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Jahr: 2023

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- S.17

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Der Standard

„Was hat den Wohnungsmarkt bloß so ruiniert?‘“, Seite 2
26.4.2023

Was hat den

schwer zu definieren ist — nicht jede Woh-

einem monatlichen
Gehalt früher Jleisten
konnten, geht sich heute nicht einmal mehr
aus, wenn beide Volk
zeit arbeiten. Das liegt an seit der Finanzkrise
stark gestiegenen Preisen, abel aud| an fehlenden oder den falsch
men - und einem Run aufs Betongold.

ı. Hohe Grundstückspreise
und Hortung von Bauland

Jeden Tag werden in Österreich etwa zehn
Hektar Boden verbraucht - auch wenn Bund
und Länder versuchen, mit Anreizen für Flächenrecycling zaghaft gegenzulenken. Es wird
außerdem schon weniger umgewidmet als
früher, was aber das Problem mit sich bringt,
dass die vorhandenen Baugrundstücke immer
teurer werden.

In ganz Österreich gibt es zwar noch unzähr
lige Baulandreserven, die allerdings nicht verfügbar sind. Menschen wollen ein schon als
Bauland gewidmetes Grundstück nicht hergeben, weil sie etwa nicht wollen, dass ihr
Nachbargrundstück verbaut wird, oder weil
sie es für Kinder oder Enkelkinder aufheben
wollen - oft jahrzehntelang. Gemeinden stehen daher oft vor dem absurden Problem, dass
sie kein verfügbares Bauland haben, obwohl
es viel bereits gewidmetes Bauland gibt.

Mancherorts wird der Baulandhortung nun
der Kampf angesagt, zum Verkauf zwingen
kann man Liegenschaftseigentümerinnen
aber nicht, dafür fehlen verfassungsrechtlich
abgesicherte Instrumentarien. Selbst einige
Vertreter der gewerblichen Immobilienwirtschaft wären hier durchaus für härtere Maßnahmen, von den Gemeinnützigen ganz zu
schweigen. Denn allesamt jammern sie über
hohe Bodenpreise, vor allem in den Ballungs-

Wohnungsmarkt
bloß so ruiniert?

Mieten und Kaufpreise sind in den letzten Jahren
davongaloppiert, das hat in Städten und ihrem Umland
leistbares Wohnen zum Wahlkampfschlager gemacht.
Was ist da schiefgegangen? Zehn Gründe der Wohnungsmisere,

Martin Putschögl, Bernadette Redl, Franziska Zoidi

räumen. Laut Entwurf der aktuellen Bodenstrategie soll bei zukünftigen Widmungen die
Hortung von Bauland „weitgehend ausge-

schlossen” werden, etwa durch Befrismngen.
Wird Bauland dann nicht in einem bestimmten Zeitraum verbaut, drohen Strafzahlungen.

2. Baukosten

Mit l.lefeßdrmer@mten wegen der Pandemie und wegen des 2021 im Suez-Kanal feststeckenden Containerschiffs Ever Given fing
es an, der Ukrainekrieg ließ die Materialpreise 2022 dann völlig entgleiten. Monatelang bekamen Bauträger im Vorjahr keine Fixpreise
für ihre Projekte, dadurch wurden zahlreiche
Bauvorhaben verschoben. Mittlerweile bessert sich die Lage, jetzt kommen aber Steigerungen bei den Löhnen am Bau, die sich im
Mai mit mehr als neun Prozent zu Buche
schlagen. Fazit: keine Entspannung in Sicht,
3. Wohnen als Investment

Nochwreiniapn.laluenhabenln“flendlep
meinnützigen Wı UB

meisten Wohnungen gebaut. Mittlerweile
produzieren mehr gewerbliche Bauträger
Vk>hnumen weil sich damit gutes Geld ver-

dienen lässt. Sie sind aktuell in Wien, wenn
man alle Wohnprojekte von Bauträgern ab
einer Größe von fünf Wohneinheiten betrachtet, für fast zwei Drittel des Wohnbaus verantwortlich, in ganz Österreich sind es 56 Prozent. In allen Bundesländern außer in Nieder-
Österreich und dem Burgenland haben die gewerblichen Bauträger derzeit die Oberhand.
Sie errichten überwiegend Eigentumswohnungen, darunter auch viele, die von Anlegerinnen und Anlegern gekauft werden. Sie dienen also Menschen in erster Linie als Investition und decken erst in zweiter Linie den
Wohnbedarf,

4. Leerstand
Der Leerstand ist ein recht diffuses Problem
am Wohnungsmarkt: Genaue Zahlen dazu
fehlen nämlich - mit Ausnahmen wie Innsbruck, wo seit längerem an einer Erhebung gearbeitet wird. Das liegt daran, dass Leerstand

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nung, in der niemand gemeldet ist, ist unbewohnt, und nicht jede Wohnung, in der nur
wenig Energie verbraucht wird, steht leer,
Eine Leerstandserhebung ist viel Aufwand.
Aber nicht nur daran scheitert die oftmals
geforderte Besteuerung von heersund Für
eine bundesweite L d bräuchte
es eine VeflaßungsäM«um. Weil diese
nicht absehbar ist, fahren Länder wie die
Steiermark und Tirol einen eigenen Kurs, Sie
dürfen aber nur relmv geringe Betr}ge von

wenigen E hreinheben, die Elamtümerinnen und Eigentümer
vermutlich nicht davon überzeugen
ihre Wohnungen zu vermieten.

Wie viele Wohneinheiten in Österreich
dauerhaft ungenutzt sind, ist schwer zu sagen.
Eine längst veraltete Erhebung in Wien ging
vor fast zehn Jahren von 10.000 dauerhaft
leerstehenden Wohnungen aus, was 2,5 Prozent der Wohnungen bedeuten würde, In
Innsbruck wird seit ein paar Jahren der Leerstand akribisch erhoben, hier liegt die Quote
bisher schon bei neun Prozent.

5. Ferienwohnsitze
Ferienhäuser und -wohnungen treiben die
Grund- und Wohnkosten in die Höhe. In vielen Regionen Österreichs stehen Wohnungen
oder Häuser unter der Waoche leer — und das,
obwohl in diesen Regionen gleichzeitig viele
Menschen dringend auf Wohnungssuche
sind. In Salzburg hat daher beispielsweise der
Landtag 2021 mit einer Raumordnungsnovel
le die Widmung von Zweitwohnsitzen eingeschränkt. Wohneinheiten für Zweitwohnsitzer dürfen nur mehr dann gewidmet werden, wenn in der Gemeinde dadurch der leistbare Wohnraum nicht emgeschrlnkt wird. In
anderen Bundesländern ist immer wieder
auch eine Abgabe im Gespräch, die Zweitwohnsitzern auferlegt werden könnte,