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Jahr: 2025
/ Ausgabe: 2025_07_4_Presse_OCR
- S.16
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Kurier
KURIER
„Habe die Ehre: Was Wertschätzung kostet“, Seite 6
4.7.2025
Habe die Ehre: Was Wertschätzung kostet
Wildwuchs. Österreich ist ein Land der Orden und Titel. Vom Bund über die Länder bis in die Gemeinden wird geehrt.
Allein in Tirol haben Auszeichnungen samt Galas im Jahr 2024 rund 900.000 Euro gekostet - in Zeiten von Budgetnöten.
Von Christian Willim
Anerkennung ist ein hohes
Gut. Und sie hat für den, der
sie erteilt, auch noch den Vorteil, dass sie nicht einmal etwas kostet. Theoretisch zumindest. Denn wenn die öffentliche Hand in die Schatulle mit Orden, Preisen und Ehrenzeichen greift, dann
fließen in Summe doch recht
beträchtliche Steuergelder.
Das zeigt eine exemplarische
KURIER-Anfrage an das Land
Tirol, in dem es - wie in vielen
anderen Bundesländern auch
— einen regelrechten Wildwuchs an Würdigungen gibt.
Die Beantwortung hat
mehrere Wochen gedauert.
Kein Wunder. Denn einerseits
ist praktisch jedes Regierungsressort Verleiher eines
oder mehrerer Preise. Und
andererseits richtete das
Land alleine 2024 27 Veranstaltungen mit Preisregen
aus. Die Kosten dafür - von
der Saalmiete bis zum Catering — beliefen sich in einem
Jahr auf 588.000 Euro.
Von zwölf bis 1.300 Euro
Dazu kommen noch die Kosten für die Auszeichnungen
selbst. „Die Stückpreise für
Medaillen, Pokale, Ehrenzeichen und Ahnliches unterscheiden sich“, heißt es vom
Land. Sie liegen zwischen
zwölf Euro - zum Beispiel
für eine Erinnerungsmedaille für Katastrophenhelfer — und 1.300 Euro
für eine Erbhoftafel.
Die erhalten Bauern,
die einen Betrieb
führen, der seit mindestens 200 Jahren
in Familienbesitz ist.
Gemeinsam mit diversen Geld-Förderpreisen, die es unter anderem
für Künstler oder Wissenschafter gibt, kommen so
noch einmal rund 300.000
Euro zusammen. Macht alleine für das Land Tirol rund
900.000 Euro pro Jahr. Wie
bei jeder Gebietskörperschaft in Österreich besteht
in Zeiten der großen Budgetkrise auch für Tirol ein Sparzwang. So sollen etwa Förde-
Im Mai erhielt
Steirer Klaus
Maria Brandauer von
Landeshauptmann Anton
Mattle (ÖVP)
den Tiroler
Adlerorden.
LAND TIROL/SEDLAK
rungen um 15 Prozent gekürzt werden. Einschnitte
werden unter anderem im Sozialbereich befürchtet.
Jeden Cent umdrehen
Eine Episode der jüngeren
Zeit zeigt, dass ÖVP-Landeshauptmann und Finanzreferent Anton Mattle seine Regierungsmitglieder und den
Beamtenapparat durchaus
angehalten hat, auch bei vermeintlichem Kleinvieh auszumisten. „Jetzt machen sie
ernst und nehmen uns auch
noch die Stehkalender weg“,
kommentierte ein Landesbediensteter im Mai scherzhaft
ein Rundmail, in dem es hieß:
„Aufgrund der Einsparungs-
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In Zahlen
Veranstaltungen
hat das Land Tirol
alleine im Vorjahr
ausgerichtet, um die
diversen Förderpreise, Orden und
anderen Ehrenabzeichen unter das Volk
zu bringen. Für Catering, Saalmieten etc.
fielen Kosten von
588.000 Euro an.
12
Euro aufwärts
Die Kosten für die
Stückpreise von
Medaillen, Pokalen,
Ehrenzeichen und
Ähnlichem betragen
zwischen zwölf und
1.300 Euro. Förderpreise - unter
anderem für Forscher
oder diverse Kunstgattungen - sind
zwischen 5.000 und
14.000 Euro dotiert.
Macht in Summe
noch einmal rund
300.000 Euro allein
im Jahr 2024.
LAND TIROL/SEDLAK
„Wenn Menschen
ehrenamtlich
gearbeitet haben, soll
man sie auszeichnen.“
Anton Mattlie
ÖVP-Landeshauptmann
maßnahmen gibt es für das
nächste Jahr keine Land Tirol
Kalender mehr“.
Bei den Ehrungen sieht
Mattle hingegen kein Einsparpotenzial: „Ich finde, wenn
Menschen ein Leben lang ehrenamtlich gearbeitet haben,
dann hat es auch monetär
einen derart großen Mehrwert, dass man solche Auszeichnungen schon verleihen
sollte.“ An anderen Stellen
arbeite man hingegen sehr
wohl intensiv daran, im Repräsentationswesen einzusparen.
Tatsächlich fallen sehr
viele Würdigungen Ehrenamtlichen zu. So gibt es etwa
Abzeichen für Sportfunktionäre oder Medaillen für langjährige Tätigkeiten im Feuerwehr- und Rettungswesen.
Aber der mit der Gießkanne
verteilte Preisregen hat über
die Jahrzehnte hinweg immer
breiter zu streuen begonnen.
Suche nach Würdigen
In den diversen Regierungsbüros soll bei anstehenden
Ehrungen, die zum Teil alljährlich und zum Teil alle
zwei Jahre stattfinden, mitunter bei der Suche nach passenden Würdenträgern
durchaus Hektik ausbrechen.
Da werden etwa Tourismusbetriebe ausgezeichnet, es
gilt aber auch „Tourismuspioniere“ — einer von vielen Preisen, die in der Ara von Mattles Vorgänger Günther Platter
neue geschaffen wurden —
auszuzeichnen.
Tiroler, die sich durch
„hervorragendes öffentliches
und privates Wirken zum
Wohle des Landes“ hervorgetan haben, dürfen sich Chancen auf das „Ehrenzeichen
das Landes Tirol“ ausrechnen, das es gleich in mehreren Abstufungen gibt. Für
„Nicht-Tiroler“, die dem Land
„in tiefer Freundschaft verbunden“ sind, sind diverse
Adler-Orden reserviert.
Glanz für alle
Den „großen“ erhielt etwa im
heurigen Mai Schauspiel-Legende Klaus Maria Brandauer
oder „für ihr Wirken um die
heimische Sportlandschaft“
die seit knapp vier Jahren amtierende ÖSV-Präsidentin
Roswitha Stadlober. Preise
lassen nicht nur die Ausgezeichneten strahlen, ein wenig Glanz fällt auch auf die
Politiker, die diese Ehrungen
verteilen. Das mag ein Mitgrund sein, dass es einen derart großen Strauß an Orden,
Preisen und Ehrenzeichen
gibt.