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Jahr: 2023
/ Ausgabe: 2023_06_11_Presse_OCR
- S.5
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Tiroler Tageszeitung
„Viele Regionen blicken neidisch auf unseren Flughafen“, Seite 28
„Viele Regionen blicken neidisch
auf unseren Flughafen“
Der Flughafen schreibt nach
Corona wieder Gewinne. Laut
Direktor Marco Pernetta ist
die Reiselust ungebrochen.
Wie hat sich der Flug-
verkehr in Innsbruck
nach Corona entwi-
ckelt?
Marco Pernetta: Die
Menschen wollten sofort
wieder reisen. Neben
dem großen Bereich Urlaub hat das Thema „visit
friends and relatives“ als
Reisegrund seither stark
zugenommen. Nach zwei
Jahren mit Corona und
Lockdowns wollten viele
ihre Familie und Freunde im Ausland besuchen.
Bei Geschäftsreisen da-
gegen sind wir noch weit
weg vom Vor-Corona-Niveau. Digitale Meetings
ersetzen nun oftmals
Geschäftsreisen. Eine Be-
sprechung ist heute auch
aus dem Home-Office
oder Büro möglich.
Wie sehen die Zahlen im
Vergleich zu 2019 aus?
Pernetta: Unser stärkstes
Segment - der Incoming-
Verkehr von Urlaubsreisenden aus der ganzen
Welt — hat sich erfreulicherweise sehr schnell
erholt. Insgesamt lagen
wir im 1. Quartal trotz
des Einbruchs bei den
Geschäftsreisen und des
Ukraine-Kriegs nur ca. 10
bis 12 % hinter 2019. Wir
Marco Pernetta ist seit fast 25
Jahren am Innsbrucker Flughafen beschäftigt.
rechnen bis Jahresende
mit etwa 950.000 Passagieren. Das ist knapp am
2019er-Spitzenwert von
1,13 Millionen.
Wohin fliegen die Tiro-
ler am liebsten?
Pernetta: Griechenland
ist im Sommer seit Jahren
unsere Nummer eins, danach kommen Italien und
Spanien mit Mallorca.
Dass wir nur kleine Flugzeuge einsetzen können,
hat auch positive Seiten.
So können wir auch exklusivere, individuellere
Ziele anfliegen. Viele Urlauber wollen gar nicht in
die riesigen Bettenburgen
und schätzen das Innsbrucker Reiseangebot
deshalb sehr.
Die Preise für Flugreisen haben angezogen.
Pernetta: Vielen Leuten
ist es momentan einiges
wert, in den Urlaub zu
fliegen oder jemanden
zu besuchen. Deswegen
gibt es auch hohe Preise
verbunden mit einer hohen Nachfrage. Aber der
Markt kann auch wieder
kippen, etwa wenn in einer möglichen Rezession
die Sorge um den Arbeitsplatz und über steigende Kosten verstärkt zum
...................
Steckbrief
Marco Pernetta studierte
Luftfahrttechnik an der Technischen Universität Berlin.
Seit 1999 ist er am Flughafen
Innsbruck tätig, 2014 wurde
er zum Geschäftsführer bestellt. Pemetta ist verheiratet
und Vater von zwei Kindern.
Flughafen-Direktor Marco Pemetta vor dem Innsbrucker Tower.
Wirtschaft
im Gespräch
mit Martin Lugger
Thema wird. Zurzeit gibt
es überall Rekordzahlen,
was die Nächtigungen
betrifft. Nach Corona
versuchen jetzt alle, das
Maximum herauszuholen - und die Nachfrage
gibt ihnen Recht. Diesen
Sommer wird es kaum
Last-Minute-Angebote
geben. Das kann aber
nächstes Jahr schon wieder anders aussehen.
Wie begegnet die Bran-
che der Herausforde-
rung Nachhaltigkeit?
Pernetta: Derzeit ist die
Kritik an der Flugbranche
teilweise berechtigt. Wir
müssen auf den technologischen Wandel setzen,
um CO>»-neutralen Flugbetrieb zu erreichen. Testflüge mit aus regenerativer Energie gewonnenen
„Sustainable Aviation Fuels“ haben gezeigt, dass sie
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mit herkömmlichen Flugzeugen funktionieren. Alternative Treibstoffe sind
ein Milliardenmarkt, deshalb wird hier sehr viel investiert. Wir sehen bei der
E-Mobilität, wie schnell
ein Industriewandel stattfinden kann. Das haben
wir uns vor zehn Jahren
auch noch nicht vorstellen können. In Innsbruck
sind wir jetzt schon lokal
aktiv. Seit heuer haben
wir als erster Flughafen
Österreichs emissionsabhängige Landegebühren.
Das ist ein kleiner Schritt
— aber er hat schon bewirkt, dass wir von den
modernsten und schadstoffärmsten Flugzeugen
angeflogen werden. Wenn
alle Flughäfen mehr tun,
wird das einen größeren
finanziellen Anreiz für die
Airlines bieten.
Wie wichtig ist der
Flughafen für Inns-
bruck und Tirol?
Pernetta: Man kann die
Bedeutung der Flughafen-
Anbindung gar nicht hoch
genug einschätzen. Tirol
ist nicht nur eine europä-
Fotos: TT/Rita Falk
Flughafen
Der Flughafen Innsbruck
ist der drittgrößte Verkehrs-
flughafen und zweitgrößter
Bundesländerflughafen in
Österreich. Rund 170 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
sind ganzjährig am Flughafen
beschäftigt, in den Wintermonaten sind zusätzlich etwa
150 Saisonkräfte im Einsatz.
ische Top-Destination im
Tourismus. Wir sind auch
ein wichtiger Wirtschaftsund Forschungsstandort
mit international ausgerichteten Institutionen
wie der Klinik und der
Universität. Für hochkarätiges Personal, das
hier arbeiten und leben
will, ist die einfache und
schnelle Anbindung ein
zentrales Kriterium. Ich
komme sehr viel herum,
und viele andere Regionen blicken neidisch auf
unser Modell. Und dass
ein Flughafen kein Steuergeld verschlingt, sondern
Gewinn erwirtschaftet, ist
eine absolute Ausnahme.