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Jahr: 2023
/ Ausgabe: 2023_05_5_Presse_OCR
- S.11
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Tiroler Tageszeitung
„Grabungen am Areal des ehemaligen NS-Lagers“, Seite 23
Grabungen am Areal des
ehemaligen NS-Lagers
Innsbruck - Auf dem Gelände
des ehemaligen „Arbeitserziehungs- und Zwangsarbeiterlagers Reichenau“ im Bereich der Trientlgasse werden
derzeit archäologische Sondierungsgrabungen durchgeführt. Bereits erfolgte Messungen mit Bodenradar des
Instituts für Archäologien der
Universität Innsbruck hatten
Hinweise auf mögliche Überreste von Baracken aus der
NS-Zeit ergeben. Mit Hilfe der
Grabungsarbeiten im Auftrag
des Stadtarchivs/Stadtmuseums soll nun geklärt werden,
ob im unbebauten Wiesenbereich am südlichen Ende des
Recyclinghofes zeitgeschichtliche Spuren zu finden sind.
Durch die Auswertung historischer Luftbilder konnten
Archäologinnen der Universität Innsbruck und der Firma
monumentGUT im letzten
Jahr die räumliche Struktur
des Lagerkomplexes Reichenau bzw. der nachkriegszeitlichen Notwohnsiedlung digital rekonstruieren. Im Herbst
folgte die Untersuchung mit
Bodenradar. „Dabei werden
physikalische Eigenschaften
des Untergrundes gemessen, womit wir einen groben
Eindruck, zum Beispiel über
Reste baulicher Infrastruktur
unter der modernen Oberfläche, erhalten“, erläutert
Barbara Hausmair vom Institut für Archäologien der Uni
Innsbruck. Diese Messungen
hätten gezeigt, dass sich noch
schwache lineare Strukturen
im Untergrund abzeichnen,
welche mit dem Standort der
ehemaligen Baracken übereinstimmen. „Das bedeutet,
dass es sich um Überreste des
Lagers bzw. der Notwohnsiedlung handeln kann“,
führt Kulturstadträtin Uschi
Schwarzl aus.
Im Rahmen der Sondierungsgrabung wird nun untersucht, worum es sich bei
diesen Strukturen handelt
und wie deren Erhaltungszustand ist. Aufgrund der intensiven Nutzung des Geländes vermuten die Experten,
nur wenige Reste ehemaliger Lagerbauten zu finden.
„Eventuell könnten noch
Blick auf das Lager von Süden, 1945/47.
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Leitungs- bzw. Abwassersysteme der Baracken oder Gegenstände der Häftlinge bzw.
der Bewohner der Notwohnsiedlung wie Geschirr oder
Werkzeuge vorhanden sein“,
erklärt Innsbrucks Stadtarchivar Lukas Morscher.
„Wir hoffen, einen Eindruck
über noch vorhandene archäologische Spuren zu erlangen“, verrät Hausmair.
„Erst dann lässt sich abwägen, ob genug Fundmaterial
vorhanden ist, um Einblicke
in den damaligen Alltag zu
gewinnen. Es kann aber auch
sein, dass wir nur wenig finden, da Abriss und Bereinigung des Geländes in den
späten 1960er-Jahren sehr
gründlich erfolgt sind.“ (TT)
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Foto: Stadtarchiv Inssbruck