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Jahr: 2023

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Tiroler Tageszeitung

„Warnung vor Flächenbrand“, Seite 20

In der Innsbrucker Museumstraße stehen derzeit mehrere Geschäfte leer.

Foto: Falk

Warnung vor
Flächenbrand

Innsbrucks Politiker orten zu hohe Mieten in der Museumstraße und fordern Vermieter zur Mäßigung auf.

Von Denise Daum

Innsbruck —- Der TT-Bericht
über den Zustand der Museumstraße in der Innsbrucker Innenstadt — der einstigen Prachtstraße — ruft nun
die Stadtpolitik auf den Plan.
Wie berichtet, stehen derzeit
mehrere Geschäfte leer. Unternehmer beklagen hohe
Mieten, der Zentrumsverein
kritisiert den Branchenmix.

NEOS-Gemeinderätin Julia
Seidl warnt vor einem Flächenbrand: „Wenn ein Lokal leer steht, folgen weitere,
weil die Frequenz fehlt.“ Die
Stadt müsse hier aktiv werden und die Entwicklung der
Geschäftsstraßen in die Hand
nehmen. „Dazu gehört auch,
dass man auf einen Branchenmix hinwirkt, der das
Potenzial hat, eine Straße zu
beleben“, betont Seidl.

Auch Bürgermeister Georg
Willi (Grüne) warnt vor einem
Dominoeffekt. „Einem Leerstand folgt der nächste.“ Willi nimmt die Vermieter in die
Pflicht, ihre Mietforderungen
zu überdenken. „8000 Euro
netto für 250 Quadratmeter
Verkaufsfläche geht einfach
nicht“, nennt Willi ein Bei-

spiel aus dem ersten Drittel
der Museumstraße. „Bei derartigen Preisen gibt es nur
zwei Optionen: Wettbüros
oder Leerstand.“

Für SPÖ-Stadtparteivorsitzenden Benjamin Plach ist
der Zustand der Museumstraße „Sinnbild für verfehlte Widmungspolitik“. Auch
Plach kritisiert die „horrenden Mietpreise“. Durch immer dichtere Bebauungspläne sei den Spekulanten
Tür und Tor geöffnet. Plach
fordert eine „Leerstandsmobilisierung durch die Stadt,
indem auch Übergangsmieten ermöglicht bzw. finanziell unterstützt werden“.
Auch eine Leerstandsabgabe für Gewerbeflächen sollte angedacht werden. Hinterfragenswert ist für Plach,
warum sich die Lebensraum
Tirol Holding demnächst in
ein Eckhaus im Besitz des
Immobilieninvestors Rene
Benko einmietet. „Eine Landesholding ist nicht dafür zuständig, das Investment eines
Multimilliardärs mitzufinanzieren“, ärgert sich der SPÖ-
Stadtparteivorsitzende.

FPÖ-Stadtrat Rudi Federspiel fordert einen runden

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Tisch zum Problemfall Museumstraße. Der Bürgermeister
müsse dafür die Wirtschaftsstadträtin Christine Oppitz-
Plörer (Für Innsbruck), den
für Tourismus zuständigen
Vizebürgermeister Johannes Anzengruber (ÖVP),
die Wirtschaftskammer sowie Hausbesitzer zusammentrommeln. „Die Mieten
sind unrealistisch hoch, hier
braucht es Gespräche mit den
Eigentümern“, mahnt Federspiel. Auch mit den Innsbrucker Verkehrsbetrieben müsse geredet werden. „Es muss
ja nicht sein, dass alle zehn
Sekunden ein Bus durch die
Museumstraße donnert“, so
Federspiel.

ÖVP-Gemeinderätin Mariella Lutz, Obfrau des Wirtschaftsausschusses, gibt der
„sukzessiven Verdrängung
des Individualverkehrs aus
der Stadt“ Schuld an „mangelnder Kundenfrequenz“
in der Museumstraße. Auch
Lutz fordert ein professionelles Leerstandsmanagement.
„Das Stadtmarketing sollte
sich dieser Herausforderung
stellen und innovative Konzepte für die Museumstraße
entwickeln.“