab kein
Verfahren und kein Protokoll.“
Noch deutlicher wurde am
Nachmittag ein (früh-)pensionierter Offizier der Berufsfeuerwehr, der mittlerweile eben-
falls die Stadt geklagt hat — er
fordert wegen Mobbings und
unzumutbarer Belastungen
im Dienst eine Million. Im Gegensatz zu Dinkhauser hat der
57-Jährige Depaolis tiefen Fall
aus nächster Nähe miterlebt.
Auch den Anfang des Zerwürfnisses zunächst mit der damaligen Feuerwehr-Führung und
dann mit der Stadt als Dienstgeber. Und der war delikat:
„Ein neuer Vorgesetzter hat
einen Ordner mit Pornos ins
Intranet gestellt und jedem
Mitglied der Berufsfeuerwehr
zugänglich gemacht.“ Mehrere Mitarbeiter —- darunter auch
Depaoli — hätten das kritisiert.
„Fortan nahmen die Spannungen im Haus zu.“
Auch weil sich Lager für und
gegen den neuen Vorgesetzten bildeten, die angeblich
ungleich behandelt wurden.
Die Unzufriedenen wählten
Depaoli in die Personalvertretung. Und machten ihn laut
Ex-Offizier damit endgültig
zur Mobbingzielscheibe. „Er
wurde fünf- bis zehnmal öfter als die Kollegen dem Einsatztrupp zugeteilt. Ein ungeliebter Dienst — „der Trupp
repariert die ganze Nacht verstopfte Klos“, erläuterte der
Zeuge. Auch das Aufstellen
von Lawinenwarntafeln auf
der Nordkette — gefährlich,
anstrengend, langwierig und
ungeliebt — wurde Depaolis
Aufgabe, obwohl ein Kollege
dazu eingeteilt war.
Der Zeuge erzählte auch
von einem Offizierskollegen,
der nach einer Feuerwehrfeier
in Hall nicht mehr fahrtüchtig
war und in der Einsatzzentrale einen Shuttledienst ins
Mittelgebirge anforderte. „Ich
hab abgelehnt, weil wir sonst
vorschriftswidrig zu wenig
Einsatzkräfte zur Verfügung
bt hätten.“ Dennoch haein Vorgesetzter den Feuerwehr-Taxidienst veranlasst.
Ein anonymes Schreiben
machte den Fall im Magistrat bekannt. Ermittelt wurde
aber nicht gegen den Feuerwehr-Offizier, sondern u. a.
gegen Depaoli als möglichen
Denunzianten. Weiters sei
der Kläger von Kollegen öffentlich als „dreckige Ratte“ und „Krebsgeschwür“
bezeichnet worden, Konsequenzen habe es keine gegeben. „Aber immer, wenn es
zu unpopulären Maßnahmen
kam, hieß es, das sei dem Depaoli zu verdanken. So wurde
die Stimmung gegen ihn immer schlechter.“
Etwa zehn Jahre zurückliegende Quereien bei der Berufsfeuerwehr be-
schäftigten am Freitag das Innsbrucker Landesgericht.
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Farı Böten