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Jahr: 2023
/ Ausgabe: 2023_03_16_Presse_OCR
- S.14
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Tiroler Tageszeitung
„Willi glaubt nicht mehr an Mehrheit für Bozner Platz“, Seite 21
Willi glaubt nicht mehr an
Mehrheit für Bozner Platz
Vize Anzengruber ist für Umsetzung des Siegerprojekts, ÖVP-Klub scheint
aber gespalten. Und wie sich „Für Innsbruck“ deklariert, bleibt spannend.
Innsbruck — Verfahren, verzwickt, verworren: In der
Innsbrucker Stadtpolitik weiß
man oft nicht so genau, was
nun eigentlich Sache ist —
auch und gerade bei der Neugestaltung des Bozner Platzes.
Vor der entscheidenden Gemeinderatssitzung kommenden Donnerstag deuten nun
aber alle Zeichen auf eines
hin: Für die - zuletzt von Wirtschaftsvertretern vehement
eingeforderte — Umsetzung
des Siegerprojekts dürfte es
keine Mehrheit geben.
So lautete gestern jedenfalls die Einschätzung von
BM Georg Willi (Grüne). Teile
der ÖVP und die NEOS könnten mit den Grünen stimmen
— doch selbst das wäre ohne
„Für Innsbruck“ (FI) zu wenig. Denn dass FPÖ, SPÖ und
die Kleinfraktionen — aus teils
unterschiedlichen Gründen —
gegen die Umsetzung in der
bisher geplanten Form sind,
war schon länger klar.
„Ich lade diese Woche weiter dazu ein, Lösungen zu finden“, versichert Willi. Doch
so recht glaubt er daran selbst
nicht mehr —- obwohl er gestern noch einmal vehement
für eine Zustimmung warb:
Ansonsten könnte man bereits am Stadtkonto eingelangte Fördergelder von 2,7
Mio. Euro ganz oder teilweise
verlieren. Und weitere Mittel
aus dem Klimaaktiv-Fonds —
laut Willi würden diese „min-
„Gstettn“ statt städtisch: Derzeit bietet der Bozner Platz ein trostloses Bild.
Die Neugestaltung könnte sich bis nach der Wahl verschieben.
destens 20%"“ ausmachen
— könne man dann gar nicht
abrufen, für den Bozner Platz
und zwei weitere Projekte
(Anm.: Zuletzt kletterten die
Schätzungen für die Gesamtkosten der Neugestaltung auf
bis zu 9,3 Mio. Euro).
Willi verwies auch auf umfangreiche Bauarbeiten von
IKB und Tigas, die am Platz
oOhnehin stattfinden müssen.
Die Platzneugestaltung wäre
quasi in einem Aufwasch gedacht, „ansonsten wird einfach wieder zuasphaltiert“.
„Der Bozner Platz neu wäre
ein heller Wald im Zentrum
von Innsbruck“, so Willi; über
30 Bäume würden gepflanzt,
der Gesamtanteil an versiegelten Flächen sinke.
Vize-BM Hannes Anzengruber (ÖVP) deklarierte sich
gestern klar —- und schloss sich
Zentrumsverein und Wirtschaftskammer an: Das Projekt sei „entscheidungsreif“,
der neu gestaltete Platz sorge
für Klimafitness statt Überhitzung, für Aufenthaltsquali-
Foro: Domanıg
tät und ein bislang fehlendes
„Willkommensgefühl“. Auch
er verwies darauf, dass bis
zu 50% Fördergelder möglich seien. Er sieht auch noch
Sparpotenzial. Seine Meinung
werde im Klub „von mehreren“ mitgetragen, so Wirtschaftsbündler Anzengruber,
angesprochen auf die deutlichen VP-internen Differenzen. Gespräche seien noch im
Gang, er schließe nicht aus,
dass fraktionsintern verschieden abgestimmt wird. Aber:
„Die ÖVP ist für die Mehrheit
eh nicht entscheidend.“
Alle Finger zeigen also in
Richtung „Für Innsbruck“ —
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was FI-Klubobmann Lucas
Krackl so nicht akzeptieren
will. „Von uns gibt es noch
kein definitives Ja oder Nein,
wir werden uns rechtzeitig
vor dem Gemeinderat artikulieren.“ Seine Liste sei weiter
offen für Gespräche, „aber da
kommt ja nix“, meint Krackl
in Richtung Willi. Klar seiaber:
„Viele Leute können derzeit
ihre Rechnungen nicht zahlen, da kann man nicht einfach zehn Mio. Euro in einen
Platz reinheizen, den offenbar
kaum wer super findet.“ Gerade in Sachen Klimafitness
müsse man nachbessern. „Wir
haben Fragen und Vorschläge
an den Bürgermeister formuliert, diese wurden noch nicht
beantwortet.“ Und überhaupt
fehle ja auch noch die Vorlage
für den Gemeinderat.
Jedenfalls ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die
Neugestaltung des Bozner
Platzes in die neue Periode
verschoben wird. Klubobfrau
Marcela Duftner, die sich mit
„Lebenswertes Innsbruck“
von den Grünen abgelöst hat,
würde das begrüßen: „Wir
sind weder für eine Sparvariante noch für das ursprüngliche Projekt zum erhöhten
Preis. Es besteht die Chance,
etwas Besseres, Nachhaltigeres zu entwickeln. Bei einem
Jahrhundertprojekt kommt es
nicht auf ein, zwei Jahre an.“
Fazit: Im nächsten Wahlkampf ist dem Bozner Platz
wohl jetzt schon ein Fixplatz
sicher. (md)