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Jahr: 2025
/ Ausgabe: 2025_05_25_Presse_OCR
- S.12
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Gesamter Text dieser Seite:
Kronenzeitung
„Handyverbot: ‚Sonst lernt man ja nichts!‘“, Seite 24+25
LOTTE,
9 JAHRE
Bei den größeren Kindern
und den Erwachsenen kann
man gut sehen, dass ein
H. auch eine Qual sein
kann. Viele können das gar
nicht mehr weglegen
FEE,
9 JAHRE
Ich denke, dass frühestens
mit 15 oder 16 Jahren ein
Handy ül upt
notwendig ist. Dann
braucht manes vielleicht ja
auch im Unterricht.
PHILIP HOLZ,
ELTERNTEIL
Im Volksschulalter haben
Handyverbot: „Sonst lernt man ja nichts!“
Seit 1. Mai sind Handys per B
A
h
d aus Klassen
ordnur 1g
verbannt. Seit Jahren ist das in vielen Tiroler Schulen Praxis, L
schein bei Volksschülern, von denen Erwachsene viel lernen können.
mnn in der Volksschulc Allerheiligen
in Innsbruck der
Unterricht beginnt, dann gehört die Aufmerksamkeit
der Kinder vielleicht nicht
immer uneingeschränkt den
Lehrpersonen. Was aber seit
fünf Jahren klar ist: Wenn
schon abgelenkt, gewiss
nicht durch ein Handy!
Denn dn: liegen stumm verwahrt in den Schultaschen,
cbenso wie die bei Volksschülern mittlerweile geläufigen Handyuhren.
Eh logisch, möchte man
meinen, Doch so eindeutig
war das nicht immer. „Bei
uns hat es zwar nie problematische Situationen wegen
Handynutzung gegeben,
aber auch bei uns ist die Zahl
der Kinder mit Smartphone
stetig gestiegen. Deshalb haben wir reagiert und eine
Handy1"cgclung getroffen:
icht im Unterricht und
augh nicht in den Pausen.
Da sollen die Kinder sich
austauschen und miteinander spielen“, erklärt Direktor Martin Müller,
Die meisten Tiroler
Pflichtschulen haben schon
vor Jahren Regelungen für
Handynutzung erlassen. Die
neue Verordnung des Bundes (Anm. bis 8. Schulstufe)
ist quasi nur mehr ein Formalakt, „Für uns ändert sich
dadurch nichts*, sagt Direktor Müller, Dann schaut er
in die Runde. Am Tisch sitzen Mädchen und Buben aus
mehreren Klassen. Das
Schulparlament, das es gan:
neu in der olk&schule Al-
Foto: Johanma Bebaumer
neuen Schulparl V
werden Themen wie Handynutzung und -verbote während
des Unterrichts besprochen. Die Kinder sind reflektiert
und haben eine klare Meinung. Diskussion wird gefördert.
hoffen, dass künftige Generationen den Zeitfresser
Handy besser kontrollieren
als viele Erwachsene von
heute. „Es ist gescheiter,
das Handy wegzupacken
oder gar keines mitzunehmen. Man ist nur abgelenkt“, meint Eva (8). Sie
besitzt kein Qmanphnm:
Frühestens mit zehn Jahren — so lautet die Regelung
in ihrer Familie.
Nishan (11) bringt ein gewichtiges und zentrales Ar-
ument ein: „Wenn man
r Mathe immer alles am
Handy nachschaut, lernt
man ja nichts. Man muss es
selbst schaffen, damit man
es sich merkt.“ Die anderen Kinder nicken und finden immer noch weitere
Erklärungen, die das untermauern, was der Gesetzgeber mit der neuen Handy-
gibt, P:
rier im Alter von scl:hs biself
ahren — was die zum Thema zu sagen haben. zeugt
von großer Reife und lässt
„Auch in der Pause braucht
es kein Handy. Da schauen
dann alle rein, statt miteinander zu spielen“, führt
Lena (9) aus. Moritz (9) erzählt von seinem größeren
Bruder, der sein Gerät im
Unterricht auch abgeben
muss: „Finde ich auch für
die Älteren gut“, lautet
Moritz’ Befund.
r ab wann sollen junge Menschen überhaupt
ein Handy besitzen und
vielleicht auch als Hilfsmittel im Unterricht einsetzen
dürfen? Zu dieser Frage haben die Volksschüler eine
Un li.) und Lena zeigen I
uns, wohin vor
Un«nichtsboglm
Kmnden
klare Meinung. „Mit 15
oder 16 ist früh genug“, legt
sich Fee (9) fest. Clara plädiert überhaupt für eine
Nutzung erst ab 17 oder 18.
as die Kinder so überraschend streng sein lässt,
wird im weiteren Gespräch
deutlich. Die Volksschüler
haben ein gutes Gespür
die Gefahren exzessiver
Handynutzung. Sie beobachten Erwachsene und ältere Geschwister, wie sie
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ständig auf den Bildschirm
starren, „Das ist eine echte
Qual“, l"ndel Lotte (8)
deutliche Worte. Ob ihre
Eltern zu viel am Handy
hängen, wollen wir von den
Kindern wissen, „Ja*, lautet die einhellige Antwort.
Elternvertreter über die
Verantwortung
Philip Holz — er ist als Vertreter_ der Elternschaft zu
dem Termin gekommen -
kann dem nur beipflichten:
„Die Kinder sind mit einer
Welt konfrontiert, die dem
Handy eine enorme Bedeutung beimisst, Wir alle sind
gefordert, das zu relativieren und mit gutem Beispiel
voranzugehen.“ Holz erzählt, dass auch in seiner
Firma mittlerweile Handyregelungen eingeführt wurden. ss heute viele
Volksschüler bereits mit aller Technik ausgestattet
sind, sicht der Vater von
zwei Kindern durchaus kritisch. „Handyuhren sind
für viele Eltern von Volksschülern ein Kompromiss,
weil sie dadurch die Kinder
Foto Johansa Sirbaumer
erreichen können und umgekehrt. Aber dabei dürfen
wir nicht vergessen, dass es
in diesem Alter ja darum
geht, selbstständig zu werden, Vertrauen von den EI-
tern geschenkt zu bekommen, damit sich die Kinder
selbst vertrauen.“
Die Volksschüler von Allerheiligen haben gute
v ie richtige Balance zwischen analoger
Welt und digitalen Notwendigkeiten — die auf sie
zukommen — zu schaffen,
Sie gehören vielleicht zu
der ersten Generation, die
besser mit den unendlichen
Möglichkeiten und Verhrungen aus dem kleinen
Kästchen umgehen kann,
Die Kinder erklären zum
Schluss noch, dass sie auf
den Geräten einfach den
„Schulmodus“ (Anm. wie
Flugmodus) einstellen,
wenn sie Ruhe brauchen.
Etwas, das vielen Erwachsenen schr schwerfällt.
Claudi
Foto: BARBARA GINDL / APA / picturedesk com
Feto Johanma Brbauser
MORITZ,
9 JAHRE
Mein großer Bruder muss
sein Handy in der Schule
auch vor dem Unterricht
abgeben. Das finde ich gut.
Man ist ja nur abgelenkt,
auch in den Pausen.
NISHAN,
11 JAHRE
Wenn man in Mathe immer
alles auf dem Han
ausrechnet, dann lernt
man ja nichts. Man muss
selbst anstrengen,
domh man sich was merkt.
Fota johunna Bebwumer
M MULLER
DIREKTOR
Uns als Schule geht es
larum, dass die Kinder das
Vefbot nicht nur befolgen,
es aucl
akzeptieren und verstehen,
warum das wichtig ist.