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Jahr: 2023
/ Ausgabe: 2023_08_15_Presse_OCR
- S.6
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Tiroler Tageszeitung
„Sogar seltene Schwammerl schießen heuer aus dem Boden“, Seite
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Sogar seltene Schwammer|
schießen heuer aus dem Boden
Pilz-Experte Martin Kirchmaier ist von der heurigen Saison begeistert. Nicht nur die
begehrten Speisepilze sind zu finden, sondern auch sehr seltene Exemplare. Schutz
und Sorgfalt haben beim Sammeln oberste Priorität.
Von Susann Frank
Innsbruck - Derzeit muss
man weder ein Glückspilz noch ein findiger
Schwammerlsucher sein,
um beim Waldspaziergang auf das Gewächs zu
stoßen. Durch die optimalen Wachstumsbedingungen geben sie dem
Waldboden bunte Farbtupfer.
In Österreich gibt es allein rund 200 Sorten genießbarer wilder Speisepilze. „Nimmt man in
Tirol die ungenießbaren
dazu, sind es hier an die
300 Arten“, berichtet Martin Kirchmair.
Der Mikrobiologe und
Privatdozent an der Uni
Innsbruck ist der Pilz-Experte schlechthin hierzulande. Der wahre Fanatiker, was die Lebewesen
angeht, die mit Bäumen
in Symbiose leben, ist sogar selbst erstaunt, wie
viele verschiedene Pilze er
diese Saison schon zu Gesicht bekommen hat bei
der Pilzberatung des Vereins für Pilzkunde in Tirol. „Dort bin ich Obmann
und wir veranstalten bis
Oktober jeden Sonntag in
Jenbach ab 18.30 Uhr eine
Beratung. Dieses Jahr haben wir schon über hundert Arten von Sammlern
gesehen und so seltene,
dass ich eine Bestimmung sogar nach dem
Wälzen von Büchern und
langer Beratung mit den
Kollegen im Labor machen musste“, verrät der
Münsterer.
Jedenfalls habe er eine
Riesenfreude, dass sich
mittlerweile so viele Menschen für Pilze interessieren, die er sogar als magische Wesen bezeichnet.
Und zwar nicht nur für die
begehrten wie Steinpilze,
Eierschwammerl! und Parasol, weil diese bekannt
‚ Dieses Jahr
haben uns die
Sammler schon über
hundert verschiedene Arten zur Pilzberatung gebracht.“
Martin Kirchmair
(Pilz-Experte)
Foro: Bätm
und schmackhaft sind,
sondern für alle Art von
Schwammerln.
Wichtig ist Kirchmair allerdings deswegen auch,
auf den Schutz des Waldes
hinzuweisen. Das heißt
einmal, die Schwammerl
richtig zu entnehmen.
Dabei dreht man die Pilze
vorsichtig aus dem Boden
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und deckt das Myzel, das
verzweigte Pilzgeflecht
im Boden, wieder zu, damit es nicht austrocknet.
Pilze, die man nicht kennt
oder für den Menschen
ungenießbar sind, sollen
nicht umgetreten oder
gepflückt werden. Pilze
versorgen die Bäume mit
Mineralstoffen und gerade die für uns giftigen, die
wir eben nicht brauchen,
stellen das dem Wald zur
Verfügung. Auch sind alle
Pilze ein wichtiger Teil der
Nahrungskette bestimmter Tiere. „Ohne Pilz kann
kein Wald existieren“, betont er.
Außerdem ist nur das
Sammeln zum Eigenverzehr erlaubt. Laut Tiroler Pilzschutzverordnung
sind das zwei Kilogramm
je Person und Tag in der
Zeit von sieben bis 19 Uhr.
Kirchmair weist explizit
darauf hin, dass kommerzielles Pilzsuchen in Tirol
verboten sei.
Um Vergiftungen vorzubeugen, sollte man nur
bekannte Schwammerl
nehmen. Wer sich nur
etwas unsicher ist, kann
sich an die Pilzberatung
wenden (siehe unten).
„Zudem ist es bei Vergiftungen für die Behandlung wichtig, etwas von
den Resten mitzubringen“, sagt Kirchmair, der
jedoch hofft, dass es nur
glückliche Schwammerlsucher diese Saison gibt.
Pilzberatungen in
Tirol: Jenbach, jeden
Sonntag von 18.30 bis
20 Uhr im ersten Stock
des Jenbacher Museums (Achenseestraße
21). Innsbruck: 1. Stock
der Markthalle (Herzog-
Siegmund-Ufer 1-3) von
Montag bis Freitag 8 bis
12 Uhr.
Pilzausstellung: 17.
September in Vomp bei
Masta im Lager (Au 23).