Pressespiegel seit 2021
Jahr: 2025
/ Ausgabe: 2025_06_5_Presse_OCR
- S.11
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Gesamter Text dieser Seite:
Tiroler Tageszeitung
„Der Stadtspaziergang“, Seite 23
Der Stadtspaziergang
Dienstleister und Betriebe aus )hrem Stadtteil stellen sich vor
Partyraum, Fit
——
inklusive: Rund 200 Studenten leben im Canisianum in der Tschurtschenthalerstraße.
Foto: TT/Axel Springer
Studentisches Wohnen im
denkmalgeschützten Heim
Im 114 Jahre alten Canisianum finden auch öffentliche Veranstaltungen statt.
Junges Leben in altem Gemäuer: Wie auch das Kloster
der Ewigen Anbetung, die
Bundesbahndirektion, das
Sieberersche Waisenhaus und
Greisenasyl und die Messehalle B ist das Canisianum
einer der frühen Großbauten, die den Saggen bis heute
prägen. Der riesige neoromanische Komplex samt Kapelle
in der Tschurtschenthalerstraße 7 wurde von Paul und
Theodor Huter geplant, für
die Ausführung zeichnete
Baumeister Josef Retter verantwortlich. 1911 wurde das
Canisianum als internationales Theologenkonvikt eingeweiht. 2013 übersiedelte
das Priesterkolleg (wieder)
in die Sillgasse. Das Canisianum blieb im Eigentum der
Jesuiten, wird aber seither
von der Akademikerhilfe als
Studentenheim geführt.
In ehrwürdigen Hallen zu
studieren, ist nicht ungewöhnlich. Als (angehender)
Akademiker in einem denkmalgeschützten Objekt auch
zu wohnen, ist aber nicht alltäglich: Etwa 200 Damen und
Herren, vom Studienanfänger
bis zum Doktoranden und
„von der Volljährigkeit bis
deutlich in die Dreißiger“, wie
es Heimleiter Konrad Marek
Hechenblaikner formuliert,
bevölkern heute das Canisianum. Deren Studiengänge seien ebenso bunt gemischt wie
ihre Nationen. Zwar machen
Österreicher und Deutsche
etwa die Hälfte der Bewohner
aus, je nach Jahr leben aber
Angehörige von 30 bis 40 Nationen unter einem Dach.
Der Stadtspaziergang - Saggen
5. Juni 2025 — Sonderthema
Herausgeber
} S. Moser GmbH;
Leitung: Frank Tschoner; Redaktion: Elke Ruß.
Verkauf: verkauf@tt.com. Anschrift für alle:
: 6020 Brunecker Straße 3,
e Innsbruck,
Postfach 578, Telefon 050403 - 1543.
Erst 2022 wurde das Haus
generalsaniert —- mit allen Herausforderungen, die der Spagat zwischen Bewahren und
Modernisieren zu bieten hat.
Laut Hechenblaikner wurde
„alles neu“ gemacht, von den
Wasser- und Stromleitungen
bis zum vollautomatischen
Brandschutz. Zumindest
einige Bereiche und Zimmer
sind jetzt auch barrierefrei.
Dafür sei „viel Abstimmungsarbeit“ mit dem Denkmalamt
nötig gewesen.
Das Canisianum ist auch
viel mehr als ein — sehr
schön und zentral gelegenes
—- Wohnhaus für junge Leute
samt Heimbar mit Lounge,
Musikzimmer, Fitness-, Tischtennis-, Tischfußball- und Billardraum sowie einem wunderbaren Garten: Über die
Jesuiten öffnet sich das Haus
auch für Veranstaltungen. In
der Propter-Homines-Festaula, die Plafondgemälde mit
Stuckaturumrahmung zieren,
finden insbesondere Konzerte
(z.B. Innsbrucker Abendmusik und Innstrumenti) und
Theatervorstellungen statt.
Das große Gartenareal
bleibt in der Regel den Hausangehörigen vorbehalten und
wird nicht für Veranstaltungen genutzt. „Es ist ja doch
ein Wohngebiet“, betont Hechenblaikner. Eine der raren
Gelegenheiten, den Garten
des Canisianums zu erleben,
bietet heuer aber die Kulinarik-Veranstaltung „Alpinisst“
(3. bis 12. Juli): Dabei laden
acht moderne Genussräume
im Freien dazu ein, alpine
Haubenküche zu genieß
Kleines „Häus
|II
mit großer
Strahlkraft
Der Schillerpark mit Spielgeräten und dem Schillerhäusl bildet eine Art kleinen
Dorfplatz mitten im Saggen.
