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Jahr: 2025
/ Ausgabe: 2025_07_16_Presse_OCR
- S.7
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Tiroler Tageszeitung
„Viel Brisanz vor der Sommerpause“, Seite 20
Viel Brisanz vor der Sommerpause
Die Song-Contest-Bewerbung, ein 32-Millionen-Euro-Kredit zur Finanzierung von Investitionsvorhaben,
Planungen für eine Radunterführung unterm Bahnhof: Der morgige Gemeinderat in Innsbruck hat es in sich.
Von Michael Domanig
Innsbruck — Bevor sich der
Innsbrucker Gemeinderat in
die Sommerpause verabschiedet, ist morgen Donnerstag
nochmals eine besonders brisante und hitzige Sitzung zu
erwarten. Ein Überblick.
> Song Contest: Innsbrucks
Bewerbung wurde am 4. Juli
abgeschickt, der ORF nimmt
sowohl mit der Tiroler Landeshauptstadt als auch mit Wien
Verhandlungen zur Ausrichtung des 70. Eurovision Song
Contests (ESC) im Mai 2026
auf. Morgen wird dazu nun
der Gemeinderat befasst: Inhalt des Beschlusses sind der
Finanzierungsschlüssel, der
städtische Kostenanteil sowie
Sachleistungen (Stichwort:
Bereitstellung der Olympia-
‚ Demokratische
Einbindung ist uns
wichtig. Für die Bewerbung 2015 gab es überhaupt keinen Beschluss.“
Johannes Anzengruber
(Innsbrucker Bürgermeister)
world). Die Beschlüsse gelten
für den Fall, dass Innsbruck
den Zuschlag erhält.
Innsbruck werde die vertiefenden Gespräche mit dem
ORF „mit einem attraktiven,
sorgfältig kalkulierten Konzept wahrnehmen“, sagt Bürgermeister Johannes Anzengruber (JA). Anders als bei der
Bewerbung für den ESC 2015
gebe es diesmal eine klare Beschlussfassung: „Innsbruck
möchte den ESC 2026 - aber
nicht um jeden Preis.“
Aufgrund strenger Geheimhaltungsklauseln wandert der
Beschluss in den nicht-öffentlichen Teil. Was sich aber abzeichnet: Nur die Dreierkoalition aus JA, Grünen und SPÖ
wird dafür stimmen, die Opposition geschlossen dagegen.
Knackpunkt sind die Kosten:
Innsbrucks „Host-City-Paket“ soll insgesamt 19,47 Mio.
Euro umfassen - offiziell bestätigt wurde das bis dato freilich nicht, vom Verteilungsschlüssel ganz zu schweigen.
„Uns wurde keine Zahl genannt oder was darunter alles
subsumiert wird“, sagt Markus Stoll vom „Neuen Innsbruck“: Wer zahlt für das Sicherheitspaket, wie werden
die Sachleistungen budgetär
abgebildet? All diese Fragen
seien nicht beantwortet worden. „Man hat nicht mit uns
geredet. Da werden wir uns
schwertun zuzustimmen“, so
Stoll - dessen Liste eigentlich
für eine Bewerbung war.
Die FPÖ trat von Anfang an
dagegen auf, sie warnt davor,
für den ESC weitere Schulden
aufzunehmen. „Hinter vorge-
, Der Vertrauensvorschuss, den wir
der Stadtführung gaben,
wurde missbräuchlich
verwendet.“
Markus Stoll
(Stadtrat „Neues Innsbruck“*)
haltener Hand“ würden selbst
Gemeinderäte der Koalition
den Kurs kritisieren, meint
Gemeinderat Rudi Federspiel.
Er appelliert an die „Vernünftigen“ vor allem in den Reihen der Bürgermeisterliste JA:
„Schließt euch unserer Ablehnung an und sorgt dafür, dass
dieser Kelch an uns vorübergeht.“ Die FPÖ wird eine geheime Abstimmung fordern.
> Kreditaufnahme: Zur Finanzierung aktueller In-
vestitionsvorhaben wird der
Gemeinderat morgen die Aufnahme eines Kommunaldarlehens über 32 Mio. Euro
beschließen. Bereits im November 2024 war die Aufnahme eines 35-Mio.-Euro-Darlehens abgesegnet worden, von
dem 15 Mio. Euro ebenfalls
das Jahr 2025 betreffen. Insgesamt werden heuer also 47
Mio. Euro an neuen Schulden
„aufgeliehen“. Bürgermeister
Anzengruber betont jedoch,
dass gemäß Budget eigentlich
die Aufnahme von 58,6 Mio.
Euro vorgesehen war, dies
habe man also bereits um 11
Mio. Euro reduziert.
Und es gehe hier um wichtige Investitionen in Bildung,
Sicherheit und Daseinsvorsorge - von der Sanierung
des Kindergartens Arzl bis zu
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‚ Für den ESC werden
keine Kosten und
Mühen gescheut. Das
ist ein Hohn den Inns-
bruckern gegenüber.“
Rudi Federspiel
(FPO-Stadtparteiobmann)
Feuerwehrbauten, vom neuen Altstadtpflaster bis zu
Sportanlagen (z.B. Eiskanal
Igls), Parks und Friedhöfen.
Kontroverse Debatten sind
aber auch hier fix.
> Bahnhofsunterführung:
Auf größere Zustimmung darf
die Stadtführung bei einem
anderen wichtigen Punkt hoffen: dem Abschluss einer Planungsvereinbarung für eine
unterirdische Fuß- und Radwegverbindung unter dem ge-
samten Areal des Hauptbahnhofs. Diese könnte im Zuge des
bevorstehenden Umbaus von
Haupt- und Frachtenbahnhof
errichtet werden. Befürworter sehen eine „Jahrhundertchance“ für eine bessere Erschließung des Bahnhofs und
eine direkte Verbindung von
Pradl nach Wilten.
Wie mehrfach berichtet,
hat sich der Abschluss der
Vereinbarung - sie sieht eine
Drittelung der Planungskosten zwischen ÖBB, Stadt und
Land vor (je ca. 770.000 Euro
inkl. Reserve) - verzögert, wegen offener Fragen zwischen
Stadtführung und ÖBB. Jetzt
soll es aber so weit sein.
Die Planungen sollen nun
das Gesamt(kosten)gerüst abstecken, Schätzungen gehen
von 40 bis 60 Mio. Euro aus.