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Jahr: 2023
/ Ausgabe: 2023_06_16_Presse_OCR
- S.5
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Tiroler Tageszeitung
„Dornauer muss gute Miene zu Innsbruck machen“, Seite 2
Analyse
Dornauer muss gute Miene
zu Innsbruck machen
Von Peter Nindler
er Innsbrucker SPÖ-Klubchef
D Helmut Buchacher ist ein Fall für
sich. Dass er wegen des neuen
Bundesparteivorsitzenden Andreas Babler
der Sozialdemokratie den Rücken kehren
will, passt allerdings ins Bild des streitbaren Genossen. Buchacher ist in der Tat
kein Linker. Der Vorwurf, dass er ein roter
Rechtsausleger sei, entspringt jedoch dem
beliebten Kastldenken eines selbstherrlichen Politestablishments. Der ehemalige
Betriebsrat und Vorsitzende der Tiroler
Mietervereinigung hat vielmehr den Anschluss an die Politik verloren.
Buchacher konnte seinerzeit weder
die Stadtpartei führen noch sie einen.
Die Genossen in der Landeshauptstadt
präsentieren sich heute zerstrittener denn
je, weil Buchacher seit seinem Rückzug
als Stadtparteiobmann 2019 weiterhin offensiv mit einem antiquierten Politikverständnis in der Partei herumqueruliert. Und diese nicht
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auf Seite 21
peter.nindler@tt.com
nur einmal vor den Kopf gestoßen hat. Die
jetzt aber offiziell mit Babler nach links
rückt, schließlich sind sein Nachfolger
Benjamin Plach und Stadträtin Elli Mayr
glühende Anhänger des neuen SPÖ-Chefs.
Buchachers Groll auf Babler erinnert
ein wenig an die Abrechnung eines Politdinosauriers. Selbst der Säulenheilige der
SPÖ, Bruno Kreisky, legte 1987 aus Protest
gegenüber Franz Vranitzky den Ehrenvorsitz in der SPÖ zurück. Zwischen Buchacher und Kreisky liegen natürlich Welten,
zwischen der Stadt- und der Landespartei
hingegen nur wenige Meter. Und das kann
zum Problem für Landesparteiobmann
Georg Dornauer werden.
Zum einen ist Dornauer ebenfalls kein
Babler-Fan, ohne die Innsbrucker SPÖ
sind die Tiroler Roten aber nur die Hälfte
wert. Dornauer muss sich deshalb im
politischen Spagat üben. Jene in der SPÖ
besänftigen, die mit Babler nichts anfangen können, und zugleich einen strategischen Burgfrieden mit der Parteilinken
schließen. Schließlich wird im kommenden Jahr in Innsbruck gewählt. Deshalb
heißt es: verlieren verboten. Wohl leichter
gesagt als getan für eine Stadtpartei, die
zerstritten am Boden liegt. Trotzdem wird
auch Dornauer an ihrem Ergebnis in der
Landeshauptstadt gemessen.
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