Das Häuschen wird von den
Stadtteilfreunden auf vielerlei
Arten bespielt.
Lange war der Saggen ein
Wohnviertel ohne alltagsrelevante Infrastruktur. Eine
Schule etwa gab es erst ab
1926 - aber nur für Mädchen.
Buben mussten sogar bis 1974
in Dreiheiligen die Schulbank
drücken. Eine selbstständige
katholische Pfarre gibt es erst
seit 1949. Trotz allem wird
im Stadtteil ein beinahe dörflicher Charakter spürbar.
Zuletzt haben der grüne,
klimafitte Messepark und
die verkehrsberuhigte Zone
entlang der Viaduktbögen
mit Gastgärten neue Aufenthalts- und Begegnungsräume
geschaffen. Ein gemauerter
Raum für „Begegnung, Ideen
und gelebte Nachbarschaft“
(O-Ton Stadtteilfreunde Saggen) findet sich am Schillerpark: Mit bescheidenen 15
Quadratmetern entfaltet das
„Schillerhäusl“ einiges an
Potenzial. Vom bereits 150
Mitglieder starken Verein der
Stadtteilfreunde in Eigenleis-
tung renoviert und elektrifiziert, verfügt es laut Obfrau
Patrizia Donner über eine
kleine Musikanlage, eine Bierbankgarnitur und eine Multifunktionsbox, die flexibel als
Sitzgelegenheit oder Präsentationsfläche dient. Reserviert
wird das Häusl online. Dass
ein WC und ein Wasseranschluss fehlen, sei „kein Hindernis, weil alle Mitglieder in
der Nachbarschaft wohnen“.
Um das Miteinander im
Stadtteil zu stärken, wird im
und ums Schillerhäusl vernetzt, ausgestellt, gehandelt
— und gefeiert. Ganz groß
passiert das beim jährlichen
Nachbarschaftsfest, das heuer
am 27. Juni ab 15 Uhr steigt.
Donnerstags findet von 16.30
bis 18.30 Uhr ein Bio-Bauernmarkt statt. Als „Pop-up-Innovations-Hub“ wird das Häusl
auch für neue Geschäftsideen
genutzt: Am 8. Juni ab 8.30
Uhr bietet hier z.B. das Sauerteigland Brot feil, solange der
Vorrat reicht. Eine schwarze
Tafel an der Hauswand kündigt Termine an. Im Sinn des
Nachhaltigkeitsgedankens
parkt am Kiosk zudem ein
L d, das Verei itglieder online reservieren und
kostenfrei nutzen können.
Das Schillerhäus! bietet Raum für soziale Nähe und kulturelle Vielfalt, um das
der und die Lebensqualitä
im Stadtteil zu fördern. _ Foto: Stadtteifreunde
Ein auswegloser Sack mit Acker- und
Weideland für die Innsbrucker Stadtbürger
Man kann es sich kaum vorstellen, aber einst war der
Saggen tatsächlich nur ein
„auswegloser Sack“ im Zwickel zwischen zwei Flüssen: im
Norden der Inn und im Süden
die Sill, die in den Inn mündet. Unterhalb der Innbrücke
bei der Altstadt und unterhalb
der Pradler Sillbrücke gab es
keinen Übergang und kein
Entrinnen. „Sacka-Flur“ als
plastischer Name für dieses
Gebiet lässt sich erstmals 1187
urkundlich nachweisen. Den
Ausweg brachte erst der Bau
der ersten Mühlauer Brücke
um 1581/90.
Die Kaiserjägerstraße war
als „Saggengasse“ lange nur
ein Feldweg, der zu Wiesen
und Ackern führte: Bis zur
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Mitte des 19. Jh. betrieben
die Innsbrucker Stadtbürger
nämlich eine eigene Land-
Wwirtschaft zur Deckung des
persönlichen Bedarfs. Das
hörte auf, als die nötigen
bäuerlichen Güter aus den
Dörfern der Umgebung bzw.
mit der 1858 eröffneten Unterinntaler Eisenbahn preisgünstig herbeigeschafft wer-
den konnten. Das Saggenfeld
wurde zum Siedlungsgebiet.
Anfangs entstand das gründerzeitliche Villenviertel, ab
1898 unter dem Druck des
Bevölkerungswachstums der
Blocksaggen mit repräsentativen Zinshäusern um grüne
Höfe. Die Äcker östlich des Sanatoriums Kettenbrücke sind
der Rest des Saggenfeldes.