Pressespiegel seit 2021
Jahr: 2023
/ Ausgabe: 2023_06_14_Presse_OCR
- S.9
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Tiroler Tageszeitung
Innsbruck — Die Kontroversen um das Wohnbau-Großprojekt Innstraße 115 in Innsbruck reißen nicht ab. Im
Gegenteil: Führende Vertreter
der Tiroler Architektenschaft,
die bereits im Mai mit einem
offenen Brief für Aufsehen gesorgt hatten, legten gestern
mit heftiger Kritik nach.
Wie berichtet, plant die Firma Schwarzweiss Immobilien
in markanter Hanglage eine
terrassenförmige Bebauung
mit 64 frei finanzierten Wohnungen. Der neue Bebauungplan — dessen Auflage im
April-Gemeinderat mehrheitlich beschlossen wurde — ermöglicht gegenüber dem jet-
„ 80 % mehr Nutzfläche — das ist, wie
wenn aus einem fünfstöckigen Baukörper neun
Vollgeschoße werden.“
Hanno Vogl-Fernheim
(Kammer d. Ziviltechnikerinnen)
zigen eine massive Steigerung
der Nutzfläche von 3200 auf
5700 m?, Gegen das Bauvorhaben sind zahlreiche Stellungnahmen eingegangen, über
sie entscheidet der Gemeinderat wohl erst im Herbst,
Die Einsprüche seien „sehr
fundiert“, betont Hanno Vogl-
Fernheim, Präsident der Kammer der ZiviltechnikerInnen
für Tirol und Vorarlberg. Die
Bebauungsplanänderung
bringe dem Projektwerber
80 % Nutzfläche mehr. Ziehe
man zum Vergleich ein Zinshaus in Wilten heran, „würde das bedeuten, dass aus einem fünfstöckigen Baukörper
neun Vollgeschoße werden“.
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Dass eine G
Jedes derartige Projekt „würde politisch durchfallen“. Dabei sei die (Hang-)Lage in der
Innstraße viel sensibler, es
komme zu drastischen Eingriffen ins Ortsbild.
Zugleich betont Vogl-Fernheim die negative Vorbildwirkung, „wenn ein Bauträger Grundstücke zu erhöhten
Preisen ankauft, in der Erwartung, dort viel mehr herausholen zu können“ — und das
dann auch eintreffe. So treibe
die Politik die Grundstückskosten weiter nach oben.
Die Architekten fürchten einen „Präzedenzfall“ samt negativen Folgewirkungen für
die Tiroler Baukultur insgesamt, Der Bauträger habe sich
bei seinem Projekt „kein einziges“ Mal an die vom Inns-
hrheit dem Projektwerber in sensibler Hangl
will, macht die Architektenschaft fassungslos - nicht zuletzt wegen „negativer Vorbildwirkung“,
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brucker Gestaltungsbeirat
gestellten Vorgaben gehalten,
sondern „die Dichte weiter in
die Höhe getrieben“, befindet
Andreas Cukrowicz, Vorsitzender des Beirates,
Die Bestandsvilla am Areal habe der Bauträger dabei
offenbar „als emotionales
Druckmittel“ genützt, nach
dem Motto: „Wenn die Villa
erhalten werden soll, muss die
Dichte höher sein, weil ich ja
auch höhere Aufwände habe.“
Dabei werde diese nun mitten
in der Bebauung stehen „wie
auf einem Lawinenkegel“.
„Wir glauben, dass den Entscheidungsträgern die Folgen
nicht bewusst sind“, meint
Cukrowicz: „Das Projekt schadet der Stadt- und Hangstruktur in Innsbruck massiv.“
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„Architekten fordern Politik zum ‚Umdenken‘ auf“, Seite 24
Architekten fordern Politik
zum „Umdenken“ auf
Tirols führende Architekturvertreter legen bei Kritik am Bauprojekt
Innstraße 115 nach — sie fürchten „Präzedenzfall“ für gesamte Baukultur.
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ehr Nutzfläche zugestehen
Foto: Bönm/TT
Mit der Entscheidung für
den Bebauungsplan würden die gesamten etablierten
Strukturen der Stadt in der Bearbeitung von Bauvorhaben —
rund um den Gestaltungsbeirat - in Frage gestellt, ergänzt
Rainer Noldin, Präsident der
Zentralvereinigung der ArchitektInnen Tirol: „Ein Skandal
erster Güte,”
Vogl-Fernheim hat das
Ziel, die Stadtpolitik „aufzuwecken”“, noch nicht aufgegeben: Er hofft, dass die
Gemeinderäte die Stellungnahmen „genau anschauen“
und „bis Herbst ihre Entscheidung überdenken”.
Der Projektwerber wurde
von der TT um Stellungnahme ersucht, diese ist für die
nächsten Tage zugesagt. (md)