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Jahr: 2023

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Tiroler Tageszeitung

„Tiefe Gräben statt Einheit“, Seite 21

Tiefe Gräben statt Einheit

Vize-BM Anzengruber will VP-Bürgermeisterkandidat und Stadtparteiobmann werden
- und fordert dazu eine Mitgliederbefragung. Von Landespartei kommt heftiger Rüffel.

Von M. Domanig und P. Nindier

Innsbruck — Wenn das „bürgerliche Lager” in Innsbruck
in den letzten Wochen versucht hat, nach außen hin
ein Bild der Einigkeit und Geschlossenheit zu vermitteln,
muss man nun objektiv konstatieren: Versuch krachend
gescheitert.

Wie mehrfach berichtet,
verhandeln ÖVP und „Für
Innsbruck” (FI) derzeit intensiv über eine gemeinsame
bürgerliche Plattform für die
Gemeinderatswahlen 2024.
Als Bürgermeister- und Spitzenkandidat ist allen voran
Staatssekretär Florian Tursky
(ÖVP) im Gespräch — dieser
hat jedoch klargemacht, nur
bereitzustehen, wenn dies
einvernehmilich erfolgt. Heißt:
Die Innsbrucker VP muss es
geschlossen mittragen — inklusive des aktuellen Vizebürgermeisters Hannes Anzengruber. Und: Tursky soll auch
Stadtparteiobmann werden.
Gibt es internen Streit oder gar
eine eigene, von Anzengruber
geführte Liste, würde er nicht
zur Verfügung stehen.

Von Geschlossenheit ist
man in der ÖVP derzeit aber
meilenweit entfernt. Das zeigt
sich nun an einem offenen
Brief von Vize-BM Anzengruber an Landesparteiobmann
Toni Mattle: Anzengruber bekräftigt darin seine Absicht,
ÖVP-Bürgermeisterkandidat
werden zu wollen — und kündigt an, auch als Stadtparteiobmann kandidieren zu
wollen. Dabei beruft er sich
explizit auf Mattle, der im TT-
Interview „große Vorteile”
in der Verschränkung beider
Aufgaben erkannte.

Als „sauberste Form” der
Kandidatenfestlegung schlägt

‚ Wir sollten sauber

und transparent
die Basis befragen, wer
der Spitzenkandidat
sein soll.“

Hannes Anzengruber
(Vizebürgermeister, ÖVP)

Anzengruber im offenen Brief
eine Mitgliederbefragung vor.
Ohne Einbindung der Basis
könne kein Parteiobmann
und Spitzenkandidat „das nötige Vertrauen erlangen“.

Ein solches transparentes

Stellt dar den Führumgsanmspruch In der Innsbrucker Volkspartei: Vize-BM Hannes Anzemgruber.

Prozedere sei „in jeder Gemeinde und jedem Verein
Standard”, sagt Anzengruber zur 7T. Er betont: „Die
Parteimitglieder wollen mitbestimmen” — und er selbst
spüre von der Basis sehr starken Zuspruch. Er werde von

Innsbruckerinnen „inzwischen täglich” aufgefordert,
zu kandidieren.

Anzengruber kritisiert auch
offen, dass „die Zusammenarbeit mit anderen Gruppierungen” — gemeint ist wohl in
erster Linie FI — „derzeit oh-

Seite 12 von 19

Duz. T7 /Ats Fa

‚ Die Form eines
offenen Briefs ist
kein guter Stil und leider
alles andere als ver-

trauensbildend.“

Sebastian Kolland
(VPAL S f ’

ne genügende Legitimation
diskutiert“ werde. Ehe man
„andere ins das eigene Haus
einlädt, sollten innerhalb der
eigenen Familie alle Fragen in
einem sauberen Prozess geklärt sein”.

VP-intern sorgt Anzengrubers Schreiben für erhebliche
Aufregung: Landesparteichef
LH Toni Mattle wollte auf
TT-Anfrage nicht zur Causa
Stellung nehmen, dafür rückte VP-Landesgeschäftsführer
Sebastian Kolland aus: „Nicht
die Profilierung Einzelner darf
jetzt im Mittelpunkt stehen,
sondern das gemeinsame
Ziel, nach Jahren des Stillstands und der Blockade mit
einer breiten bürgerlichen
Mehrheit echte Veränderung
in Innsbruck zu erreichen”,
erklärte er per Aussendung
unmissverständlich.

Kolland verweist auf den
einstimmigen Beschluss der
VP-Stadtparteileitung, „Gespräche mit allen bürgerlichen Kräften zu führen”. Dieser Vorgangsweise habe auch
Anzengruber zugestimmt,
ebenso der Besetzung der
Verhandlungsgruppe mit den
bündischen Stadtobleuten.

Dass Anzengruber die Inhalte eines vertraulichen Gesprächs mit Mattle nun in
Form eines „offenen Briefs®
publik gemacht habe, Äärgert
Kolland: „Das ist kein guter
Stil und leider alles andere als
vertrauensbildend.”

Auch Staatssekretär Tursky
selbst unterstreicht, dass die
Gespräche im bürgerlichen
Lager - die er „sehr gut” finde — einstimmig beschlossen
worden seien. „Nur wenn wir
geeint marschieren, werden
wir eine Veränderung in Innsbruck schaffen”, stellt Tursky
Richtung Anzengruber klar,
„Das steht nun im Vordergrund, alle anderen Diskussionen sind danach zu führen.”

VP-Stadtparteiobmann
Christoph Appler war für die
TT gestern trotz mehrerer Versuche nicht zu erreichen.