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Jahr: 2025

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Tiroler Tageszeitung

TirolerseTageszeitung

„Wer braucht noch die Hochkultur?“, Seite 2
15.3.2025

"oto: Ihomas Steinlechner

Apropos

Wer braucht noch
die Hochkultur?

Von Alois Schöpf

rau Girkinger und Herr Lutz haben
F ihr Waffenstillstandsabkommen
also unterzeichnet. Man kann nur

hoffen, dass die beiden für das Tiroler
Landestheater zuständigen Politiker Landeshauptmann Mattle und Bürgermeister
Anzengruber ausreichend kompetent sind,
um zu begreifen, dass damit nur ein Randproblem gelöst wurde. Am Hauptproblem,
dem Publikumsschwund, hat sich nämlich,
wie es über den Kartenverkauf überprüfbar
ist, nichts geändert.

Vielmehr scheint es so zu sein, dass die
durch besserwisserisches Regietheater
das breite Publikum beleidigende Vorgangsweise der neuen Führung am Tiroler
Landestheater lediglich einen Prozess
beschleunigt hat, der in den so genannten fortschrittlicheren urbanen Regionen
Mitteleuropas schon längst zum Problem

alois.schoepf@aon.at

Alois Schöpf ist Schriftsteller, Joumalist
und seit vielen Jahren Kolumnist der
Tiroler Tageszeitung.

geworden ist: dass die klassische bürgerliche Hochkultur mit all ihren Werken aus
Musik und Literatur, die man noch vor ein
paar Jahrzehnten kennen musste und gekannt hat, zum Auslaufmodell wurde, ein
Prozess, der nun zeitverzögert auch hierzulande in der Realität angekommen ist.

Wer es nicht glaubt, möge seinen Blick
über die weiße Haarpracht des Klassik-
Publikums schweifen lassen. Oder auch
nur die Programme unserer Musikkapellen
studieren, deren Aufgabe es früher einmal war, die leicht zugänglichen Werke
der Kunstmusik zu popularisieren. Davon
kann selbst im Johann-Strauss-Jubeljahr
kaum noch die Rede sein. Auch im Traditionellsten dominiert inzwischen der triviale
Kommerz.

Für jemanden, der Musik und Literatur,
wie sie Theater und Orchester zu repräsentieren hätten, als unverzichtbare Quelle
von Qualität, Identität und Schönheit einstuft, stellt sich daher die Frage: Was, liebe
Kulturpolitiker, gedenkt ihr zu tun, um unser großartiges klassisches kulturelles Erbe
so in der Gesellschaft zu verankern, dass es
nicht untergeht bzw. nicht zunehmend zur
hoch subventionierten Nische gutsituierter
Pensionisten wird?

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