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Jahr: 2025
/ Ausgabe: 2025_07_20_Presse_OCR
- S.13
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Kronenzeitung
Kronen
Zeitung
„Frei Haus servierte gesungene Weltzugänge“, Seite 41
21.7.2025
Frei Haus servierte,
gesungene Weltzugänge
Spilif, Ina Regen und Konstantin Wecker bestritten am Freitag
einen hochkarätig besetzten Abend beim „Bridge Beat Festival“.
schlimmsten
Am sind bekanntlich
die Weltanschauungen von Menschen,
die die Welt nicht gesehen
haben. Ob das auf die Personen zutrifft, die das „Bridge
Beat Festival“ besuchen,
lässt sich nur schwer überprüfen. Fakt ist aber, dass sie
sich im Julinicht aufgemacht
haben, um die Welt zu erkunden, sondern aktuell ihrer
Heimatstadt den Vorzug geben. Von daher darf man froh
sein, dass einem die Welt frei
Haus in die beschauliche
Hauptstadt der Alpen geliefert wird. Wobei gesagt werden muss: Diese Welt und
diese Welten sind näher als
beim Vorgänger-Festival des
Innsbrucker Stadtmarketings, dem „New Orleans
Festivals“, angesiedelt. Partnerstädte wie Sarajevo, Tiflis
oder Freiburg sind insgesamt
gesehen am Start, am Freitag
waren es gar nur Tirol, Ober-
Österreich und Bayern, verkörpert eben durch Rapperin
Spilif, der Popschlagersängerin Ina Regen und dem widerständigen Liedermacher
Konstantin Wecker.
Es mag also nicht die große
weite Welt sein, die einem an
diesem lauen Sommerabend
vorgesetzt wurde. Umso erstaunlicher waren allerdings
die musikalischen, poetischen und ideologischen Zugänge zu der Welt, die sich
angesichts der geografischen
Nähe der Künstlerinnen und
Künstler eigentlich ähnlich
ausgestalten müssten. Das
Gegenteil war der Fall. Den
Anfang machte die Lokalmatadorin Spilif. Sie gab sich
poetisch, nihilistisch, auf
eine liebevolle Art und Weise
auch zynisch. Die Frage nach
dem Sinn beantwortete sie
mit weiteren Reimen, die
Foto: Mia Maria Knoll
Hochkarätige Musik zum
kostenlosen Eintritt: der Platz
vor dem Landestheater war voll.
S
vielleicht neue Bedeutungs-
ebenen eröffneten, aber
kein Problem lösten und
auch gar kein Interesse daran hatten. „Irgendetwas,
das du liebst“ und „Tetris“ —
ihre prägnantesten Songs —
sprangen auf dieser Art gut
groovend auf das Publikum
über, das sich zusammen
mit der Frontfrau und ihrer
bestens eingespielten Band
entspannt dem Fluss der
Möglichkeitsräume Oohne
Weg und ohne Ziel hingab.
Gänzlich anders wiederum die gebürtige Oberösterreicherin und Wahl-
Wienerin Ina Regen. Sie besang beispielsweise in
ihrem Lied „Leuchten“ ihre
Wahlheimat, beschwor in
„Liebe ist Widerstand“
ebenjene Kraft dieses Gefühls und ließ das mittlerweile aufgetaute Publikum
auf ihren Überhit „Wie a
Kind“ bis zum Schluss warten. Die MNaivität ihres
Weltzugangs kam nicht bei
allen an. Aber wer sich da-
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rauf einließ, bekam eine berührende, hochemotionale
und anrührende Musikreise
kredenzt, in der es keine
Peinlichkeitsgrenzen mehr
gab.
Schließlich erklomm der
Liedermacher-Übervater
Konstantin Wecker die
Bühne. Nach den zumeist
fröhlich jubilierenden Liedern von Ina Regen tat sich
abermals ein Stimmungsbruch auf. Wecker setzte
dem plötzlich wieder etwas
hüftsteif wirkendem Publikum unter anderem seine
altbekannten, dezidiert
antifaschistischen Lieder
vor. Er rief mit „Sage
Nein!“ dazu auf, sich einzumischen, wenn Dummheit
und Menschenfeindlichkeit
wieder Oberhand gewännen und bekannte sich später als leidenschaftliche
„Oma gegen Rechts“. Trotz
all dieser politischen Ansagen tat er sich schwer beim
Festival und dessen Publikum. Markus Stegmayr