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Jahr: 2025
/ Ausgabe: 2025_05_5_Presse_OCR
- S.8
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Tiroler Tageszeitung
„Chaos durch die Elterntaxis“‘,
Seite
Elternbringdienste sorgen vor den Schulen oft für eine zusätzliche Gefahrenquelle.
Symbolfoto: imago/Breuel-Bild
Chaos durch die
Elterntaxis
Immer wieder kommt es in größeren Gemeinden zu
gefährlichen Situationen im Nahbereich von Schulen.
Drei Beispiele und die Lösungsversuche.
Von Renate Perktold
Innsbruck — Vor der Schule
frühmorgens herrscht Chaos:
Auto an Auto steht aneinander,
die Kinder müssen sich zwischen den Fahrzeugen durchschlängeln, es entstehen Engstellen, Rückstaus, gefährliche
Wendemanöver und Sichtbehinderungen. So versuchen
die Gemeinden das Problem
mit Elterntaxis in den Griff zu
bekommen:
> In Hall: „Vor allem montags
und freitags kommt es in Stoßzeiten immer zu gefährlichen
Situationen, ganz besonders
schlimm ist es, wenn es regnet“, weiß die Direktorin der
Volksschule Unterer Stadtplatz
Hall, Michaela Sint. Im Vorjahr hat die Gemeinde Elternhaltestellen eingerichtet, um
das Problem im Frühverkehr
zu entzerren.
Die erhoffte Entspannung ist
großteils ausgeblieben, wie sie
enttäuscht anmerkt: „Leider
werden die Elternhaltestellen
nur mäßig angenommen. Was
wir aber schon erreichen konnten, ist, dass rund weitere zehn
Prozent der Kinder auf den Bus
umgestiegen sind oder zu Fuß
kommen.“ Überhaupt funktioniere die Aufklärung besser
bei den Kindern als bei den Erwachsenen. Sint gibt nicht auf,
möchte vermitteln, dass nicht
nur Sicherheits-, sondern auch
Umwelt- und Freizeitgründe
gegen Elterntaxis sprechen.
„Wir werden das Thema weiterhin im Schulforum besprechen und dranbleiben.“
> In Innsbruck: Auch in der
Landeshauptstadt kennt man
Foto: Grüne
‚ Elterntaxis sind
oft gut gemeint,
schaffen aber genau
die Gefahren, die wir
vermeiden wollen.“
Janine Bex
das Chaos vor den Schulen,
„das Problem liegt weniger
im Schulstandort selbst, sondern vielmehr im Verhalten
der Verkehrsteilnehmenden“,
führt die zuständige Stadträtin
Janine Bex aus. Die Stadt reagiert mit einer Kombination
aus baulichen Maßnahmen,
Aufklärung und Zusammenarbeit mit Eltern und Schulen.
Zwei betroffene Standorte in
Hötting und Amras wurden
mit Schulstraßen ausgestattet.
Außerdem setzen die Verantwortlichen auf Schülerlotsen an gefährdeten Kreuzungen, auf „StreetBuddies“,
also Reflexionsfiguren, die
auf Schulwege hinweisen,
auf Pedibus-Projekte und einen kostengünstigen Zugang
zum Ööffentlichen Verkehr.
Wichtig sei eine noch stärkere Bewusstseinsbildung bei
den Eltern. „Wir wollen, dass
Kinder ihren Schulweg sicher,
selbstständig und mit Freu-
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de zurücklegen können — das
ist nicht nur eine Frage der
Verkehrssicherheit, sondern
auch der kindlichen Entwicklung. Elterntaxis sind oft gut
gemeint, schaffen aber genau
die Gefahren, die wir vermeiden wollen“, betont sie.
> In Zirl: Die Einführung einer Schulstraße wurde auch
in Zirl geprüft. Dort ist die
Situation zu den Stoßzeiten ebenfalls chaotisch, weil
Volksschule und Mittelschule
eng beieinanderliegen und die
Straßen kaum Spielraum für
den Verkehr lassen. „So einfach ist die Umsetzung aber
leider nicht“, erklärt Gemeinderätin Regina Stolze-Witting.
„Ideal wäre, alles, was schulnah ist, möglichst verkehrsfrei
zu halten. Das ist in der Realität nicht möglich.“
Ursprünglich wollte Zirl die
Schulstraße Anfang 2025 umsetzen. Ein erstes Konzept
wurde vom Land zurückgewiesen. Demnach war der gewählte Zeitraum, für den die
Dauer der Schulstraße gelten
sollte, zu lange. „Wir wollten
bewusst einen längeren Zeitraum, weil zum Beispiel die
Mittelschule oft Nachmittagsunterricht hat. Jetzt müssen
wir das Konzept umändern.“
Auch Elternhaltestellen —
fünf zeitlich begrenzte Stellplätze - sollen die Verkehrslage entspannen. „Damit hoffen
wir, Druck vom Umfeld der
Schule abzuhalten. Wobei das
optimale Ziel wäre, dass die
Schüler ohne Auto zur Schule
kommen“, erklärt die Gemeinderätin. „Das braucht noch einiges an Überzeugung.“