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Jahr: 2023
/ Ausgabe: 2023_08_21_Presse_OCR
- S.5
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Tiroler Tageszeitung
„Kein Hechtsprung nötig wegen
„Kein Hechtsprung nötig
Von Eva-Maria Fankhauser
Innsbruck - Eine Ampelanlage kommt selten allein, wie
die Analyse des Verkehrsclubs
Österreich (VCÖ) zeigt. Denn
Österreichs Landeshauptstädte haben jede Menge davon — und zwar 2311.
Innsbruck liegt im Vergleich
etwa im Mittelfeld und zählt
laut dem VCÖ insgesamt 120
Ampelanlagen. In absoluten Zahlen gibt es in Wien
die meisten Ampeln, aber im
Verhältnis zur Bevölkerungszahl hat Graz gemeinsam mit
St. Pölten vor Klagenfurt die
meisten. Eisenstadt bildet
mit insgesamt nur 18 Stück
das Schlusslicht.
Doch der Verkehrsclub hat
nicht nur gezählt, sondern
genauer hingeschaut. „Für
Fußgänger bedeuten Ampeln
oft lange Wartezeiten. Während Rotphasen sehr lange
sind, sind die Grünphasen
oft zu kurz. Auf die langsamere Gehgeschwindigkeit beispielsweise älterer Menschen
wird dabei zu wenig Rücksicht genommen“, sagt VCÖ-
Expertin Lina Mosshammer.
Das empfindet man im
Innsbrucker Stadtmagistrat
aber nicht so. Laut StR Uschi
Schwarzl seien die Anlagen
roter Ampel“, Seite 17
großteils „zu kurz“ ausfallen.
wegen roter Ampel“
Der Verkehrsclub analysiert österreichweit Ampelanlagen und kritisiert
zu kurze Grünphasen für Fußgänger. In Innsbruck sieht man das anders.
Foto: TT/Springer
Wir könnten einige
Ampeln entfernen,
hätte man das Konzept
für flächendeckend 30
km/h nicht abgelehnt.“
Uschi Schwarzl
(Mobilitätsstadträtin)
so ausgelegt, dass man während der Grünphase (samt
Blinken) mit einer mittleren
Gehgeschwindigkeit von 1,2
Metern pro Sekunde mindestens die Hälfte des Zebrastreifens zurücklegen könne. „Man muss keine Angst
haben, wenn die Ampel auf
Rot umschaltet und man
sich noch mitten am Schutzweg befindet. Man muss den
Schutzweg nicht fluchtartig,
quasi mit einem Hechtsprung
verlassen“, sagt Schwarzl. Sobald die Signalanlage auf Rot
übergeht, starte die so genannte „Schutzzeit“. Diese
Zeit sei so getaktet, dass der
Zebrastreifen noch problemlos überquert werden könne,
selbst wenn man erst bei grün
blinkendem Licht losgeht.
Der Verkehrsclub sieht in
der Ampelschaltung dennoch
einen Stressfaktor u. a. für ältere Personen oder Personen
mit Mobilitätseinschränkung.
Zudem wird im Zuge der Analyse empfohlen, Ampeln in
Schwachlastzeiten auf gelb
blinkend zu schalten.
Auch hier ist man in Innsbruck etwas anderer Ansicht.
Laut Stadt werde jede Einschaltzeit mit der Verkehrsbehörde, der Polizei und dem
städtischen Verkehrsmanagement besprochen und
laut den aktuellen Richtlinien
bewertet. Schwarzl: „Dabei
ist man zu dem Schluss gekommen, dass es aus sicherheitstechnischer, aber auch
ökonomischer Sicht sinnvoll
ist, die Sicherheitsanlagen
24/7 zu betreiben.“ Gründe
dafür seien u. a. diverse Vorgaben, der Schutz schwächerer Verkehrsteilnehmer
zu jeder Zeit und außerdem
sei durch LED-Technik der
Strombedarf sehr gering
(250-250 Watt bei einer vierarmigen Kreuzung). Laut
Stadt gebe es kaum Kreuzungen, die eine gelb blinkende
Ampel in verkehrsarmen Zeiten zulassen. Es gebe aber eigene „Nachtprogramme mit
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einer verkehrsabhängigen
Steuerung“ für kurze Umschaltphasen.
„Weniger ist mehr“ lautet
das Motto des VCÖO, laut seiner Analyse gäbe es einige
Ampelanlagen, die man gerade in verkehrsberuhigten Zonen demontieren könnte. „Es
soll keinen Kahlschlag geben,
aber ein vernünftiges Durchforsten des Ampelwaldes ist
in den Städten sinnvoll“, sagt
Mosshammer. Dazu findet
Schwarzl klare Worte: „Wenn
die konservative Mehrheit im
Gemeinderat das fix und fertig ausgearbeitete Konzept
für flächendeckende 30 km/h
— ausgenommen definierte
Sammelstraßen — nicht abgelehnt hätte, dann könnten wir
einige Anlagen entfernen.“