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Tiroler Tageszeitung

„Steigende Kosten und sinkende Chancen“, Seite 2

Analyse

Steigende Kosten und
sinkende Chancen

Von Marco Witting

usgerechnet die Großprojekte. Die
A;.iste jener Bauten im Land, die
ufgrund der Kostenexplosionen
gerade in Frage stehen, abgeblasen oder
überarbeitet werden, ist mittlerweile fast
länger als die Liste der Projekte, die realisiert werden. Bozner Platz, Rotes Kreuz
Innsbruck, MCI, KAT-Zentrum - überall
steigen die Kosten und überall sinken die
Chancen auf eine zumindest planmäßige
Realisierung. Ausgerechnet bei Großprojekten, denkt sich der selbst kostenund leidgeprüfte Häuslbauer, wo doch
dort von Kostenkontrolle bis zur Planung
alles in Profi-Hand ist. Die Realität zeigt,
die öffentliche Hand tut sich schwer,
Projekte umzusetzen. Das ist sowohl aus
Sicht des Steuerzahlers als auch aus Sicht
einer notwendigen Weiterentwicklung
verheerend.
Tirol ist nicht alleine. Laut einer
Studie der Hertie School of
Governance werden Großprojekte in Deutschland
im Durchschnitt 73 Prozent teurer als kalkuliert —

marco.witting@tt.com

die Zahl ist einige Jahre alt. Das war noch
vor den jüngsten Kostenexplosionen am
Bau-, Energie- und Rohstoffsektor. Was
tun? Nichts mehr bauen? Hoffen, dass es
irgendwann billiger geht? Weniger Wert
auf Optik legen? Vielleicht. Vor allem
aber sollten die Zuständigen: entscheiden.

Es wäre schon ein Anfang, wenn die
Politik endlich damit aufhört, öffentliche Bauten vorab kleinzurechnen, um
sie auch ja mehrheitlich beschließen zu
können. Den Gag kann man sich sparen. Dazu kommt, dass die Bürokratie
große Projekte oft endlos in die Länge
zieht. Da noch ein Gremium. Dort noch
ein Arbeitskreis, wo jeder mitreden will.
Und schon vergehen die Monate und die
Kosten steigen, weil am Bau eben noch
immer alles teurer wird. Außerdem sind
zwar Politiker Experten für eh alles, aber
keine Baumanager. Das sollte man in
der Endfertigung den Profis überlassen.
Letztlich ist die öffentliche Hand aber
insofern gefordert, eine Grundsatzentscheidung zu treffen, ob ein Projekt richtig und wichtig ist — oder nicht. Es geht
auch um Steuergeld und notfalls heißt
es halt Abstriche machen. Auf billigere
Zeiten zu hoffen, könnte uns alle teuer zu
stehen kommen.

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