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Jahr: 2023
/ Ausgabe: 2023_05_26_Presse_OCR
- S.6
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Tiroler Tageszeitung
„Noch mehr Babys und alkfreies Bier im Gemeinderat“, Seite 23
S 7
Das Bier war alkoholfrei, die Stimmung unter den Muttem und den Babys gut.
Noch mehr Babys und
alkfreies Bier im Gemeinderat
Um gegen Anfeindung von Müttern zu protestieren, kamen Frauen mit
ihren Babys in die Sitzung. Die verkam für manche zum „Kasperltheater“.
Von Denise Daum
Innsbruck —- „Mei Busen, mei
Bier“. Das war nur eine der
Botschaften, die auf den Plakaten von Aktivistinnen und
Aktivisten zu lesen waren.
Rund 30 Eltern - großteils
Mütter - wohnten eine Zeitlang mit ihren Babys der Sitzung bei. Damit bekundeten
sie die Solidarität mit (arbeitenden) Müttern generell und
Janine Bex im Speziellen.
Die grüne Gemeinderätin
war heftigen Attacken ausgesetzt, nachdem sie mit ihrem
Baby im Arm während der
vergangenen Gemeinderatssitzung ein alkoholfreies Bier
getrunken hatte.
Die Mütter und Väter, mit
ihren Babys im Tragetuch,
tranken im Sitzungssaal dann
demonstrativ ein alkoholfrei-
es Bier. Bürgermeister Georg
Willi (Grüne) unterbrach die
Sitzung, als eine Mutter eine Stellungnahme gegen Sexismus verlas. Die Botschaft
selbst habe er nicht gehört.
Es sei allerdings zu großer
Unruhe im Saal gekommen.
Die Aktion der Mütter nennt
er eine „großartige Solidaritätsbekundung“.
„Mir war es wichtig, als
Mutter sichtbar zu sein. Wir
haben ein Recht, hier zu
sein“, sagt etwa Katharina
Stark aus Innsbruck. Wie mit
Janine Bex umgegangen wird,
„geht gar nicht“, stellt sie klar.
Die Aktion, zu der über den
Messengerdienst Signal aufgerufen wurde, sorgte bei vielen Gemeinderätinnen und
Gemeinderäten für Kopfschütteln. SPÖ-Gemeinderätin Irene Heisz etwa gratuliert
Bürgermeister Willi: „Er hat
es mit seiner Weigerung, den
Vorsitz geschäftsordnungsmäßig zu führen, geschafft,
den Gemeinderat zu einem
erbärmlichen Kasperltheater
zu machen.“
Besonders ärgerlich ist für
Heisz die Biertrink-Aktion.
„Ausgerechnet während des
Totengedenkens haben sie
ihre Bierflaschen geöffnet.
Von hinten drang das Zischen
durch den Raum. Ich habe
mich geschämt, das war kein
würdevolles Totengedenken“, sagt Heisz.
Dieser Kritik schließt sich
„Für Innsbruck“-Klubobmann Lucas Krackl an. Nach
der Mittagspause forderte
Krackl den Bürgermeister auf,
das Totengedenken zu wiederholen. Der Bitte kam Willi
dann auch nach.
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FPÖ-Vizebürgermeister
Markus Lassenberger stellt
klar, dass er als Sitzungsführender „energisch eingegriffen“ hätte. Schließlich
verstoße der Auftritt gegen
die Geschäftsordnung. ZuhörerInnen haben sich „jeder Äußerung zu enthalten“
und dürfen auch nicht „in
Abordnungen“ zur Sitzung
kommen, heißt es in der Geschäftsordnung.
Für GR Gerald Depaoli (Gerechtes Innsbruck) ist der
Gemeinderat zu einem „Tollhaus ohne Niveau und Würde
verkommen“.
Anders als Genossin Irene Heisz solidarisierten sich
SPÖ-Stadträtin Elisabeth
Mayr und SPÖ-Stadtparteivorsitzender Benjamin Plach
mit den Müttern und deren
Protest.