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Jahr: 2023
/ Ausgabe: 2023_04_2_Presse_OCR
- S.6
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Kronenzeitung
„‚Dass die Grünen wieder Verluste machen, hat konkrete Gründe“, Seite
24+25
D je Grünen kommen
nicht vom Fleck, weder auf Bundes- noch
Landesebene. Umfragewerte zur Nationalratswahl liegen deutlich unter dem Ergebnis von 2019 und auch
bei vergangenen Landtagswahlen konnte man keine
großen Erfolge verzeichnen.
Der Klimawandel ist präsenter denn je. aber die Grünen
können zur Zeit nicht mit
Klimapolitik punkten — obwohl sich OVP und SPO mit
einem Skandal nach dem anderen in beide Knie geschossen haben. Dass die Grünen
mit WKStA-Ermittlungen
gegen Innsbrucks BM Georg
Willi ihren eigenen Skandal
haben, macht das alles nicht
einfacher. Der Politologe
Fabian Habersack von der
Uni Innsbruck analysiert die
Situation.
Herr Habersack, warum
sind die Umfragewerte der
Grünen vergleichsweise so
tief? Warum können sie nicht
von den Skandalen und Krisen
der anderen Parteien, allen
voran SP und VP, profitieren?
In der Koalition im Bund
haben die Grünen Entscheidungen mitgetragen, die den
Vorstellungen ihrer Kernwählerschaft widersprechen,
vor allem bei der Migration.
Eine erste Regierungserfahrung kann für Parteien von
Vorteil sein, bei den Grünen
war dies eindeutig nicht der
Fall. Auch in Landesregierungen konnten sich die
Gebi Mair wurde in Telfs (0.) zum Chef der Tiroler Grünen gewählt. Viel
zu lachen haben er und
>
inister Johannes Rauch nicht (Bild links).
„Dass die Grünen wieder
Verluste machen,
hat konkrete Gründe“
Politologe Fabian Habersack, der an der Universität Innsbruck
tätig ist, weiß, warum die Öko-Partei derzeit nicht beliebt ist.
Grünen nie überzeugend
durchsetzen. Ein weiterer
Grund ist, dass die Grünen
seit der letzten NR-Wahl
außer der Kernwählerschaft
keine neuen Wählergruppen
anziehen konnten.
„Abspaltung der Liste Pilz
hat viele Wähler gekostet“
War das NR-Wahl-Ergebnis
2019, das die Grünen von
außerhalb des Parlaments direkt in die Regierung katapultierte, ein Ausreißer in einem
sonst stetigen Abwärtstrend?
Geht ein Großteil der Stimmen nur auf die Fridays-for-
Future-Bewegung zurück?
Ich denke, der Ausreißer
war eher das Ergebnis 2017.
Thematisch war damals wegen der Flüchtlingskrise der
Klimawandel nicht unmit-
©-
Bei den Grünen fehlt in
gewisser Hinsicht die
Sozialpolitik. Das grüne
Kernthema Klimawandel
rückte in den Hintergrund.
Politologe Fabian Habersack
telbar im Fokus der Wähler.
Außerdem kostete die Abspaltung der Liste Pilz die
Grünen viele Wähler. Aber
im Großen und Ganzen sind
grüne Parteien europaweit
ım Aufstieg in den letzten 20
Jahren. Und die Fridays-for-
Future-Bewegung ist immer
noch im Gange. Dass die
Grünen jetzt wieder Verluste machen, hat konkretere
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Gründe und hängt auch
stark mit der Regierungsbeteiligung zusammen.
Warum hat die Regierungszusammenarbeit mit der ÖVP
im Bund nie wirklich geklappt? Waren die Differenzen einfach zu groß?
. Eine Koalition zwischen
ÖVP und Grünen im Bund
war schon bei ihrer Bildung
umstritten. Viele Experten
befürchteten schon 2019,
dass die Differenzen zu groß
für eine sinnvolle Zusammenarbeit sind. Die Grünen
konnten als Juniorpartner
nie klar ihre Ziele durchsetzen, was viele Wähler enttäuschte und das Bild der regelrechten ‚Unterwerfung‘
der Grünen erzeugte.
Trifft dasselbe auch auf die
Grünen in der Tiroler Landes-