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Jahr: 2023
/ Ausgabe: 2023_08_25_Presse_OCR
- S.14
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Kronenzeitung
„WB setzt in der Posten-Causa auf Schweigen“, Seite 26
WB setzt in der
Posten-Causa
auf Schweigen
Die Spitze des ÖVP-Wirtschaftsbundes
in Tirol ist auffällig zurückhaltend. Eine
neue Rolle - trotz brisantem Thema.
eeskalieren, _ beruhigen, abschwächen, besänftigen — diese
Schlagworte haben in der
Causa „OVP-Postenduell
Tursky-Anzengruber“ um
die Spitzenkandidatur für
das Bürgermeisteramt in
Innsbruck derzeit oberste
Priorität. Zudem, möglichst
schnell wieder aus der negativen Berichterstattung der
„bösen Medien“ _ Hherauskommen. Aber wie soll das
gehen? Mit Ausschweigen?
Letzteres ist wohl auch
mit ein Grund, warum man
von den obersten Chefs des
Wirtschaftsbundes —- sowohl
Florian Tursky als auch Johannes Anzengruber sind
Mitglieder dieses OVP-Ablegers — nichts hört. Denn:
Was sagt eigentlich der Obmann des Wirtschaftsbundes, Franz Hörl? Jener Zillertaler also, der sehr gerne zu
sehr vielen Themen etwas
sagt, da und dort Dampf ablässt - nicht nur bei der aktuellen Debatte um das Wasserstoff-Märchen rund um
die Zillertalbahn. Er sagt —
richtig: Null! Hörl als stillschweigender Obmann eines
OVP-Bundes — eine Rolle,
in die der langjährige Nationalrat eher selten schlüpft.
Zumindest nach außen
hin ruhig ist auch Mario Gerber, seines Zeichens Wirtschaftslandesrat und Obmann des Wirtschaftsbundes
Innsbruck. Betonung auf
nach außen. Hinter den Ku-
lissen sieht das schon anders
aus. In einem internen
Schreiben an die „liebe WB-
Ibk-Familie“ bezeichnet er
Vizebürgermeister Anzengruber als ein „sehr geschätztes und fleißiges Mitglied in unseren Reihen“. Er
habe sich aber eigenständig
und ohne Absprache im
Wirtschaftsbund dazu entschlossen, Ööffentlich den
Anspruch auf die Spitzenkandidatur zu stellen. Das
sei legitim, sagt Gerber, fügt
aber hinzu: „Die Art und
Weise unterstütze ich nicht.
Und das hätte ich Hannes
auch gesagt, wenn er das Gespräch oder den Austausch
hierzu mit mir gesucht hätte.“ Nun sei „viel Dynamik
in dieser Causa“, so der
Wirtschaftslandesrat, der
versichert, „sehr respektvoll
und vorsichtig mit der Situation umzugehen“, gleichzei-
tig aber an alle Mitglieder
den dringenden Appell richtet, „kein Ol ins Feuer zu
gießen“,
Ruhig ist auch Staatssekretär Florian Tursky, dem
man nun vorwirft, mit einem
Medienbericht Auslöser für
das ganze Fiasko zu sein.
Hingegen alles andere als
still ist einer der Hauptprotagonisten, Johannes Anzengruber. Er scheint sich
nicht einbremsen zu lassen,
ist überzeugt, dass er der
Richtige für den Kampf um
den Bürgermeistersessel in
der Landeshauptstadt ist.
Voraussetzung wäre freilich,
dass er gewählt wird. Dieses
nicht unwichtige Detail wird
bei der Verteilung der Mandate im Vorfeld einer Wahl
sehr gerne von den Parteien
vergessen, was dann die vielen langen Gesichter am
Abend einer Wahl erklärt.
Dass ein Mandatar ein
„Lockangebot“ ablehnt —
wie es Anzengruber selbst
nennt —, nämlich der Tausch
„Bürgermeisterkandidatur
gegen fixes Nationalratsmandat“, ist wohl auch eher
selten, zumindest in der Offentlichkeit. Interessant ist
aber auch, wie Johannes Anzengruber diese Entscheidung argumentiert. In einem
internen Schreiben, ebenfalls an die WB-Mitglieder,
betont er: „Ich stehe für eine
ehrliche Politik und könnte
meinen Unterstützern und
Freunden nicht in die Augen
schauen, bei so einem Postenschacher mit dabei zu
sein.“ Deshalb wolle er auch
eine Basisbefragung. Konkret: Wen wollt ihr in Innsbruck? Tursky oder mich?
Anzengruber scheint überzeugt zu sein, dass er aus so
einer Abstimmung als Sieger hervorgehen würde.
Als Trumpf-Ass hat Anzengruber wohl eine Umfrage im Armel, die im Februar
erfolgte und vom Wirtschaftsbund in Auftrag gegeben wurde (Schwankungsbreite +/- 5%). Diese besagt,
dass Anzengruber in einer
Direktwahl _Bürgermeister
Georg Willi mit 23 bis 25%
am Nächsten kommen würde. Willi läge bei 26 bis 28%.
Aber wie OVP-Umfragen
entstehen und was sie wirklich wert sind, das wurde ja
zuletzt immer öfter kritisiert
und in Zweifel gezogen.
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