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Jahr: 2023
/ Ausgabe: 2023_07_13_Presse_OCR
- S.6
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Tiroler Tageszeitung
„Politischer Showdown rund um Luxuswohnprojekt“, Seite 19
Politischer Showdown rund
um Luxuswohnprojekt
Kaum ein Wohnbauvorhaben polarisiert mehr: Heute entscheidet der
Innsbrucker Gemeinderat über den Bebauungsplan für die Innstraße 115.
Innsbruck — Der Innsbrucker
Gemeinderat befindet heute
über eines der tirolweit umstrittensten Wohnbauvorhaben der letzten Jahre: Wie
mehrfach berichtet, plant die
Firma Schwarzweiss Immobilien im Bereich Innstraße 115,
in prominenter Hanglage, eine terrassenförmige Bebauung mit 64 frei finanzierten
Wohnungen. Jetzt steht der
Beharrungsbeschluss für den
Bebauungsplan an —- und obwohl das Projekt auf massive
Kritik stößt, wäre alles andere
als eine erneute Mehrheit eine
echte Überraschung.
Dabei hat sich die Stadtplanung in einer Stellungnahme
vergangene Woche erneut klar
gegen die Bebauungsplanänderung ausgesprochen — wie
zuvor auch der Gestaltungsbeirat und Tirols führende
Architekturvertreter, die beispiellos scharfe Kritik übten.
Gegen den Bebauungsplan
gingen zudem zahlreiche Stellungnahmen ein — die Stadtplanung sieht sich von diesen
bestätigt. Sie nennt u.a. „zu
hohe Dichte“, „die annähernd
vollflächige Versiegelung“
oder den „als zu gering eingeschätzten öffentlichen Beitrag des Projekts“.
Der millionenschwere
Mehrwert für den privaten Investor — der durch den neuen
Bebauungsplan 5700 m? Nutzfläche statt bisher 3200 m? erhält — stehe in keinem Verhältnis zum Ööffentlichen
Mehrwert, sind sich die Kritiker einig. Letzterer umfasst
u.a. 280 m? für Krippengruppen und Vereinsräume, die
die Stadt günstig erwerben
kann, sowie 5 m? für einen
Biketrail-Auslauf.
Lucas Krackl (FI), Obmann
des Bauausschusses, sieht
das anders, die Abwägung des
Mehrwertes sei letztlich „eine
politische Entscheidung“. Als
zentralen Punkt führt er an,
dass die markante Bestandsvilla am Hang erhalten bleiben soll — „das war ein großer
Wunsch, zumal das Sterben
alter Häuser in St. Nikolaus oft
beklagt wird“. Kritiker stufen
den Erhalt der Villa, die mitten in der dichten Bebauung
zu stehen kommen wird, freilich als „Farce“ ein.
„Leistbares Wohnen wäre
an diesem Standort nie entstanden“, entgegnet Krackl
Der heiß umstrittene neue Bebauungsplan für das Hangareal bringt ein Plus von 2200 m? Nutzfläche. Feto: Springer
den Projektgegnern, „das
wäre immer ein teureres Pflaster geworden.“ Und im Gegensatz zur früher geplanten
Bebauung — zwei Hochhaustürme — bringe die nunmehrige eine bessere Nutzung.
Die Pläne liefert Stararchitekt
David Chipperfield.
Ganz anders BM Georg Willi
(Grüne): „Mit diesem Investorenprojekt machen wir vieles kaputt, was wir mühsam
aufgebaut haben“ - eben den
Anspruch, dass ein Mehrwert
für den Bauträger auch einen
entsprechenden Mehrwert
für die Öffentlichkeit brauche.
Das werde hier angesichts der
massiven Nutzflächensteigerung in einer De-luxe-Lage
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„diametral durchbrochen“:
„Der Investor wird solche
Preise erzielen, dass er einen
größeren Geldsack brauchen
wird“, formuliert Willi angriffig. Es könne nicht „Aufgabe
der Stadtpolitik sein, Anliegerwohnungen zu produzieren,
die dann leerstehen“.
Mit negativen Folgewirkungen rechnet auch Wolfgang
Burtscher vom Stadtteilverein „WIR am Inn“: „Wenn
das durchgeht, gehen künftig auch viele andere Sachen
durch.“ Der Verein plädiert in
einem offenen Brief noch für
eine Umkehr.
Eine der 7T zugesagte Stellungnahme des Bauträgers
blieb bis gestern aus. (md)