Pressespiegel seit 2021

Jahr: 2023

/ Ausgabe: 2023_03_27_Presse_OCR

- S.4

Suchen und Blättern in über 500 PDFs und 44.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Dokument

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 2023_03_27_Presse_OCR
Ausgaben dieses Jahres – 2023
Alle Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
Tiroler Tageszeitung

„Studenten-Alarm in Hötting“, Seite 19

Studenten-Alarm in Hötting

In der Frau-Hitt-Straße in Hötting entsteht ein Studentenheim für 125 Bewohner. Die
Stadt sieht Bedarf, Anrainer Dauerpartys und einen „Torpedo auf die Immobilienpreise“.

Von Matthias Reichle

Innsbruck — Es ist ein „Aufruf
zum Protest“, mit dem sich
die Projektgruppe Frau-Hitt-
Straße 16/16a und 16b an ihre Nachbarschaft wendet. Ein
geplanter neuer Studenten-
Campus in Hötting sorgt derzeit für sehr viel Ärger in der
sonst so ruhigen Wohnstraße.

Am Areal des ehemaligen
Klosters der Herz-Jesu-Missionare soll in diesem und im
nächsten Jahr ein neues Studentenheim mit insgesamt
125 Wohneinheiten entstehen. Einen hohen Bedarfsieht
dafür die Stadt - Lärmbelästigung, Wertminderung und
einen isolierten Fremdkörper
befürchten die betroffenen
Nachbarn.

„Das passt nicht hierher“, sagt Anrainerin Bettina
Schlorhaufer. Sie ist selbst
Dozentin am Institut für Architekturtheorie und Baugeschichte. Für sie ist völlig unverständlich, wie man
so einen Bau in ein reines
„Wohn-Schlaf-Quartier“ „einpflanzen“ kann. „Die Studierenden sollen in der ruhigen
Frau-Hitt-Straße wie in einem
Party-Ghetto isoliert werden“,
heißt es im Flugblatt, das man
verteilt.

„Ich stelle mir hundert dauertelefonierende, -skypende
und bei zahllosen Grillabenden feiernde Studierende im
ehemaligen Klostergarten
und auf den Balkonen vor —
ein Zustand, der sich an den
Abenden und Wochenenden
jeweils noch verstärken wird“,
schrieb Schlorhaufer an BM
Georg Willi. Sie rechnet mit
Lärm und Dauerpartys.

Zur Antwort habe sie aus
dessen Büro bekommen, dass
der Stadtchef „nicht bereit
ist, dieses Projekt zu diskutieren“. Bisher sei kein Treffen
mit Willi zustande gekommen. Sie fordert eine durchmischte Nutzung des Areals
mit Einrichtungen wie einem
Kindergarten oder Seniorenheim, die in die Gegend passen. Auch im Kloster wären
bereits Studenten untergebracht gewesen - aber weniger. Für Schlorhaufer ist der
neue Campus ein „Torpedo“,
der nicht nur auf eine städtische Ruhezone, sondern auch
auf die Immobilienpreise ziele. „Wir haben uns das letzte
Hemd ausgezogen, um hier
in Ruhe zu wohnen“, bezieht
sie sich auf die hohen Wohnungspreise in Hötting und
rechnet mit einem Wertverfall
von 30 Prozent. „Der Campus

Das ehemalige Kloster der Herz-Jesu-Missionare wird zu einem Studenten-

Campus. Anrainer wehren sich dagegen.

Frau Hitt muss ‚cool‘ sein“,
stehe in der Ausschreibung
des Architektenwettbewerbs,
der im vergangenen Herbst
abgeschlossen worden ist.
„Wir werden hier für die Coolness verheizt“, sagt sie. Man
will nun einen Rechtsanwalt
einschalten.

Von einem „guten Standort“ für ein Studentenheim
spricht hingegen Franz Danler von der Innsbrucker Immobiliengesellschaft (11G),
der das Projekt für die Stadt
umsetzt. „Es ist sehr nahe an

Seite 4 von 8

Fotoc Reichie

der Hauptuni — Luftlinie 700
Meter“, erklärt er. Darüber hinaus sei „Innsbruck eine Studentenstadt“. Für Studenten
gebe es in Hötting fast nichts —
der Stadtteil sei unterversorgt.
Und große Beunruhigungen
sieht er nicht. „Dass man zusammenkommt und feiert“,
sei normal. Danler geht aber
nicht davon aus, dass es zu
Problemen kommt - immerhin gebe es auch einen Heimbetreiber, der darauf schaue,
betont er. Einen befürchteten
Preisverfall könne er deshalb

nicht nachvollziehen. Das sei
auch bei der Nachbarschaft
von Studenten-WGs nicht zu
beobachten.

Die Vorbereitungen für den
Ausbau des Campus sind unterdessen voll im Laufen. „Als
Erstes wird der stillgelegte
Bau aus den 60er-Jahren aktiviert. Damit stehen mit dem
Haupthaus rund 70 Studentenzimmer zur Verfügung.
In einem Neubau werden
zusätzlich rund 50 Zimmer
dazukommen“, betont Bürgermeister Georg Willi, der
hinter dem Projekt und dem
Standort steht. Der Zubau
dürfte im kommenden Jahr
starten. Willi spricht von einem „weiteren Mosaikstein
für leistbares studentisches
Wohnen“ und der Entlastung
des Wohnungsmarktes. Darüber hinaus wären im Haus der
Herz-Jesu-Missionare schon
immer Studenten untergebracht gewesen.

Etwas Bewegung dürfte hineinkommen. Willi betont,
dass er sich gern mit den Anrainern, „die dem Projekt kritisch gegenüberstehen“, treffen würde. Er setze darauf,
dass beim Projekt eine „Basis
für ein gutes Neben- und Miteinander geschaffen werden
kann“, wie er erklärt.