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Jahr: 2023

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Kurier

„Große Pläne mit historischer Brache“, Seite 14

Siebenkapellen - der Name leitet sich aus den slchlhpellnnü.dlohhsal.sl(kdn.nkllhhfichteglhrtmlnmdlhndasdnrdtlcrlsflsch!fs:hchmgsblldgchn

Große Pläne mit historischer Brache

Tirol. Seit einem Vierteljahrhundert liegt das Siebenkapellen-Areal in Innsbruck beim Messegelände im
Dämmerschlaf. Ein „Zukunftscampus“ soll entstehen, die Finanzierung durch Stadt, Land und Bund ist offen

Der Geschichtsort
Siebenkapellen

VONCHRISTIAN WILLIM

Für kurze Zeit gingen am vergangenen Dienstag die Pforten zu einem historischen
Areal in Innsbrucker Innenstadtlage auf, das seit einem
Vierteljahrhundert im Dämmerschlaf liegt. Der in der benachbarten Messe tagende
Gemeinderat war zu einer Besichtigung des Siebenkapellen-Areals geladen.

Aber der Großteil der
Mandatare fühlte sich zu spät
oder nicht ausreichend von
Bürgermeister Georg Willi
(Grüne) über den Termin informiert. Also fanden es nur
wenige Mandatare in der mittäglichen Sitzungspause der
Mühe Wert, sich eine halbe
Stunde Zeit zu nehmen.

Dabei hätten sie über jenes Konzept informiert werden sollen, mit dem das 4.700
Quadratmeter große Areal
samt großen Grünflächen,
das im Besitz des Bundes
steht und von der Burghauptmannschaft verwaltet wird,
wieder wach geküsst werden
soll. Dazu braucht es die finanzielle Unterstützung von
Eigentümer, Land und Stadt.
Riesiges Areal
„Aber die Katze beißt sich immer wieder in den Schwanz“,
sagt Anne-Lena Mayer, die
das Projekt eines „Zukunftscampus“ begleitet. Der Bund
Aber damit die Sache ins Rollen kommt, müsste mal eine
der drei öffentlichen Hände,
die sich die Kosten teilen sollten, ein Bekenntnis bzw.
einen Investitionsbeschluss
zu dem Konzept abgeben, das
bereits seit einem Jahr am
Tisch liegt.

Die Idee hinter dem „Zukunftscampus Siebenkapellen“, dem die gleichnamige,
im 18. Jahrhundert von
Joseph II. profanisierte Kirche auf dem Areal den Namen gibt: „Es ist geplant,
Wirtschaft und Bildung zu
vereinen“, erklärt Mayer. Und
dafür wären auch schon privatwirtschaftliche Partner an
Bord. Das ist zum einen der
Impact Hub Tirol, der derzeit
in der nahen „Kulturbackstube - die Bäckerei“ beheimatet
ist und sich vergrößern will.

Der gemeinnützige Verein
will Innovationen für sozial-
Ökologisches Wirtschaften
vorantreiben. Unternehmern
und Gründern sollen Büros,
Co-Working-Plätze, Event-
Flächen und Seminarräume
bereitgestellt werden.

Der zweite Anker-Mieter

wäre Montessori Innsbruck,
das mit Kinderkrippe, Kindergarten und Schule neben
dem benachbarten Zeughaus-
Museum untergebracht ist.
Der Mietvertrag für dieses
Gebäude läuft aber 2027 ab,
weshalb Montessori auf Herbergsuche ist. Und diese lässt
auch die Uhr für die Idee des
Zukunftscampus ticken.

„Zu Siebenkapellen
braucht es in den
nächsten Monaten
eine Entscheidung.
Die Zeit läuft ab“

Anne-Lena Mayer
Projekt „Zukunftscampus“

„Es braucht in den nächsten Monaten eine Entscheidung. Die Zeit läuft ab“,
warnt Mayer, dass die bestehenden Partner sich um
Alternativen kümmern müssten, wenn das Konzept nicht
in Umsetzung kommt. Damit
droht sich ein Fenster zu
schließen, das sich vielleicht
nicht so bald wieder öffnet.
Dabei soll sich das Projekt
laut Businessplan im laufenden Betrieb über die Mieteinnahmen selbst tragen.

Bis zu 43 Millionen Euro
Die große finanzielle Hürde
ist zum einen die Renovierung und Adaptierung der
großteils denkmalgeschützten und bereits baufälligen
Gebäude in Siebenkapellen.
Zudem ist ein Neubau geplant, in dem vor allem die
Bildungseinrichtungen unterkommen sollen. In der alten
Kirche könnte eine Mensa
oder ein Cafe entstehen.

In der Vollvariante sind

Investitionskosten von rund
43 Millionen Euro brutto —
valorisiert bis zur geplanten
Eröffnung im Herbst 2027 —
notwendig. In einer reduzierten Variante wären es 35,4
Millionen Euro. Bürgermeister Willi kann sich vorstellen,
dass die Stadt „rund drei Millionen Euro als Mietvorauszahlung für Montessori einbringt“. Das Land könnte wiederum den Impact Hub unterstützen, hat sich jedoch gerade eine Schuldenbremse
verschrieben. Aber der Großteil des Geldes müsste wohl
aus Wien kommen. „Der
Bund investiert in sein eigenes Eigentum“, erinnert Willi.
Und den Verfall aufzuhalten,
kostet ebenfalls.

Der Zukunftscampus hätte das Potenzial, einem Grätzel, in dem ohnehin schon
viel in Bewegung ist, einen
weiteren Impuls zu geben.
Neben dem Zeughaus entsteht ein großes Wohnprojekt. Am Bahndamm hinter
Siebenkapellen wurde erst
vergangenes Jahr eine Haltestelle Messe für die Regionalbahn geschaffen. In den Viaduktbögen unter den Schienen sind neue Lokale und Geschäfte eröffnet worden. Und
ein neuer, klimafitter Messe-
Park davor gibt dem Viertel
ein komplett neues Flair.

Eine Brache Siebenkapellen wäre da städtebauli
eine schmerzhafte Lücke. Bis
1988 wurde der Gebäudekomplex von der Post als Lager genutzt. Später gab es immer wieder Zwischennutzungen für einzelne Veranstaltungen. 2020 war dann auch
damit Schluss. Die Burghauptmannschaft fürchtete,
dass sich jemand in der maroden Substanz verletzten
könnte.

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Hintergrund. Im 16. Jahrhundert wurde auf dem
Areal die „Heilig-Grabkirche“ errichtet, die durch
einen Sturm beschädigt und
100 Jahre später (also im
Jahr 1670) völlig desolat abgetragen werden musste.
Mit dem Abbruchmaterial
wurde 1677 eine neue Kirche gebaut, die wiederum
rund 100 Jahre später der

Kurz war das Aleal in
Privatbesitz, dann übernahm es das Militär. Von
1945 bis 1988 wurde das
Gebäude von der Post- und
Telegraphendirektion als
Lager verwendet.

Ab 1988 stand das Areal
leer, fallweise wurde es für
Kulturveranstaltungen genutzt - der morbide Zustand
und die günstige Miete stellten eine gute Grundlage dafür dar.

Immer wieder gab es
große Pläne um das Areal,
sogar als Gotteshaus sollte
Siebenkapellen wieder reaktiviert werden. 1994 fand
sogar einen Wettbewerb
statt, das Areal für das „Mozarteum“ zu revitalisieren.
Passiert ist nichts.

Mittlerweile sind einige
Gebäude des großen Areals
so desolat, dass sie gar nicht
mehr betreten werden dürfen.

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