Pressespiegel seit 2021
Jahr: 2023
/ Ausgabe: 2023_03_7_Presse_OCR
- S.7
Suchen und Blättern in über 500 PDFs und 44.000 Seiten.
Gesamter Text dieser Seite:
Tiroler Tageszeitung
„Enttäuschung nach der Schließung der Musikschule“ (Leserbrief), Seite
8
Enttäuschung nach der
Schließung der Musikschule
Thema: Schließung der Johann
Sebastian Bach Musikschule in
Innsbruck.
ie geplante Auflösung
des 100-köpfigen Radio-
Synphonieorchesters in Wien
löste österreichweit Unverständnis aus. Nun der nächste schmerzhafte Verlust in
der Musiklandschaft: die Auflösung der Johann Sebastian
Bach Musikschule in Innsbruck, mit 300 SchülerInnen
und 19 LehrerInnen. Die Zeichen der Zeit sind zu lesen:
In der einstigen Kulturnation
Österreich, mit ihren großen
Musikern wie Mozart, Bruckner oder Mahler, schwindet
das Interesse an Musik, die
sich jenseits volkstümlicher
oder populärer Klänge bewegt, sowie der damit notwendigen Ausbildung. Die
private Bach-Musikschule
sollte zu einer Landesmusikschule werden, um so eine
angeblich bessere Ausbildung zu gewährleisten. Doch
wer sich mit einem Kind in
Innsbruck um die Aufnahme
für den Instrumentalunterricht in die Musikschule bemüht hat, wurde oft schon
vom Aufnahmeverfahren abgeschreckt: 5-Jährige müssen
vor einer Kommission, bestehend aus vier Erwachsenen,
vorsingen. Wer dieses angeb-
liche Qualitätskriterium nicht
schaffte, war scheinbar untalentiert. Ein Schock, nicht
nur für die Kinder. Anders in
der Bach-Musikschule: Jedes
Kind wurde individuell an
das Instrument herangeführt
und gefördert. Musizieren
aus Freude, nicht nur für das
nächste Leistungsabzeichen
— SO wie es eine Ausbildung
laut vorgegebenen Qualitätsstandards will. Was wäre
wohl aus Mozart geworden,
wenn seine Ausbildung auch
nach solchen Standards abgelaufen wäre?
Dr. Ursula Marinelli,
6020 Innsbruck
M it großer Trauer und
auch Unverständnis
musste ich erfahren, dass die
JSBM aus finanziellen Gründen ihren Betrieb einstellen
muss. Ich bin Mutter zweier Kinder (10 und 8 Jahre),
die jeweils bereits ab ihrem
3. Lebensjahr im Kinderchor
dieser Musikschule mitsingen dürfen. Die Leiterin, Frau
Bärbel Weber, zeichnet sich
durch großes Engagement,
Können und viel Einfühlungsvermögen aus. Sie schafft es,
auch die Kleinsten zum Hören, zum Singen zu bringen,
ihnen die Freude an Musik zu
vermitteln. In Zeiten, wo vie-
vor dem Aus stehen, gehen die Wogen hoch.
le über die Passivität schon
der Kleinsten klagen, fordert
sie zum Tun, zum Mitgestalten heraus und vermittelt so
auch Selbstbewusstsein und
Freude am künstlerischen
Gestalten. Ich konnte bei verschiedensten Konzerten erleben, wie nicht nur die Kinderchöre, sondern auch die
Instrumentalklassen mit Engagement und Erfolg auftreten, Frau Weber hat gerade
für das letzte Adventkonzert
einen jungen Komponisten
herausgefordert, ein Musical
für die Kinder zu schreiben,
das die Weihnachtsgeschichte zum Inhalt hatte.
Es ist für mich nicht einsehbar, wieso diese private
Musikschule nicht genug Fördermittel erhalten kann. Ja, es
ist eine private Initiative, aber
Seite 7 von 16
] n w
Musizieren bereitet bereits im Kindesalter Freude. Wenn Musikinitiativen
Symbotonn: (Saock
es gibt auch im Regelschulsystem private Anbieter, wie
z. B die Montessorischule, die
einen etwas anderen Zugang
zum Unterricht haben und
damit das Spektrum des Unterrichtens erweitern. Wieso
kann das nicht bei dieser Musikschule auch geschehen,
dass der Unterricht finanziell
abgesichert wird? Musik mag
nicht wirtschaftlich an erster
Stelle stehen, aber es ist die
Musik, die das Leben besonders macht, die hilft, Emotionen auszudrücken, seelisch
bereichert. So wird wieder
einmal eine Initiative, die viel
Erfolg hat, abgedreht, die Gemeinschaft dadurch ärmer
gemacht.
Dr. Agnes Fabjan,
6020 Innsbruck