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Tiroler Tageszeitung

„‚Die ÖVO ist in Innsbruck nicht vorhanden‘“, Seite 6+7

„Die ÖVP ist in Innsbruck nicht vorhanden“

Der Befund ist ernüchternd, seine
Aufgabe ein Himmelfahrtskommando. Am Montag wird
LR Mario Gerber zum neuen
Innsbrucker ÖVP-Chef gekürt.

Von Peter Nindler

Innsbruck — In der Stadtpolitik ist die ÖVP im
Bündnis „Das Neue Innsbruck“ aufgegangen. Nach
der Wahlschlappe vom
Vorjahr sitzt die Gruppierung auf der Oppositionsbank, Kurzzeit-Obmann
und Bürgermeisterkandi-

‚ Wir werden

in Innsbruck
wieder als starkes
ÖVP-Team auftreten
und als Volkspartei
mitmischen.“

LR Mario Gerber/ÖVP (designierter Stadtparteichef)

dat Florian Tursky hat sich
zurückgezogen. Jetzt soll
es Wirtschafts- und Tourismuslandesrat Mario
Gerber (44) richten. Am
Stadtparteitag Montagabend wird er mit seinem
Team zum Tursky-Nachfolger gewählt.

Warum tut er sich das
an? „Nicht, weil ich mir
dadurch ein Ticket für die

nächsten Landtagswahlen 2027 sichern möchte.
Wenn ich als Landesrat
nicht überzeugen kann,
weiß ich selbst, was ich zu
tun habe“, sagt er gegenüber der TT.

Gerber geht es um einen „ehrlichen Neustart“
in der Landeshauptstadt,
„Die ÖVP ist in Innsbruck
nicht mehr vorhanden
und befindet sich politisch
in der Bedeutungslosigkeit.“ Die Menschen in der
Stadt würden sich jedoch
eine zeitgemäße bürgerliche Politik wünschen.
„Die ÖVP muss den Wählerinnen und Wählern in
den urbanen Räumen ein
Angebot machen, derzeit
wird sie in den Lebensrealitäten der Menschen
in Innsbruck nicht wahrgenommen.“ Man müsse
auf die Bevölkerung zugehen, Stadtthemen offen
ansprechen und „ihnen
zuhören und sich nicht in
Funktionärszirkel zurückziehen“, fügt der ÖVP-Politiker hinzu,

Mit diesem Anspruch
verbindet Gerber zugleich

eine Öffnung der Stadt-
ÖVP. Ist für diese politische Zielsetzung nicht
gerade das „Neue Innsbruck“ ein Klotz am Bein?
Im Wissen, dass dies die
größte Konfliktzone in
den nächsten Wochen
und Monaten sein wird,
gibt sich Gerber zurückhaltend, Trotzdem: „Wir
werden in Innsbruck wieder als starkes ÖVP-Team
auftreten und als Volkspartei mitmischen“, gibt
Gerber die Richtung vor.

Dennoch: Die von Ex-
Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer auf Totalopposition gebürstete
bürgerliche Gruppierung
repräsentiert augenblicklich auch den Kurs der
Volkspartei im Gemeinderat. Die bisherige Obmannstellvertreterin Birgit Winkel ist seit Kurzem
Klubobfrau, Franz Jirka
war ihr Vorgänger. Alleine
deshalb wird Gerbers Mission als Himmelfahrtskommando bezeichnet.

Seite 4 von 16

Denn der 44-Jährige
sucht vielmehr die Annäherung zu Bürgermeister
Johannes Anzengruber,
der wegen seiner Kandidatur im Herbst 2023 aus der
ÖVP geworfen wurde. Wie
will er den Spagat schaffen? „Teamorientiert und
mit Überzeugungskraft
für unseren neuen Weg für
Innsbruck“, möchte sich
Gerber noch nicht zu weit
aus dem Fenster lehnen.
Allerdings ist für ihn eines
klar: „Die ÖVP muss in der

&.

Mario Gerber muss die Innsbrucker ÖVP neu ausrichten. In der Landeshauptstadt betritt er jedoch ein politisches Minenfeld. roto: Tomas Böhm

Stadt wieder ein politischer Faktor werden. Den
Weg dorthin und die thematische Ausrichtung gilt
es gemeinsam in der Partei zu erarbeiten, unsere
Vertreter im Gemeinderat
werden sie dort vertreten.“

Messlatte, was das
Wahlergebnis am Montag
betrifft, hat Gerber keine.
„Es ist ein Neustart, Wichtig ist ein klares Signal
und dass wir künftig gemeinsam an einem Strang
ziehen.“

Stadt-ÖVP

Abspaltung: 1993
spaltete sich Herwig
van Staa von der
Innsbrucker ÖVP ab
und gründete die
bürgerliche Gruppierung
„Für Innsbruck“. Bei
der Gemeinderatswahl
1994 löste er Romuald
Niescher (ÖVP) als
ab.

Letztes Wahlergebnis:
2018 erreichte die ÖVP
in Innsbruck nur noch
12,2 Prozent, 1994
waren es 18,9 Prozent.

Das „Neue Innsbruck“:
Ende 2023 übernahm
Florian Tursky die
Stadt-ÖVP. Sie trat mit

bei der Wahl 2024 im
Bündnis das „Neue
Innsbruck“ an. Tursky
schaffte es nicht in die
Bürgermeister-Stichwahl, die Gruppierung
kam auf lediglich 10,17
Prozent.

in Innsbruck. — Fow: Rıta Fa