Pressespiegel seit 2021
Jahr: 2023
/ Ausgabe: 2023_06_12_Presse_OCR
- S.8
Suchen und Blättern in über 500 PDFs und 44.000 Seiten.
Gesamter Text dieser Seite:
Tiroler Tageszeitung
„‚Draußen warten!‘“, Seite 16
Von Michaela S. Paulmichl
Innsbruck - „Das Foto
schmeichelt noch immer mit
jugendlicher Frische. Beim
‚rosa‘ Lappen hingegen lässt
sich das Alter kaum mehr kaschieren.“ Er musste schon
mehrfach mit Klebestreifen
„therapiert“ werden. In humoriger Weise beschreibt ein
Leser aus Innsbruck seinen
alten, aber noch gültigen Führerschein aus Papier und wie
er - weil gerade sein Reisepass
abgelaufen war — beschloss,
einen neuen zu beantragen.
„Mit dem Besuch beim Fotografen lassen sich zwei Fliegen mit einem Streich erledigen und es winkt die Aussicht
auf den Handy-Führerschein
über die Digitales-Amt-App.“
Eine Win-win-Situation in jeder Hinsicht, fand er. Auch der
Besuch beim Amt habe seinen
kafkaesken Schrecken verloren: „Ist es doch so, dass man
mittlerweile die notwendigen
, ‚ Auf Gruß- oder
Höflichkeitsfloskeln wurde verzichtet —
womöglich eine Sparmaßnahme.“
Leser
aus Innsbruck
Unterlagen über einen Mausklick erfährt und auch gleich
elegant ein Terminfenster buchen kann.“ Die Ausstellung
des Passes im Rathaus klappte
dann auch reibungslos: „Noch
bevor mein gebuchter Termin begonnen hätte, war ich
schon wieder draußen.“ Der
Reisepass wurde nach wenigen Tagen zugestellt.
Beim Führerschein dagegen
ging einiges gründlich schief:
„Einzeleintritt, Metalldetektorschleuse, Wachpersonal
mit Befehlston: ‚Tascheninhalt auf den Tisch! - Durchgehen! - 3. Stock!‘“, schildert der
Innsbrucker den „Empfang“
an der Landespolizeidirektion. „Auf Gruß- oder Höflichkeitsfloskeln wurde verzichtet
— womöglich eine Sparmaßnahme“, nahm er es mit Humor. Trotzdem noch guter
Dinge, nahm er vor der Tür
Platz, deren Nummer über
die Terminbestätigung aufs
Handy übermittelt worden
war. Als das ihm zugewiesene
Zeitfenster für die Behandlung
„Draußen warten!“
Ein Innsbrucker wollte bei der Behörde alles richtig machen, doch dann wurde er von
einer Stelle zur anderen geschickt. Er beschwerte sich, die Reaktion erfolgte prompt.
seines Antrags gekommen
war, klopfte er an die entsprechende Tür. Sie war versperrt.
Er versuchte es deshalb nebenan, trat ein und sah, dass
alle Büros innenliegende Verbindungstüren hatten, die offen standen. „Überall saßen
Sachbearbeiter:innen, auch
dort, wohin die versperrte Tür
geführt hätte.“ Die Hoffnung,
nun dranzukommen, erfüllte sich aber nicht: „Draußen
warten!“, hieß es nur.
Daraufhin beobachtete der
Innsbrucker, wie diese Tür
von innen versperrt wurde
und Mitarbeiter den Bürobereich verließen. Dass dann ein
Bürger, der offensichtlich zu
spät dran war, an eine andere
Tür klopfte und sofort Einlass
fand, machte die Sache für ihn
auch nicht besser. Denn als
er es ebenfalls dort probierte, hieß es wieder: „Draußen
warten!“ Der Hinweis, es bei
anderen Büros zu versuchen,
brachte auch nichts, denn
diese waren verwaist. Er entdeckte aber dann doch zwei
Sachbearbeiter: „Sie waren
beim Smalltalk, und so wagte ich die Frage: ‚Hätten Sie
eventuell Zeit für mich?‘“ Einer der beiden nahm sich der
Sache an, und jetzt ging alles
sehr schnell. „Keine zwei Mi-
Ein Tiroler wollte sich in der Landes,
lizeidirektion Innsbruck einen neuen Führerschein ausstellen lassen, das dauerte eineinhalb Monate.
nuten inklusive Bezahlung
der Dienstleistung via Bankomat dauerte das Vergnügen.“
Die Euphorie war allerdings
schlagartig wieder weg, als es
hieß, er müsse noch einmal
kommen, um den Führerschein abzuholen. Er würde
telefonisch verständigt werden. Eben das erwies sich als
aber weiteres Problem: Denn
diese Verständigung erfolgte
mit unterdrückter Nummer,
der Tiroler nahm den Anruf
deshalb nicht entgegen. „Gerade die Polizei warnt davor,
anonyme Anrufe entgegenzunehmen.“ Schließlich erhielt er eine schriftliche Benachrichtigung, und rund
Innsbruck —- Seit Ende
vergangenen Jahres müssen behördliche Termine
mit der Sicherheits- und
Verwaltungspolizeilichen
Abteilung (SVA) und der
Fremden- und Grenzpolizeilichen Abteilung (FGA)
der Landespolizeidirektion Tirol vorab online
vereinbart
werden. Da-
für können auf der Hompage www.polizei.gv.at/tirol/ abgebildete QR-Codes
verwendet oder das elektronische Terminvereinbarungsmanagement (ETV)
Terminreservierung
online bei Behörden
aufgerufen werden. Dort
erfährt man auch, welche
Unterlagen man benötigt.
Jeder bekommt außerdem
eine Reservierungsnummer, die gleich beim Betreten des Amtsgebäudes in
der Kaiserjägerstraße 8 in
Innsbruck
vorgezeigt
werden muss.
Näheres zu
Terminvereinbarungen bei der Stadt
Innsbruck gibt es unter
www.innsbruck.gv.at, zu
den Bezirkshauptmannschaften über www.tirol.
gv.at. (ms)
Seite 8 von 9
Foto: Böhm
eineinhalb Monate nach der
Beantragung hält er seinen
Führerschein nun in Händen.
Für gewöhnlich dauert die
Neuausstellung drei Werktage, gibt die Polizei-Pressestelle
auf Anfrage bekannt.
Für die Landespolizeidirektion war die Beschwerde
jedenfalls Anlass, die Abläufe und Kommunikation in
den betroffenen Bereichen
zu erheben. „Sowohl die Polizei-Bediensteten der SVA
(Sicherheits- und Verwaltungspolizeiliche Abteilung)
als auch der dort zuständigen Polizeiinspektion Saggen
wurden auf ein entsprechendes Verhalten gegenüber Parteien aufmerksam gemacht“,
reagierte Oberst Alois Knapp
nur einen Tag danach. „Der
Vorwurf, von einem Büro zum
anderen geschickt worden zu
sein, wird als Anlass für eine
verbesserte Kommunikation
herangezogen.“ Auch dass
der Innsbrucker beim Betreten des Amtsgebäudes nicht
mit der zu erwartenden Höflichkeit begrüßt worden sei,
hat Folgen: „Die Beamten
wurden durch den Inspektionskc danten auf ein
entsprechendes Verhalten gegenüber Parteien aufmerksam
gemacht.“