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Jahr: 2023
/ Ausgabe: 2023_03_18_Presse_OCR
- S.8
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Tiroler Tageszeitung
„Retter suchen Zuflucht am alten Hafen“, Seite 25
Architekt
Melanie
Karbasch
Der Bau des Ausweichquartiers am alten Hafen startete gestern mit dem Spatenstich, mit dabei neben Vorständen und Architekten RK-GF Alexandra
Tanda (M.) und Bürgermeisterstellvertreter Johannes Anzengruber (4. v. 1.).
Foto: De Moor
Retter suchen Zuflucht
am alten Hafen
Baustart für das Ausweichquartier des Roten Kreuzes in Innsbruck. Die
Kosten für das neue Zentrum am Sillufer wachsen auf fast 33 Mio. Euro.
Von Jasmine Hrdina
Innsbruck - Es werden wohl
einige Umzugskartons notwendig sein, wenn das Rote
Kreuz (RK) Innsbruck voraussichtlich im Herbst ins Ausweichquartier beim alten Hafen übersiedelt. Gestern gab
es den offiziellen Spatenstich
für den 1,6 Mio. Euro schweren Neubau. Rettungsdienst,
Krankentransport, Ambulanzdienst, Rettungskommando sowie ein Großteil
der Gesundheit und Sozialen
Dienste samt Tafel werden vorübergehend im dreistöckigen
Holzbau untergebracht sein.
Das Ausweichquartier biete
genügend Platz für 80 hauptamtliche und 320 ehrenamtliche Mitarbeiter, 25 Zivildiener
und Absolventen des Freiwilligen Sozialjahres plus 42
Rettungsfahrzeuge, freut sich
RK-Geschäftsführerin Alexandra Tanda. Auch die Tafel,
Kleider- und Medikamentenlager, Schlaf-, Sozial- und Aufenthaltsräume sowie Büroflächen sind eingeplant.
Das fast 60 Jahre alte RK-
Zentrum am Sillufer wird mit
dem Umzug geräumt, der Bau
des neuen Komplexes dürfte
in einem Jahr starten. Läuft
also. Oder doch nicht? 2019
wurden die Gesamtkosten
für das Projekt auf 25,6 Mio.
Euro geschätzt; inzwischen
wuchs diese Summer auf stolze 32,9 Mio. Euro an. Tanda
sieht darin keine klassische
Kostenexplosion, sondern eine natürliche wirtschaftliche
Entwicklung: „Dass Dinge
jedes Jahr teurer werden, ist
normal. Jeder, der eine Volksschule besucht hat, kann
nachvollziehen, dass die 25
Mio. von 2019 im Jahr 2024
nicht mehr stimmen können.“
Stadt und Land übernehmen mit 8,1 Mio. Euro ein
Drittel der Gesamtkosten.
Wobei Tanda betont: „Mit öffentlichen Geldern wird nur
jener Teilbereich, der vom
Verein für das Ehrenamt genutzt wird, finanziert, nicht
der Rettungsdienst oder die
Wohnungen.“
Die Finanzierung beim RK
stehe, sofern man die Summe auf 30 Mio. Euro begrenzen kann. Dafür wird man
auf ein drittes Tiefgaragengeschoß verzichten. „Man gibt
kein Geld aus, das man nicht
hat“, meint die Geschäftsführerin, die nach eigenen
Angaben das defizitäre RK
erfolgreich saniert hat. Nutznießer unterirdischer Parkdecks wären Kursteilnehmer
und Bevölkerung gewesen.
Die 70 Fahrzeuge des RK und
von der Stadt vorgeschriebene
Parkplätze für die Wohnungen im Komplex hätten auf
zwei Geschoßen Platz. Tanda und Innsbrucks Bürgermeisterstellvertreter Johannes Anzengruber verweisen
in diesem Zusammenhang
auf die gute Anbindung ans
öffentliche Verkehrsnetz der
Adresse, die Parkplätze obsolet mache.
Bis zu 45 Wohnungen sind
im Gebäude geplant. „Frei
verfügbar“ sei keine davon,
erklärt Tanda. 20 Einheiten ersetzen jene im Altbestand, haben also schon Mieter, für die
restlichen habe die Stadt das
Vorschlagsrecht. Sie eignen
sich für betreutes Wohnen,
weisen einen Gemeinschaftsraum auf und seien künftig als
WGs adaptierbar. Gebaut werde möglichst „wohnbauförderungsnah“.
Dies begrüßt Anzengruber.
Man wolle alternative Wohnformen für Senioren zur Entlastung der Pflegeeinrichtun-
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gen in Zusammenarbeit mit
dem Land Tirol forcieren. Es
gebe ein Bekenntnis der Stadt
zum Blaulichtzentrum und
zur Organisation. „Das Rote Kreuz bietet viel mehr als
nur das Rettungswesen. Es ist
wichtig für das Sozialgefüge in
der Stadt“, verweist der Bürgermeisterstellvertreter auf
Angebote wie Tafel, Krisendienste, Schulungen u.v.m.
Der Gemeinderat gab bereits grünes Licht für die Finanzierung, der Stadtrat segnete den konkreten Zuschuss
kürzlich ab, formell braucht es
noch eine Beschlussfassung
im Gemeinderat.
Das Ausweichquartier am
alten Hafen wird mindestens
für drei Jahre betrieben werden. Für die Nachnutzung
gibt es mehrere Optionen.
Eigenbedarf gebe es immer
wieder. Tanda könnte sich
aber auch die Unterbringung
von Asylberechtigten, die auf
Bescheide warten, vorstellen.
„Das könnten wir dann auch
selber betreiben“, erklärt sie.
Auch einem Verkauf werde
man sich nicht verschließen.
Das Ausweichquartier finanziert das Rote Kreuz Innsbruck zur Gänze selbst.