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Jahr: 2023

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Kronenzeitung

Kronen
Zeitung

„Verwirrende Video-Botschaft‘“, Seite 22

17.9.2023
® ®
Verwirrende Video-Botschaft
Innsbrucks Vize Anzengruber erklärt, dass von ihm verschenkte Erlebniscards wertlos sind,
was so nicht ganz stimmt. Und es drängt sich die Frage auf: Warum verteilt er Wertloses?
nnsbrucks Vizebürger-

meister Johannes Anzengruber scheint im Kampf
um das Einser-Leiberl der
Volkspartei in der Landeshauptstadt „All in“ zu ge-

hen. Weder zeigt er Einsich- Vi_aqureo von
tigkeit noch signalisiert er semeu::h errasse
der VP-Spitze, allen voran Vöel;; S € n
Tirols LH Anton Mattle und - SE OUDKEN
Geschäftsführer Sebastian %A Anzengruber
Kolland, Gesprächsbereit- la_yfzuk r_"eni‚Eer
schaft. Im Gegenteil. In die- 3{ b°eufl damit aber
ser Woche legte er mit 8 %"“ en
einem Video via Newsletter } e°ha€e"t;m
und auf anderen Kommuni- £ noch m
kationskanälen sogar noch Verwirrung aus.

nach. Wörtlich schreibt er
an „seine Fans“: „Wegen ein
paar Steigen Kartoffeln, die
verderben, oder Erlebniscards, die verfallen würden,
einen Stadtsenatsbeschluss
einzuholen, wäre wohl etwas
übertrieben. Dass man den
Bürgern diese Zuwendungen
nicht gönnt, nehme ich zur
Kenntnis. Jedenfalls ist festzuhalten, dass kein Cent

CLAUS MEINERT

Tiroler Politik
Inoffiziell

se mit der Zahl 3000 (in etwa so viele Karten soll Anzengruber angeblich verteilt
haben), kommt man auf die
Summe von knapp 300.000
Euro. Sagt man aber, dass
die Karten eh nur mehr vier
Monate (ein Drittel des Jahres) Gültigkeit haben und
multipliziert sie somit nur
mit einem Drittel des Prei-

Steuergeld aufgewendet ses, also 33 Euro, stehen imwurde. Wenn es um die Ent- g mer noch 100.000 Euro zu
scheidung geht zwischen un- yp_GF Sebastian Kolland 3 Buche. Und auch wenn Anbürokratischer schneller wartet in der Karten-Causa = zengruber die ganze Spen-
=_ ‚c Drauchen, und ZWISCHCEN Einschätzungen und will 5 einem SaCK VOLRT MAMONG
juristischen Spitzfindigkei- dann mit Anzengruber reden. 8 vergleichen mag — dieser

ten, ist die Entscheidung für
mich einfach: Hilfe für in

Not geratene Innsbruckerinnen und Innsbrucker wird
für mich immer an erster
Stelle stehen.“ Von seinen
„Fans“ erhält Anzengruber
dafür natürlich Applaus und
Schulterklopfen. Aber die
muss er auch gar nicht überzeugen. Überzeugen muss er
da schon mehr seine Parteifreunde — und da gibt es viel
Luft nach oben.

Wenig überzeugend ist
das Video, das er — wie erwähnt — auf Facebook postete. Es sorgt cher für weitere
Verwirrung. Denn bereits
nach zwölf (!) Sekunden betont Anzengruber, dass ihn
der Geschäftsführer der Er-

lebniscard angerufen und gesagt habe, er schmeiße die
Karten ohnedies weg, weil
sie wertlos seien ... Um
dann die weiteren 2:06 Minuten des Videos zu erklären, wie wichtig diese Spende von angeblich völlig
„wertlosen Karten“ an hilfsbedürftige Innsbrucker sei
und dass „niemand verhungern“ dürfe in Innsbruck.
Nun tut sich die entscheidende Frage auf: Sind die
Karten wertlos oder wertvoll? Zweiteres ist der Fall,
wie der „Krone“-Faktencheck ergab. Zwar kann man
nicht mehr alle Vorzüge der
Karte genießen, aber zahl-

reiche Angebote gehen bis
Ende des Jahres, sprich 31.
Dezember. Das sollte Anzengruber eigentlich wissen.
Er hätte nur im Internet die
fein säuberlich aufgelisteten,
geltenden Vergünstigungen
von A wie Alpinarium Galtür (Eintritt Ausstellung
„Ganz Oben“) bis Z wie
Zahmer Kaiser Walchsee
(Berg- und Talfahrt Sommerrodelbahn bis 16.10.) lesen müssen. Mit Stichtag
15. September hatten noch
genau 135 Attraktionen der
insgesamt 191 Gültigkeit.
Rechnet man nun den Gesamtpreis einer Karte (99
Euro) und multipliziert die-

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hinkt nicht nur ein bisschen.
VP-Geschäftsführer Kol-

land meinte auf „Krone“-
Nachfrage, dass sich die juristische Prüfung verzögere.
Bei allfälligen Ergebnissen
werde er aber zunächst das
Gespräch mit Anzengruber
suchen. Oberste Priorität
habe für ihn, Schaden von
der Partei abzuwenden.

Anzengruber _ hingegen
gilt als „angezählt“, dürfte
sich selbst aus dem Rennen
ums VP-Einser-Leiberl für
die Gemeinderatswahl 2024
geworfen haben — egal, wie
man zu ihm stehen mag. Er
könnte womöglich als Beispiel für einen klassischen
politischen „Selbstfaller“ in
die Geschichte eingehen.