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Tiroler Tageszeitung

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„Sündenbock mit E-Motor“, Seite 2

20.6.2023

Kommentar

Sündenbock
mit E-Motor

Von Thomas Hörmann

er sich an einem sonnigen Wo-
} ; chenende auf die Innsbrucker

Nordkette wagt, wähnt sich auf
einer Fahrradautobahn. Auf der rechten
Normalspur schweißüberströmte Mountainbiker, die im Schritttempo bergwärts
kriechen. Auf der Überholspur entspannte
E-Biker, die sich immer wieder auf Kollisionskurs mit bereits talwärts fahrenden
Radkollegen befinden. Dazwischen Familien mit Kindern, Kinderwägen, Senioren.
Wahnsinn auf zwei Rädern und fast ein
Wunder, dass nicht mehr passiert.

Die Forststraßen im mit Abstand meistfrequentierten Mountain- und E-Bike-
Revier Tirols zwischen Hungerburg und
Bodensteiner Alm scheinen die Stollenreifen-Tortur recht gut zu verkraften.
Daher ist die Annahme wohl zulässig, das:
die Almwege im übrigen Tirol unter weniger Bikern keinesfalls mehr leiden. Umso
fadenscheiniger wirkt da die Forderung
der Landwirtschaftskammer, eine höhere
Abgeltung vom Land und den Tourismusverbänden für die Instandhaltung der
Forstwege zu erhalten. Weil ja die vielen
E-Biker den Schotterstraßen schaden
würden. Vermutlich im Gegensatz zu den
tonnenschweren Traktoren, Holztranspor
tern und anderen Vierrädern, die auf den
Almstraßen nicht so oft, aber sicher mit
deutlich mehr Nachdruck unterwegs sind.
Dass die Almbauern eine Erhöhung der
angeblich seit Jahren stagnierenden Ab-

geltung für die Mountainbike-
Routen fordern, mag legitim
sein. Die Begründung ist es
nicht.

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