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Jahr: 2023

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Tiroler Tageszeitung

„Wohnungsamt braucht eine Frischzellenkur“, Seite 23

Wohnungsamt
braucht eine

Frischzellenkur

Als „anachronistisch“ bezeichnet
Benjamin Plach das Vergabesystem
für Stadtwohnungen. Die „Mittelstands-Liste“ könnte sich verzögern.

Von Denise Daum

Innsbruck, Wien —- In zwei
Wochen soll die zweite Wohnungswerberliste für Innsbrucks Mittelstand eingeführt
werden. Beschlossen haben
das bekanntlich Für Innsbruck, ÖVP, FPÖ, Liste Fritz
und Gerechtes Innsbruck. Ob
der Einführungstermin mit 1.
März hält, ist indes fraglich.
Die Fachämter im Rathaus
haben laut BM Georg Willi
(Grüne) auf offene rechtliche
Fragen verwiesen. Ein Gutachten eines unabhängigen
Juristen soll nun unter anderem klären, ob die zweite Vergabeliste für VertreterInnen
des Mittelstands gegen das
Gleichheitsprinzip verstößt.

Hinzu kommt die logistische Herausforderung, die
die Anwendung zweier verschiedener Listen bei der Zuweisung von Stadtwohungen
mit sich bringt. Das Wohnungsservice der Stadt Innsbruck gilt ohnedies als chronisch überlastet. Zuletzt war
der Missstand so groß, dass
über Monate keine Termine mehr zu bekommen waren (die TT berichtete). Dazu
mag auch beitragen, dass das
Wohnungsamt sehr bürokratisch organisiert ist, die Abläufe überholt sind.

Der neue Vorsitzende des
Ausschusses für Wohnungsvergabe, Benjamin Plach
(SPOÖ), weiß um das Problem
des „anachronistischen Systems“. Er kündigt an, sich das

Vergabe-Prozedere im Ausschuss und in Zusammenarbeit mit dem Amt anschauen zu wollen. Ein Blick in die
Bundeshauptstadt zeigt, wie
es gehen könnte. Die Stadt
Wien, europaweit Vorreiter beim sozialen Wohnbau,
aktualisierte vor drei Jahren ihr Vergabesystem und
stellt seitdem Gemeindebauwohnungen online. Wohnungssuchende können auf
einer Online-Plattform ihre
Wunsch-Wohnung wählen.
Vor der Umstellung lief es in
Wien für Gemeindewohnungen ähnlich ab wie in Innsbruck: Es gab zwei Wohnungen zur Auswahl. Wurden
beide abgelehnt, führte das
zu einer dreijährigen Sperre.

Isabella Jandl, Prokuristin
im Wohnservice Wien, berichtet von positivem Feedback der „KundInnen“, wie
sie WohnungswerberInnen
nennt. Rund 8 Millionen Zugriffe verzeichnet die Online-
Plattform jährlich. Die Digitalisierung bringe naturgemäß
eine höhere Geschwindigkeit.
„Wohnungssuchende müssen nicht mehr persönlich
in die Wohnberatung Wien
kommen, sondern können
beispielsweise ihre Dokumente uploaden und sich online anmelden“, erklärt Jandl
und führt noch einen weiteren Vorteil ins Treffen: „Das
System dient auch der Objektivierung und unterstützt die
Transparenz im Vergabeverfahren.“

Das Amt für Wohnungsservice im Innsbrucker Rathaus ist für die Vergabe
von insgesamt 17.000 Stadtwohnungen zuständig. Foto: Böhm

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