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Jahr: 2025
/ Ausgabe: 2025_04_2_Presse_OCR
- S.8
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Kurier
„Neues Haus für Zeilingers Erben“, Seite 15
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Neues Haus für Zeilingers Erben
Tirol. Innsbrucks Spitzenphysiker erhalten in 230-Millionen-Euro-Bau Raum zur Entfaltung
VON CHRISTIAN WILLIM
Rainer Blatt steht am Dienstag
vor dem Viktor-Franz-Hess-Haus
am Campus Technik der Universität Innsbruck, die das Gebäude
nach dem in den 1930er-Jahren
in der Landeshauptstadt tätigen
Nobelpreisträger benannt hat.
Blatt ist einer jener Spitzenforscher, die ab den 1990er-Jahren
dazu beigetragen haben, dass
Innsbruck weltweit für Pionierarbeit in der Quantenphysik berühmt wurde.
Sein prominentester Weggefährte: Anton Zeilinger, der viele
jener Arbeiten, für die er 2022
mit dem Physik-Nobelpreis ausgezeichnet wurde, im Viktor-Franz-
Hess-Haus durchgeführt hat. „Die
Bedingungen, die wir derzeit haben, sind adaptiert an das Gebäude, das in den 1970er-Jahren geplant wurde. Die Anforderungen
an die Wissenschaft sind heute
ganz anders“, sagt Blatt, der unter
anderem für wegweisende Experimente zur Entwicklung von
Quantencomputern bekannt ist,
mit Blick auf eine Baugrube vor
seiner langjährigen Wirkstätte
zum KURIER. Auf der erfolgte am
Dienstag der Spatenstich für das
„Haus der Physik“.
Raum für Exzellenz
„Exzellenz braucht Raum“, erklärte Rektorin Veronika Sexl. Die speziell in Quantenphysik, Ionenphysik und Astrophysik international
erfolgreichen und damit stetig
wachsenden Physikinstitute seien
aktuell am Campus verteilt und
sollen nun an einem Standort vereint werden. Auf einer Fläche von
28.000 Quadratmetern sollen
neue Hörsäle und Labore die Platznot lindern, aber auch die Forschungsarbeit erleichtern.
Die lebt in der Quantenphysik
unter anderem von präzisen Messungen, die von Schwingungen
außerhalb der Labore abgeschirmt sein müssen. Eine Stör-
quelle hat Blatt schon vor Jahren
im Starten und Landen von Flugzeugen am direkt angrenzenden
Airport Innsbruck ausgemacht.
„Wir mussten immer improvisieren“, erzählt er über das Arbeiten
an Experimenten unter solchen
Rahmenbedingungen in den ver-
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Jahr
55
Feinere Messungen
Im „Haus der Physik“ sollen die
Wissenschafter dann frei von derartigen Problemen forschen können. „Wir müssen neue Experimente machen und neue Türen
öffnen. Das geht nur, wenn wir etwas feiner messen können“, sagt
der 72-jährige Physiker, der das
Projekt über 20 Jahre hinweg
maßgeblich mit vorangetrieben
hat und entsprechend stolz ist.
„Das wird der Grundstein für eine
gute Physik in den nächsten 50
bis 100 Jahren sein“, so Blatt.
Diese werde „noch einen
Quantensprung nach oben machen“, zeigte sich Christine Dornaus, Geschäftsführerin der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG),
überzeugt. Das Unternehmen der
Republik errichtet den Universitätsbau um 230 Millionen Euro.
Die würden in Bildung, „in einen
Rohstoff von Tirol“, investiert, erklärte OVP-Landeshauptmann
„Die Bedingungen,
die wir derzeit haben,
sind adaptiert an ein
in den 1970er-Jahren
geplantes Gebäude“
Rainer Blatt
Experimentalphysiker
APA / MATTHIAS BALK
Anton Mattle. „Das ist einer der
wenigen Bodenschätze, die wir
noch haben.“
Land verzichtet aufs Bauen
Das Land Tirol hat rund um den
Jahreswechsel, wie berichtet,
sein größtes Projekt für den Bildungsstandort nach Jahren von
Planungen und Pannen abgesagt.
Das Management Center Innsbruck (MCI) bekommt keinen
——
Nobelpreisträger Anton Zeilinger forschte von 1990 bis 1999 in Innsbruck
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OAW / JACQUELINE GODANY
neuen Campus, wird weiterhin
auf mehrere Standorte in Innsbruck verteilt bleiben. Der Finanzbedarf für den Neubau war
Ende 2023 auf 250 Millionen
Euro kalkuliert worden. Viel Geld
in Zeiten knapper Budgets. Zuletzt war noch überlegt worden,
der BIG das Projekt und damit das
Bauherrenrisiko sowie die Finanzierung zu übergeben. Letztlich
zog Mattle aber einen Schlussstrich unter das Vorhaben.
BIG baut schon wieder
Die BIG baut nun wiederum innerhalb kürzester Zeit ein zweites großes Gebäude für die Universität.
Das Anfang des Jahres eröffnete
Agens-Heller-Haus kostete bei etwas weniger Nutzfläche, als beim
MCI veranschlagt wurde, 81,4 Millionen Euro. Das „Haus der Physik“
wird fast doppelt so groß, wie die
privaten Hochschule geplant war,
und trotzdem billiger. Finanziert
wird es freilich von der Republik.
Die BIG geht in Vorlage und erhält
ihre Investitionen durch vom Wissenschaftsministerium übernommene Mieten retour.
„Das ist Infrastruktur, die
Spitzenforschung ermöglicht“,
sagte KEva-Maria Holzleitner
(SPO), die an ihrem ersten offiziellen Tag als Bundesministerin
für Frauen, Wissenschaft und Forschung ihren ersten Spatenstich
setzte. Das neue Gebäude, in dem
„hochsensible Labore auf vier
Ebenen entstehen werden“, sei
auch Symbol für die Bedeutung
der Wissenschaft in unserer Gesellschaft, so die Ministerin.
Mit Leben erfüllt, sprich in Betrieb gehen, soll dieses Symbol
2028. Seminar- und Praktikumsräume, Büros und Laborflächen
sowie ein zweistöckiger Hörsaal
für 300 Personen sind vorgesehen. Das Haus der Physik soll
Raum für 500 Mitarbeiter und
850 Studenten bieten - die geistigen Erben von Zeilinger und Blatt
gewissermaßen.