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Jahr: 2025
/ Ausgabe: 2025_05_20_Presse_OCR
- S.20
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Kurier
„Doch, das lohnt sich“, Seite 2
Doch, das lohnt sich
Der Song Contest kommt finanziell gesehen zur Unzeit: Auf allen Ebenen
herrscht Budgetkrise - das Event wird sich für uns trotzdem auszahlen.
n wenigen Tagen wird der ORF sein
Anforderungsprofil zum ESC verschicken. Darin ist zu lesen, welche Voraussetzungen ein Veranstaltungsort für
den Eurovision Song Contest 2026 in Osterreich erfüllen muss. Neu ist das Prozedere nicht: 2014 hatte Conchita Wurst
A
Von Philipp Wilhelmer
te Nachrede gehabt: Die ESC-Woche war
bunt, lustig und friedlich. Wien hat seinen
Ruf als wichtiger Reisezielort für die
LGBTQ-Community gefestigt.
All das spräche für eine Wiederholung, die inflationsbereinigt rund 50 Mil-
den ESC zum zweiten Mal in seiner Ge-
schichte nach Österreich gebracht. Nach itartikel
eine Lösung finden: Ticketerlöse, EBU-
Beitrag (rund fünf Millionen Euro) und
langem Hin und Her fiel Ende des damali-
gen Sommers die Entscheidung: Wien würde den Song
Contest austragen. „Building Bridges“ lautete der Titel der
Veranstaltung. Die Brücken stehen zum Teil heute noch:
Gleichgeschlechtliche Ampelpärchen zeugen vom damaligen Spirit der Weltoffenheit und Toleranz. Simple Times,
rückblickend.
Heuer kommt der Sieg auf den ersten Blick eigentlich
ungelegen: Das Bundesbudget ist ein schwarzes Loch, der
ORF muss brutal sparen, und die Stadt Wien, die den Song
Contest 2015 mitsponserte, ist hoch verschuldet. Da mutet
es verwegen an, dass sich ORF-Generaldirektor Roland
Weißmann und Bürgermeister Michael Ludwig über den
Sieg von „JJ“ freuten. Die Zuversicht ist berechtigt. Als der
Song Contest 2015 abgerechnet war, hatte das Budget nicht
nur gehalten, man lag sogar deutlich unter den Berechnungen: Sowohl Stadt Wien als auch ORF hatten weniger ausgegeben als veranschlagt. Rund 40 Millionen Euro hat das
Mega-Event gekostet. Und es hat sowohl bei der ESC-Community als auch bei den Wienerinnen und Wienern eine gu-
Sachleistungen des Austragungsortes
(neben Wien haben schon Innsbruck, Graz, Linz/Wels
und Oberwart Interesse bekundet) ergeben einen soliden
Grundsockel. Die Lücke wird wohl oder übel der ORF
finanzieren. VorelfJahren bliebenrund 15 MillionenEuro
über, die der Rundfunk zu stemmen hatte. (Intern hatte
man den Betrag mit Bilanz-Manövern sogar auf rund elf
Millionen heruntergerechnet.)
Nutznießer ist das Land: Insgesamt hatte der ESC im
Jahr 2015 laut Institut für höhere Studien (IHS) einen
Wertschöpfungsbeitrag von etwa 38 Millionen Euro, der
Großteil davon kam der Wirtschaft in der Bundeshauptstadt zugute.
Könnenwirunsden Song Contestalsoleisten? Ja. Und
wir sollten sogar: Wirtschaftlicher Erfolg findet zu einem
bedeutenden Anteil mental statt. Ein wenig Aufbruchstimmung kann Österreich in Zeiten der Budgetmisere
und des drohenden Abstiegs gut gebrauchen.
philipp.wilhelmer@kurier.at
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