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Jahr: 2023

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- S.11

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Kronenzeitung

Foto: zeitungsfoto.at/Liebl Daniel

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A* ü M

„Werde mich dafür
bestimmt nicht
entschuldigen“

VP-Vize Anzengruber hält an seiner

Verteilpraxis fest — Krisensitzung

ompliance-Schulung —
brauch ma nit! Wissma
eh, wie’s funktioniert!“
Das dürfte sich der Innsbrucker Gemeinderat bei
der jüngsten Sitzung gedacht haben, als er einen
Antrag der Neos mehrheitlich ablehnte. Dementsprechend glaubte Initiatorin
GR Julia Seidl, sie trifft der
Schlag, als sie von Vize-BM
Johannes Anzengrubers
Karten-Verteilaktion hörte. „Ein Treppenwitz“, sagt
sie: „Der Antrag hätte eine
Anti-Korruptions- und
Compliance-Schulung für
Gemeinderäte und -innen
zum Inhalt gehabt. Wie es
aussieht, würden wir das
ganz dringend brauchen!“
Das sieht nun offenbar
auch BM Georg Willi so. Er
habe nunmehr eine Prüfung des Vorganges durch
die Rechtsabteilung der
Stadt hinsichtlich der Einhaltung von Compliance-
Regeln in die Wege geleitet. Er selbst sei über die
Angelegenheit im Vorfeld
jedenfalls nicht informiert
worden, betonte Willi.

Seiner Ansicht nach die
sauberste Lösung wäre gewesen, wenn Anzengruber
die Sache im Stadtsenat
vorgebracht hätte. Dabei
hätte auch über die mögliche Verteilung auf andere
Regierungsmitglieder entschieden bzw. geredet werden können.

Doch davon will der
schwarze 2. Bürgermeister-
Stellvertreter noch immer
nichts wissen. „Ich werde
auch weiterhin meiner Vermittlerrolle nachkommen
und alles mir Mögliche
tun, um Menschen in Not
zu helfen. Das heißt, alles,
was mir an Sachspenden
angeboten wird, an Bedürftige weiterleiten. Und dafür
werde ich mich bestimmt
nicht entschuldigen. Das
ist praktischer und unbürokratischer Dienst am Mitmenschen und nicht verhandelbar.“ Anzengruber
ist auch für den Sozialmarkt Innsbruck verantwortlich: „Ich freue mich,
dass wir, so wie heute, öfters Gemüse und Lebensmittel von Landwirten und

Seite 11 von 22

„‚Werde mich dafür bestimmt nicht entschuldigen““, Seite 22

Anzengruber (li.)
will nichts falsch
gemacht haben.
Er werde alles,
was ihm an
Sachspenden
angeboten wird,
an Bedürftige
weiterleiten,
erklärte er in
einem Posting.
BM Georg Willi
will die Vorgänge
prüfen lassen.

>

PHILIPP NEUNER

Tiroler Politik
kurz notiert

Lebensmittelhändlern aus
der Region für den Sozialmarkt vermitteln konnten.“
Von der „Krone“ gefragt,
warum er die Gremien nicht
befasst habe, sagte Anzengruber sinngemäß, er könne
nicht jeden Sack Kartoffeln
in den Stadtsenat schleppen,
damit dort über die Verteilung diskutiert werden kann.

„Er versteht leider nicht,
dass ihn das in große
Schwierigkeiten bringen
kann“, sagt FP-Vize-BM Markus Lassenberger dazu. „Er
versteht nicht, dass Geschenkannahme, egal ob
politisch oder privat, entweder durch städtische Gremien muss oder eventuell
der _ Parteienfinanzierung
unterliegt.“ Die Vermittlerrolle, auf die sich Anzengruber zurückzieht, ist zumindest im Fall der 1100 Karten
an Feuerwehr nicht glaubwürdig: Denn im Begleitbrief hieß es: „Ich schenke
euch. ..“, Unterschrift: Vize-BM Anzengruber.

Für gestern war eine Krisensitzung bei der Stadt-
OVP anberaumt.