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Jahr: 2025
/ Ausgabe: 2025_06_19_Presse_OCR
- S.6
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Tiroler Tageszeitung
„Kritik an Politik nach Bombenalarm“, Seite 8, 9
Kritik an Politik nach Bombenalarm
Nicht einheitlich, wenig
informativ. Verbesserungen in
Krisenkommunikation gefordert.
Von Verena Langegger
Innsbruck - Zeliha Arslan
ist empört. Nicht nur als
Landtagsabgeordnete
(Grüne), sondern auch
als Mutter. Kritik übt sie
am Umgang von Politik und in der Folge von
Behörden mit Bombendrohungen. Und es hat
einige gegeben in den
letzten Monaten.
Alarm in Schulen
Am 9. Dezember 2024
gab es eine Bombendrohung gegen gleich 33 Tiroler Schulen. Die Polizei
ging damals vorerst nicht
von „konkreter Gefährdung“ aus, die TT berichtet. SchülerInnen wurden
evakuiert und hätten sich
an Sammelpunkten eingefunden. Es wurde Entwarnung gegeben.
Am 23. Mai und am
26. Mai wurden erneut
Bombendrohungen an
Schulen bekannt. In
der Fachberufsschule
Schwaz-Rotholz fiel der
Unterricht nach einer
Entscheidung der Direktion aus, an anderen
Schulen wurde der Unterricht durchgeführt. Arslan
wurde bereits an diesen
Tagen von zahlreichen
Eltern kontaktiert. „Diese
wollten Informationen“,
erzählt sie. Doch auch sie
selbst hatte, obwohl Politikerin, keine Infos über
die tatsächliche Gefährdungslage an den Schulen. „Es existieren einzelne Maßnahmen“, sagt die
Grünpolitikerin: „Doch es
fehlt an einer durchdachten und verbindlichen
Gesamtstrategie.“
‚ Es existieren
einzelne Maßnahmen. Doch es fehlt
an einer durchdachten
und verbindlichen
Gesamtstrategie.“
Zeliha Arslan
(Grüne)
Da sie selbst auch Elternsprecherin an der
Schule ihrer eigenen Kinder sei, habe sie erlebt,
wie „unzureichend“ Eltern informiert wurden.
„Viele standen, wie auch
ich, ratlos da.“ Es sei unklar gewesen, was man
als Elternteil tun könnte,
sollte. „Soll man das Kind
abholen? Ist es sicher?“,
erinnert sich die 49-Jährige. Da keine klaren Anweisungen kamen, sei
es zu chaotischen Reak-
tionen gekommen. „In
einigen Fällen sei man
nach dem üblichen Evakuierungsplan für Feueralarme vorgegangen“,
erzählt sie. Die Kinder
seien vor dem Schulgebäude versammelt worden. Arslan spricht von
einer „zutiefst beunruhigenden Situation": „Diese
zeigt, wie wenig durchdacht manche Abläufe im
Ernstfall sind.“
Arslan ist sich über die
unterschiedlichen Akteure, die bei einer Bombendrohung zum Einsatz
kommen, im Klaren. „Die
sicherheitspolitischen
Maßnahmen passen ja“,
sagt sie: „Die Polizei hat
zweifelsohne andere
Ziele, wenn es um Sicherheit in Schulen geht.“
Nicht einheitlich
Es fehle „der Lead“, sagt
Arslan. Teilweise sei nicht
einmal die Polizei, sondern die Mobile Überwachungsgruppe MÜG
in die Schulen gegangen.
Kritik übt Arslan auch an
der Bildungsdirektion.
Einheitliche Pläne gebe es
keine im Falle einer Bombendrohung. Erst kürzlich
hatte der Tiroler Bildungsdirektor Paul Gappmaier
gegenüber der 7T erklärt,
dass man sich in diesen
Fällen auf die Einschätzung der Polizei verlasse.
Schon am 12. Dezember, also drei Tage nach
der Bombendrohung an
Halbmast-Beflaggung am Tiroler Landhaus nach dem School Shooting in Graz. Die grüne Landtagsabgeordnete Zeliha Arslan vermisst
eine klare Strategie der Politik.
gleich 33 Schulen, hatte
Arslan einen Dringlichkeitsantrag im Landtag
eingebracht. Der Betreff
lautete „Krisenbewältigungsmaßnahmen an
Schulen optimieren“.
Darin wurde die Landesregierung aufgefordert, in
Zusammenarbeit mit der
Bildungsdirektion Tirol
und anderen relevanten
Behörden ein Konzept
zu erarbeiten, das eine
„zeitnahe und strukturierte Krisenbewältigung
bei Bedrohungslagen wie
Bombendrohungen an
Schulen gewährleistet“.
Der Antrag geriet in die
Mühlen des politischen
Alltags. Er wurde bis zur
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Vorlage eines Berichts
ausgesetzt. Zudem wurde am 13. Juni darauf verwiesen, dass es bereits
Maßnahmen zur „Handlungssicherheit von Bildungseinrichtungen bei
Bedrohungslagen“ gebe.
Etwa eine zentrale Steuerungsstelle, eine Webseite, standardisierte
Fota: Anl Springer
Krisenkommunikation
auf Schoolfox und
überregionale Krisenstabsarbeit. Doch mittlerweile wurden die
Bombendrohungen an
Tiroler Schulen von einer
furchtbaren Realität eingeholt. Am Vormittag des
12. Juni fielen Schüsse an
einer Schule in Graz.