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Jahr: 2023
/ Ausgabe: 2023_04_14_Presse_OCR
- S.9
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Tiroler Tageszeitung
„Frechheit, wie mit den Mietern umgegangen wird“, Seite 25
Von Eva-Maria Fankhauser
Innsbruck — Die Funken sprühen, als das Schloss an der versperrten Box am Dachboden
aufgeflext wird. Die Mieter im
Haus sind wütend, verzweifelt
und haben bereits den Anwalt
eingeschaltet. Wie in vielen
Häusern der Neuen Heimat
Tirol (NHT) werden auch in
der Innsbrucker Gumppstraße die Dachböden geräumt.
Doch das Vorgehen stößt sauer auf. Auch Landtagsabgeordneter Markus Sint (Liste
Fritz) hat sich eingeschaltet
und um mehr Feingefühl bei
der NHT gebeten.
Vor etwa drei Wochen erhielten die Mieter in der
Gumppstraße die Info, dass
aus brandschutzrechtlichen
Ir
Aus Sicherheitsgründen ordnete die NHT das Leeren der Dachböden an.
Gründen die Dachböden geleert werden müssen. „Aber
ohne weitere Erklärung und
vor allem ohne Alternative,
wo wir die ganzen Sachen
hinräumen können. Die Kästen dort oben gehören ja zum
Mietpreis dazu“, ärgert sich
eine Anwohnerin. Sie betont,
dass zudem im Haus großteils
ältere Bewohner leben. „Die
können die Sachen ja nicht alle selber wegbringen, und drei
Wochen, um das zu organisieren, sind etwas knapp“, sagt
die Tochter einer Bewohnerin.
Doch nach Ablauf der Frist
stand das Räumungskommando vor der Tür. „Es ist eine
bodenlose Frechheit, wie man
mit uns umgeht“, beschweren
sich die Pradler Mieter. Auch
Sint findet die Vorgangsweise
„komplett unangemessen“,
es fehle das Gespür für die
Menschen. „Zuerst gehört die
Sache rechtlich geklärt, dann
die Mieter in einer Hausversammlung informiert und
schließlich sind ihnen Ersatzlösungen anzubieten“, sagt
Sint.
Die Aktion in der Gumppstraße wurde gestern dann
mittendrin abgebrochen. „Wir
haben unser Vorhaben dann
gebremst und überlegen nun,
das gerichtlich feststellen zu
lassen“, sagt Markus Pollo,
kaufmännischer Geschäftsführer der NHT. Laut ihm
wurden die Mieter mehrfach
informiert und schon im Vorjahr auf die „notwendige Räumung“ des Dachbodens hingewiesen. Er verstehe zwar,
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„Frechheit, wie mit den
Mietern umgegangen wird“
Neue Heimat lässt Dachböden für den Brandschutz räumen. Innsbrucker
Mieter fühlen sich überrumpelt und wissen nicht wohin mit ihren Sachen.
dass es für die Mieter ungut
sei, dass sie die gelagerten
Gegenstände wegräumen
müssen, aber „es geht um
den Schutz von Leib und Leben. Die Dachböden sind von
Brandlasten freizuhalten.“
Pollo betont auch, dass die
Kästen und Boxen auf den
dortigen Dachböden nicht
zur Mietfläche zählen, sondern Allgemeinflächen sind.
Das sei selbst in den ältesten
Verträgen von 1942 so verankert. „Es gibt kein Recht, dort
Gegenstände zu lagern“, sagt
er. Man habe das Abstellen
von privaten Gegenständen
bereits zu lange geduldet und
müsse nun handeln. Es gehe
laut Pollo rein um die Sicherheit, nicht etwa um einen vermuteten Dachbodenausbau.